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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Gnade und Macht zu verleihen, die Schale zum Leben zu erwecken, und wenn sie fertig war, pflegte sie das Ergebnis auf ein Regal zum Trocknen zu stellen.
    Später entschied sie, wenn die Göttin ihr Gebet erhört hatte und die Schale es wert war, würde sie sie kunstvoll bemalen, wobei sie zuerst mit den Fingern Maß nahm, damit die Muster gleichmäßig verteilt sein würden. Dann breitete sie eine Anzahl von Muschelschalen mit Pflanzenfarben vor sich aus und tauchte einen feinen Pinsel in Scharlachrot, Rosa, Orange, Gelb, Grün, Braun, Grau, Schwarz und so viele verschiedene Schattierungen von Blau, wie sie am Himmel zu finden waren, und wenn sie fertig war, würde sie die Schale zu einer alten Priesterin hinaustragen, die sie so vorsichtig wie ein rohes Ei aus ihren Händen nehmen und in den Brennofen stellen würde.
    Die Arbeit in der Töpferwerkstatt half Marrah, ihr seelisches Gleichgewicht zu bewahren. Solange ihre Hände feucht von Ton waren und die Farben neben ihr aufgereiht standen und darauf warteten, gemischt zu werden, konnte sie die Vision der Tiermenschen aus ihrem Kopf verdrängen. Aber manchmal drang die Außenwelt in die Abgeschiedenheit des Tempels ein und riß sie aus ihrer Versunkenheit. Einmal, als sie gerade einen Becher modellierte, dachte sie plötzlich an die Delphinschale, die ihr Olva und Desta am Tag ihrer Abreise von Gira geschenkt hatten, und daran, wie sie und Stavan das kunstvolle Gebilde bewundert hatten. Ihre Hände begannen zu zittern, und sie verdarb die Arbeit eines ganzen Morgens. Bedrückt senkte sie den Kopf, schloß die Augen und betete um mehr Geduld und Gelassenheit.
    Als der Frühling kam, verließ Marrah den Tempel und ging mit Lalahs Erlaubnis auf die Felder, wo sie die Samen pflanzte, die Stavan ihr geschickt hatte. Sorgfältig legte sie zwei kleine Beete etwas abseits des Feldes an und zäunte sie mit Dornengestrüpp ein, damit sich keine umherstreunenden Schafe oder Ziegen an den jungen Schößlingen gütlich tun konnten. Jeden Tag ging sie hinaus, um nach den Pflänzchen zu sehen, und jätete und bewässerte das neue Wachstum von Hand, als die Regenfälle aufhörten.
    »Was ist das ?« fragte Arang eines Tages, als sie ihn mitnahm, um neben dem kleinen Garten ihr Mittagsmahl zu essen.
    »Ich habe keine Ahnung.« Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht eine Botschaft.«
    »Von Stavan? «
    Sie nickte.
    Arang beugte sich über die zarten grünen Planzen und stocherte mit einem Finger in der Erde. »Ich wünschte, er würde zu uns zurückkommen.« Und dann umarmten sie einander und standen eine Weile schweigend da, während sie auf den Garten blickten und sich fragten, was die Pflanzen – wenn überhaupt – zu sagen haben würden.
    Aus dem Frühling wurde Sommer, und es kamen keine weiteren Nachrichten aus dem Norden, aber die Pflanzen wuchsen schnell, und zu der Zeit, als die Tage lang wurden, war Marrah endlich in der Lage, Stavans Botschaft zu entziffern. Eine der Samensorten hatte eine kleine gelbe Blume produziert, so bitter, daß Marrah sie angewidert ausspuckte, als sie sie das erste Mal probierte. Die andere Pflanze war Minze sehr ähnlich, süß und duftend, aber ohne die viereckigen Stengel, die echte Minze aufwies.
    »Dies sind die Heilpflanzen, um Rotbeerenfieber zu kurieren«, erklärte sie Arang, als sie ihm ein Muster von jeder reichte. »Weißt du noch? Stavan sagte, sein Volk benutze eine Sorte Minze und eine bitter schmeckende, gelbe Blume, die im Grasmeeer wüchsen. Er muß sie auf seinem Weg nach Norden gefunden und uns die Samen geschickt haben, aber warum würde er so etwas tun, wenn er in so großer Eile war?«
    »Vielleicht hatte er Angst, wir könnten wieder krank werden.« Arang biß in die gelbe Blüte und zog eine Grimasse. »Igitt, das Zeug schmeckt ja scheußlich.«
    »Aber der Dorfmutter am Rauchfluß hat er doch damals erzählt, wenn man das Fieber einmal gehabt hätte, könnte man es nie wieder bekommen.« Sie runzelte die Stirn und betrachtete die Pflanzen nachdenklich. »Nein, ich glaube, es steckt mehr dahinter. Ich glaube, er weiß etwas, was wir nicht wissen. Vielleicht ist es etwas, was er entdeckt hat, nachdem er uns verlassen hatte.«
    Arang zupfte ein Blatt von der minzeähnlichen Pflanze ab und schob es sich in den Mund. »Diese hier schmeckt viel besser. Daraus könnte man einen guten Tee kochen.«
    »Du solltest das nicht essen«, warnte sie ihn. »Wer weiß, was es noch alles bewirkt, außer Fieber zu kurieren.«
    Gehorsam

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