Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]
gehauen hast?«
»Wieso?«
Rita antwortete anstelle ihres Großvaters. »Weil es doch offensichtlich ist, dass da ein Zusammenhang besteht. Auf dem Schiff namens Elena ist ein Typ, der immer in der Nähe des Mädchens Elena ist. Zufall?«
»Stimmt«, gab Benny zu. »Das kann eigentlich kein Zufall sein.« Gustav fügte hinzu: »Dann ist der Eigner des Schiffes vermutlich der Boss dieser – wie sagtest du so schön? – Rattenfresse und zugleich auch der Vater deiner süßen Eroberung.«
»Apropos süße Eroberung«, meinte Bärbel. »Auf den Schrecken des Beinahe-Schiffbruchs müssten wir uns eigentlich ein großes Stück Kuchen genehmigen.«
»Au ja«, stimmte Rita zu. »Das ist aber so ziemlich das Einzige an Proviant, was wir nicht an Bord haben. Lasst uns also mal langsam zurückfahren!«
Lorenz schüttelte den Kopf und murmelte leise vor sich hin: »Das Weibsvolk hatte einmal mehr nur Zuckerzeug im Kopf. Jedoch Kommissar Wollbrand verfuhr wie jeder kluge Kapitän – er ließ seine Matrosen machen, wenn sie nur das richtige Ziel vor Augen hatten. Und von dieser Seefahrt hatte er nun auch die Nase gestrichen voll.«
29. Kapitel
Paul wandte sich von der Reling ab und stimmte in das Gelächter der anderen Männer an Bord ein. Wladimir Slotin am Ruder schüttete sich aus vor Lachen. »Touristen!«, dröhnte er. »Auf meinem See!« Dann winkte er einem seiner Männer, das Ruder zu übernehmen, und trat zu seinen Gästen.
Ali Achmed, die rechte Hand des Türken Murat Erberich, schüttelte den Kopf. »Slotin, jetzt wo Sie zu Ende gespielt haben, können wir nun endlich zum Geschäft kommen?«
Der Pate grinste. »Aber, aber, mein lieber Achmed. Wo bleibt denn die orientalische Zurückhaltung? Ach Entschuldigung, ich vergaß, Sie sind ja Kölner.«
Ali Achmeds schwarze Augen blitzten. Die Muskeln des Hünen spannten sich. Doch beherrschte er sich und sagte: »Der Russe will also immer noch spielen. Ich lasse ihm den Spaß und bin ein guter Gast, wenn der Gastgeber seiner Pflicht schon nicht nachkommt.«
Der Serbe Sadic mischte sich ein. »Der Türke riskiert eine ganz schön dicke Lippe, wenn man bedenkt, dass sein Chef gar nicht dabei ist.«
Slotin winkte ab. »Immer ruhig bleiben. Unser guter Murat Erberich spürt eben, dass ihm seine Felle wegschwimmen. Und er weiß nicht, ob er es sich leisten kann, mein Feind zu sein. Aber er mag offenbar eben auch nicht mein Freund werden.«
Ali Achmed schnaubte verächtlich. »Euer Freund sein heißt, auf eurer Lohnliste zu stehen. Daran glaubst du doch selbst nicht, Russe. Was also willst du wirklich?«
Der Pate strich sich über das glatte Gesicht. Dann grinste er. »Ach, weißt du, wenn ich es mir so recht überlege – vielleicht will ich ja gar nichts mehr von dir.«
Ali Achmed nickte langsam. »Ich kenne dich, Slotin. Wenn du freundlich bist, hat es einen Grund. Und wenn du unfreundlich bist, hat es einen noch viel stärkeren Grund.«
Slotin lachte dröhnend. »Sehr gut, mein lieber Achmed. Gar nicht so dumm – für einen Türken.«
Ali Achmed stieß einen Fluch aus, zog sein Messer und machte einen Schritt auf den Paten zu. Noch bevor dieser Paul einen Wink geben konnte, zog Paul seine Pistole und hielt sie dem Leibwächter des Türken entgegen. »Bitte, keinen Schritt weiter«, sagte er ruhig und bestimmt. Ali Achmeds Augen funkelten. Paul sah aus den Augenwinkeln, wie der Serbe Sadic und dessen Begleiter nach ihren Waffen tasteten. Paul überlegte fieberhaft, wie er die Situation lösen konnte, ohne dass es zu einer Schießerei kommen würde. Einer plötzlichen Eingebung folgend steckte er die Pistole wieder ein und sagte zu Ali Achmed: »Wenn du deine Ehre beleidigt siehst, dann steck dein Messer weg, und wir beide kämpfen wie Männer.«
Über Ali Achmeds Gesicht huschte kurz ein Ausdruck der Verwunderung, dann beförderte er seinen Dolch in die Scheide zurück, verbeugte sich und antwortete: »Es gibt also im Dienste des Paten vom Rursee einen Mann von Ehre. So sei es denn.«
Er nahm eine Kampfstellung ein, an der Paul sofort erkannte, dass der Orientale eine harte Kung-Fu-Schule durchlaufen hatte. Auch er verbeugte sich und ging in Grundstellung.
Ali Achmed lächelte. »Jiu Jitsu. Polizeiausbildung.«
Es entstand eine gespannte Stille. Man konnte das Rauschen der Bugwelle und das Rütteln des Windes im Segeltuch hören. Die Männer erwarteten gespannt das Aufeinandertreffen der beiden Hünen. In diesem Moment ertönte eine schnarrende Stimme:
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