Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]
das Interesse an ihm, und er wird vergessen, seine Bilder hängen irgendwo rum und versauern.«
»Traurige Sache«, meinte Lorenz. »Wo bleibt der Clou?«
»Ja, Moment! Stellt euch vor, hundert Jahre später haben die Menschen Raumschiffe entwickelt, mit denen man zu anderen Sternensystemen fliegen kann.«
»War ja klar, dass da noch was mit Raumschiffen und Außerirdischen kommen musste«, spottete Gustav.
»Na, warte doch mal«, rief Benny. »Jedenfalls kann man jetzt auch zum Alpha Centauri und Beteigeuze und so fliegen. Und irgendein bekloppter Kunsthistoriker kommt auf die Idee, die Bilder dieses fast vergessenen Künstlers mitzunehmen. Und siehe da, im Licht dieser fremden Sterne leuchten die Bilder in einer so wahnwitzigen Pracht, dass allen die Spucke wegbleibt und die Leute, die das sehen, Pipi in den Augen haben. Und dann ahnen die Menschen, dass dieser Künstler hundert Jahre zuvor in diesen Sternensystemen gewesen sein und dort diese Bilder unter dem speziellen Sternenlicht gemalt haben muss. Anders ist das nicht zu erklären. Und das haut dann alle vollends aus den Socken!«
»Das ist ja richtig romantisch«, schwärmte Bärbel.
»Sehr romantisch, vor allem, wenn ich an Bennys letzte Geschichte denke, die er schreiben wollte«, versetzte Lorenz. »Wenn ich mich recht erinnere, wurden da unsere besten Wissenschaftler von kontaktsuchenden Außerirdischen mit der Begrüßungsmahlzeit verwechselt und aufgefressen.«
Alle lachten, aber Bärbel versicherte Benny nochmals, dass seine Geschichte ihr wirklich sehr gefiel. Der Junge zeigte sich zufrieden und strampelte still vor sich hin lächelnd weiter.
Bald näherten sie sich der Insel, dort, wo sie mit einer Landzunge eine schmale Wasserstraße bildete. Lorenz wies auf das steile Ufer. »Dort ist der Tonsberg. Fahrt mal etwas näher ans Ufer, vielleicht können wir etwas erkennen!«
Es war noch ein gutes Stück bis dorthin. Lorenz lehnte sich noch einmal genüsslich zurück, schloss die Augen und ließ die Sonne seinen Körper wärmen. Das Plätschern des Wassers am Schiffsrumpf, die Wärme und der leichte Windhauch über dem See machten ihn schläfrig. Fast wäre er eingenickt, als Bärbel fragte: »Und – was ist mit diesem Tonsberg?«
Lorenz richtete sich wieder auf und wies auf die Halbinsel, die in das Wasser hineinragte. »Seht ihr die Mauerreste? Man behauptet, dies sei eine alte römische Befestigungsanlage. Ist aber nicht erwiesen. Ich wollte immer mal rausfinden, aus welcher Zeit die Ruinen wirklich stammen.«
»Ich denke, das ist eine alte Burg«, meinte Gustav. »Als Kind habe ich manchmal dort gespielt.«
»Ich auch!«, rief Lorenz aus. »Und dann sind wir um die Wette geschwommen. Bis zur Insel und zurück. Vielleicht haben wir uns da schon mal getroffen?«
Gustav zuckte die Achseln. »Weiß nicht. Nach dem Krieg war ich ja wie gesagt im Heim. Bin manchmal ausgebüchst und allein durch die Eifel gezogen. Habe selten mit anderen Kindern gespielt.«
Benny grinste. »Unser Gustav war immer schon anders.«
Bärbel gab dem jungen Mann einen Knuff. »Strampel du mal brav weiter und rede keinen Unsinn!« Dann wandte sie sich an Rita. »Darf ich die Frau Kommissarin einmal ablösen?«
»Gern«, meinte Rita. »Aber schön locker. Wir haben ja Zeit.«
Die beiden Frauen wechselten die Plätze. Lorenz betrachtete mit einer Mischung aus Bewunderung und Neid, wie Bärbel fröhlich in die Pedale trat und das Boot vorantrieb. Dann lehnte er sich zurück und döste wieder ein wenig vor sich hin. Die Sonne wurde intensiver, die Seeoberfläche warf das Licht glitzernd zurück, sodass es ihn fast in den Augen schmerzte. Er schloss die Lider und beobachtete, wie das Glitzern der Wellen sich, wenn auch gedämpft, hinter den geschlossenen Augen fortsetzte. Und irgendwann war er sanft eingeschlafen. So wusste er auch zuerst nicht genau, wo sie waren, als ihn ein Ruf aufschreckte.
»Die sind doch bescheuert!« Benny wies auf eine Segelyacht, die auf sie zurauschte, gerade an der engsten Stelle des Sees bei der Spitze der Insel.
»Schnell nach links, Richtung Ufer!«, rief Rita. Sie wollte Bärbel wieder an den Pedalen ablösen, doch dafür war es bereits zu spät. Bärbel und Benny strampelten, so schnell sie konnten. Die Yacht kam rasch näher. Dort schien man sich an dem kleinen Tretboot überhaupt nicht zu stören.
Lorenz murmelte: »Kommissar Wollbrand hatte ja schon viele Arschlöcher gesehen, aber der Steuermann dieses Seglers schien sein Hirn
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