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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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trieb. Die Besatzung des Bootes bestand aus drei Frauen. Wie bei den meisten Arbeitsgruppen üblich, waren sie miteinander verwandt – zwei Tanten und eine Nichte –, alle erfahrene Seeleute, die wußten, wie man jede Brise ausnutzte, und obwohl keine von ihnen bisher so weit nördlich wie Shambah gekommen war, trauten sie sich durchaus zu, um die Sandbänke zu steuern, die eine Gefahrenquelle an der Küste oberhalb der Mündung des Rauchflusses waren. Doch trotz der Geschicklichkeit der Mannschaft waren Cyen und Nacah beide nervös bei der Aussicht auf eine weitere Seereise.
    »Mit dieser guten Mannschaft werden wir keinerlei Probleme haben«, versprach Marrah ihnen. »Die Göttin selbst hat uns ihren Segen erteilt, und wir werden im Handumdrehen in Shambah sein.«
    Marrah sprach zu früh. Nicht lange danach tauchte das erste Problem auf – es war Arang. Entschlossen, nicht allein in Shara zurückzubleiben, hatte er sich unter einem Stapel Tierhäute versteckt.
    Marrah war wütend. »Wie konntest du nur etwas so Unverantwortliches tun?« schrie sie, sobald sie seinen Kopf sah, und am liebsten wäre sie zu ihm gerannt und hätte ihn auf die Füße gerissen, nur daß das Boot dabei gekentert wäre.
    Arang setzte sich auf, nieste, wischte sich den Staub aus den Augen und verzog den Mund zu einem unerträglich gewinnenden Lächeln. »Hallo«, sagte er zu Cyen und Nacah und der verblüfften Mannschaft des Raspas.
    »Wer ist das?« wollte Akoah wissen. Sie war die jüngste der drei Seglerinnen, sechzehn Jahre alt, mit Armen so braun wie das Fell eines Rehs, und großen, unschuldigen Augen, die nie etwas anderes als blauen Himmel und glattes Wasser gesehen zu haben schienen.
    »Das ist der Dummkopf von einem Bruder«, gab Marrah giftig zurück. »Und spart euch die Mühe, euch vorzustellen, weil ihr nämlich nicht die Zeit haben werdet, ihn kennenzulernen. Er geht zurück nach Shara.«
    Aber Arang ließ sich nicht so leicht beirren. »Ich lasse dich nicht ganz allein nach Shambah gehen«, erwiderte er beharrlich, während er unter dem Stapel Felle hervorkroch und sich mit einer Handvoll Feigen und einem Schluck Wasser bediente. »Ich habe auch das Fieber gehabt, wie du sehr wohl weißt, und ich kann die Kranken ebenso gut pflegen wie du. Wir sind auf dem ganzen weiten Weg von Xori nach Shara immer zusammen gewesen, und wenn es Abenteuer zu bestehen gibt, dann will ich auch daran teilhaben. Übrigens, es kann ja sein, daß wir Stavan begegnen.«
    »Dies ist eine Hilfsaktion«, schrie Marrah, »und keine Vergnügungsreise. Ich setze dich im nächsten Hafen an Land, und du wirst geradewegs nach Shara zurückmarschieren.«
    »Werde ich nicht.« Arang warf die Feigenstiele ins Wasser, verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und blickte Nacah an. »Ich bin älter als er, und wenn er ein Gesandter sein kann, dann kann ich ein Heiler sein oder ein Heiler-Schüler, oder wie auch immer du mich nennen willst. Ich bin jetzt fast ein Mann, und wenn du mich an Land absetzt, dann nehme ich einfach ein anderes Boot und folge dir nach Shambah. Finde dich damit ab, daß du mich am Hals hast.«
    »Das werden wir ja noch sehen«, sagte Marrah grimmig. Aber sie wußte, daß sie machtlos war. Wenn Arang entschlossen war, ihr nach Shambah zu folgen, dann gab es nicht viel, was sie dagegen unternehmen konnte.
    An diesem Tag und auch am nächsten sprach sie kaum ein Wort mit ihm, aber entweder kümmerte es ihn nicht, oder er konnte sich gut verstellen. Sie setzte ihre Drohung, ihn an Land zu bringen, niemals in die Tat um, und am dritten Tag wußten sowohl sie als auch Arang, daß sie ihn nach Shambah mitnehmen würde.
     

13. KAPITEL
    Obwohl Shamba die größte Stadt an der Nordwestküste des Süßwassersees war, war sie beträchtlich kleiner als Shara und beträchtlich weniger günstig gelegen. Am östlichen Ufer einer flachen, salzigen Lagune erbaut, waren ihre etwa hundert Mutterhäuser durch eine breite Barriere aus Schwemmsand vom offenen Wasser abgeschnitten, die die Händler zwang, ihre Boote zurückzulassen und ihre Waren den letzten Rest des Weges auf dem Rücken zu transportieren. Die Stadt hatte wenig zu bieten: nur Leinen, das weit südlich bis zur Mündung des Rauchflusses gehandelt wurde, und Salz, aus Meerwasser gewonnen, das ins Landesinnere transportiert wurde. Dennoch war es eine hübsche Stadt, und als Marrah und Arang nach Shambah reisten, unterhielten die beiden jungen Gesandten sie mit liebevollen Beschreibungen

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