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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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meisten Rinder, die er in Shambah gestohlen hat, sind unterwegs verendet oder gegessen worden, aber jeder hätte sehen können, daß sie nicht für die Steppe geeignet waren. Slehan wird keine Schwierigkeiten haben, das zu erklären, besonders wenn er Zuhan erzählt, was zu hören er sich schon so lange sehnt.«
    Sie hielt inne und betrachtete Marrah und Arang mit einem langen, prüfenden Blick, als versuchte sie zu entscheiden, ob sie weitersprechen sollte oder nicht. Dann zuckte sie die Achseln. »Ich nehme an, es ist nur eine Frage der Zeit, bevor ihr zwei herausfindet, was passiert, also kann ich es euch auch ebensogut jetzt sagen. Erinnert ihr euch, wie ihr mir erzählt habt, daß ihr den Leuten von Shara eine Warnung überbracht hättet?« Sie nickten. »Nun, jetzt überbringt ihr dem Großen Häuptling etwas anderes, etwas, was ihr wahrscheinlich unter Einsatz eures Lebens zu verhindern versuchen würdet – nur daß ihr nichts dagegen tun könnt und keine andere Wahl habt. Wißt ihr, als Zuhans jüngster Sohn, Stavan, aus dem Westen zurückkehrte«, sie dämpfte ihre Stimme und blickte sich ängstlich um, »erzählte er dem Großen Häuptling, daß alles in den Waldländern völlig wertlos sei. ›Es lohnt nicht die Mühe eines Überfalls‹, sagte er. ›Häßliche Frauen, dumme Männer, keinerlei Gold.‹ Es war sein Pech, daß Zuhan bereits eine andere Version über jene Länder gehört hatte. Deshalb befahl er Slehan und seinen Männern, in die Richtung zu reiten und herauszufinden, wer nun die Wahrheit sprach. Schon seit Jahren terrorisieren die Kampfgruppen der Chanki die nördlichen Grenzdörfer, und so überfiel Slehan zuerst einfach ein paar Dörfer weiter südlich, aber dann stolperte er über Shambah, und der Rest ist euch ja bekannt.«
    Sie holte tief Luft und blickte zurück zu den Sklavinnen, die sich müde durch das hohe Gras schleppten, vorwärtsgetrieben von berittenen Kriegern, die sie jedesmal grob anstießen, wenn sie stolperten. »Slehan bringt Zuhan Gefangene und Beute, um zu beweisen, daß es sich lohnt, nach Westen zu reiten; und ich fürchte, wenn Zuhan die reiche Kriegsbeute sieht, wird dies seinen jüngsten Sohn in eine sehr unangenehme Situation bringen. Offenbar hat Stavan seinen Vater belogen. Normalerweise würde Zuhan ihn wie einen Verräter hinrichten – ihm Hände und Füße abschneiden, ihn auf einen Schlitten fesseln, brennendes Reisig um ihn herum aufschichten und Stavan so lange von den Pferden ziehen lassen, bis er zu schreien aufhört – aber zum Glück glaubt der Große Häuptling bereits, daß sein Sohn verhext ist, deshalb wird Stavan vielleicht verschont bleiben.«
    Marrah war sehr bleich geworden bei der Erwähnung von Sta-vans Namen. Dies war das erste Mal, daß man ihr sagte, sie würden tatsächlich zum Lager des Großen Häuptlings reiten, aber welche Freude konnte ihr dieses Wissen bescheren, wenn sie im gleichen Atemzug erfuhr, daß Stavan vielleicht schon den Tod gefunden hatte, auf eine Art, die zu grauenvoll war, als daß sie sie sich hätte ausmalen wollen? Arang biß sich auf die Lippen; wahrscheinlich dachte er das gleiche.
    Dalish blickte sie scharf an. »Was immer passiert, es gibt da ein paar Dinge, die ihr beide auf keinen Fall vergessen dürft. Erstens: Ihr könnt Slehan nicht davon abhalten, Zuhan jenen goldenen Tempelschmuck zu Füßen zu legen und ihm zu erzählen, daß es in den Waldländern noch mehr Gold zu holen gibt. Das Tor zum Westen steht jetzt offen, und es wird mehr als eine Frau und einen Jungen erfordern, um es wieder zu schließen. Zweitens: Wenn ihr in das Lager des Großen Häuptlings reitet, sollte keiner von euch beiden auch nur mit einem Wimpernzucken zu erkennen geben, daß ihr seinem jüngsten Sohn schon einmal begegnet seid. Es sei denn, ihr wollt sichergehen, daß Zuhan ihn auf einen brennenden Schlitten bindet und euch ebenfalls, um ihm Gesellschaft zu leisten.« Sie blickte von Arang zu Marrah, und ein grausames Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Nun, das würde wirklich ein hübsches Feuer geben.«
    Marrah runzelte die Stirn, und Arang blickte sie erschrocken an. Beide waren erschüttert, ihre Freundin wie eine Nomadin grinsen und über den Tod spotten zu sehen, doch später begriffen sie, daß Dalish absichtlich brutal gewesen war. Sie wollte sie schockieren und wütend genug machen, um diese lebenswichtigen Verhaltensregeln niemals zu vergessen, und ihre Methode hatte Erfolg. Wenn Marrah jetzt von Stavan

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