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Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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»Auf dem Boot von meinem Väterchen Paten kämpft nur der Skipetar oder gar keiner!« Kastriot Visar Kreshnik trat zu den Männern. »Komme nicht zwischen Männer von Ehre!«, zischte Ali Achmed. Kastriot rief erbost: »Hey, halt's Maul bitte!«
    Paul verdrehte die Augen. Er hoffte inständig, der reizbare kleine Albaner würde die Situation nicht völlig eskalieren lassen. Doch der zeigte gleich, was in ihm steckte. Er zog sein Messer, hielt es hoch und rief: »Wenn ein Türke hier kämpfen will, dann bekommt er die Krallen des Adlers zu spüren. Dann mach' ich Gewalt!«
    Ali Achmed lachte laut. »Du elender Zwerg. Ich zerreibe dich zwischen meinen Fingern, während ich zwei Frauen befriedige. Du dagegen reibst nur dein kleines Ding zwischen den Fingern, während eine Frau dich nicht einmal betrunken ansehen möchte!« Der Albaner schrie vor Wut auf und stürzte sich auf den Türken. Im Sprung ließ er sein Messer auf Ali Achmed herabsausen. Doch dieser drehte sich gewandt weg, ließ das Messer haarscharf an sich vorbeisausen und trat dann mit voller Wucht gegen Kastriots Handgelenk. Der Dolch flog davon und blieb zitternd in der Kajütenwand stecken, knapp neben Slotins Kopf. Der fluchte und ging in Deckung. Paul erinnerte sich an seinen Job und sprang zu ihm, um ihn zu decken. Kastriot taumelte, fand aber schnell die Balance wieder. Seines Messers beraubt, zog er nun eine Pistole hervor und richtete sie auf Ali Achmed. Der zischte: »Bist du nicht auch als Sohn des wahren Glaubens geboren worden? Hast du keine Ehre im Leib?«
    Kastriot keifte zurück: »Ich glaube nur an mich und meine Waffen!«
    Noch ehe einer der Anwesenden reagieren konnte, setzte Ali Achmed mit einem schnellen Sprung über die Reling und verschwand im See. Der Schuss aus der Pistole des Albaners ging ins Leere. Kastriot schrie wutentbrannt auf, rannte zur Kajütenwand, wo sein Messer steckte, riss es heraus und sprang dem Türken hinterher. Auf einen Wink Branco Sadics tat dessen serbischer Begleiter es ihm gleich. Slotin, Paul und Sadic eilten zur Reling, um das Geschehen zu verfolgen.
    »Wenden!«, schrie Slotin dem Mann am Ruder zu, als die Yacht sich zu weit von der Stelle entfernt hatte, an der die Männer über Bord gegangen waren.
    Doch als sie dort ankamen, fanden sie nur einen erschöpft im kalten Wasser paddelnden Kastriot. Zum Verbleib Ali Achmeds und des Serben konnte er nichts sagen. Sie waren verschwunden.
    Branco Sadic kam auf Paul zu. »Du … Bulle«, sagte er. »Wenn mein Mann verschwunden bleibt, bist du schuld. Was sollte der Quatsch mit der Ehre und dem Kampf unter Männern? Wir hätten den Türken einfach umnieten sollen.«
    Paul antwortete nicht, sondern drehte sich weg und sah über die Reling in die Wellen des Rursees. Der Serbe schnaubte verächtlich und ging.
    Slotin sagte zu Paul: »Das hast du gut gemacht, mein Junge. Ich will keine Schießerei hier an Bord.«
    Paul sah den Paten an und nickte wortlos. Dann blickte er wieder auf den See hinaus. Das Wasser lag da zwischen den grünen Hügeln von Kermeter und Hürtgenwald wie ein großer Spiegel. Paul sah darin nicht das Himmelsblau und auch nicht die Herbstsonne. Der See kam ihm vor wie eine Oberfläche, die in dem Moment, wo man sie berührte, als Trugbild entlarvt wurde.

30. Kapitel
    Der Sonntag war kühl. Rita hatte sich zu leicht angezogen und fror. Sie hatte vom Parkplatz Budenbach an der Staumauer einige hundert Meter zu Fuß durch den feinen Nieselregen gehen müssen. Nun stand sie am Ufer des grau und still daliegenden Rursees. Leise plätscherte ein Bach die Anhöhe herunter und verlor sich im Wasser des Sees. Genau dort, an der Mündung, lag die Leiche.
    »Hat jemand Gummistiefel für mich?«
    Rita sah auf ihr leichtes Schuhwerk und fixierte die Männer der Spurensicherung der Reihe nach. Als sie keine Antwort erhielt, stapfte sie achselzuckend durch das Bachbett und betrachtete den muskulösen Mann, der dort im seichten Wasser tot auf dem Rücken lag. Das Gesicht des Mannes war so breit und kantig wie der gesamte Körper, seine Haare kurz geschoren. Rita hatte das Gefühl, einen Soldaten vor sich zu haben, auch wenn der Mann zivile Kleidung trug. Der Tote musste einige Zeit im Wasser gelegen haben. Der tiefe Schnitt in seinem Hals war weiß und vom Wasser ausgespült.
    »Gut ausgeblutet, oder?«, fragte Rita den Mediziner, der neben ihr stand.
    Der nickte. »Kann man so sagen. Die Kehle wurde durchgeschnitten, sehr kräftig, sehr tief. Der Verbleib im

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