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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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nicht der Fall war, wie Marrah später erfuhr. Trotz allem, was sie bisher von den Nomaden gesehen hatte, war sie so daran gewöhnt, die Alten zu ehren, daß sie sich den alten Frauen respektvoll zu nähern versuchte, als wären sie Dorfmütter, aber selbst ihre Zeichensprache erschreckte sie, und als sie einen holprigen Versuch unternahm, sich auf hansi zu bedanken, zogen sie sich ihren Schal übers Gesicht und huschten wie verängstigte Mäuse hinaus.
    Enttäuscht wandten sich Marrah und Arang dem Essen zu, das das beste war, was sie seit ihrer Verschleppung aus Shambah be-kommen hatten. Dummerweise tranken sie die ganze Milch, bevor sie merkten, daß sie wie Wein war, und beide verbrachten den Rest der Nacht mit albernem Gekicher und Anfällen von Übelkeit, die sie zwangen, zur Zeltklappe hinauszustürzen. Am nächsten Morgen wachten sie mit hämmernden Kopfschmerzen auf. Später erfuhren sie, daß man ihnen als den Ehrengästen Kersek vorgesetzt hatte, gegorene Stutenmilch.
    Dalish, die bei ihrem Anblick in übermütiges Gelächter aus-brach, erklärte ihnen, daß Kersek zu den drei Dingen gehörte, die Hansi-Krieger vor einer Schlacht zu sich nahmen, um sich aufzuputschen. Die beiden anderen waren Bdash – eine Art Kuchen aus dem klebrigen Saft von Hanfblüten, und Patiak, ein Pilz, der den Männern die Kraft verlieh, tagelang zu marschieren, ohne zu essen oder zu schlafen, vorausgesetzt, sie tranken während der Zeit nichts anderes als ihren eigenen Urin. Von den drei heiligen Lebensmitteln war Kersek das einzige, das auch Frauen zu sich nehmen durften, aber als Marrah mit wackligen Knien und einem Magen, der sich anfühlte, als wären bereits ganze Heerscharen von Nomaden hin-durchgeritten, auf Tarkas Rücken kletterte, wünschte sie, der Stamm hätte es vorgezogen, sie und Arang auf irgendeine andere Art zu ehren.
    Von den ungefähr fünfzig Frauen, die bei dem Überfall auf Shambah gefangengenommen worden waren, hatten die Nomaden ganz bewußt die Schwachen ausgesondert. Nur dreißig hatten überlebt, um das Ende des Sommers zu erleben, und von diesen dreißig hatte Slehan zehn der kräftigsten ausgesucht. Nachdem die Ausgewählten gebadet und mit Beinlingen und langen Tuniken bekleidet worden waren, schlangen ihnen die Nomadenfrauen Hanfstricke um den Hals und banden sie in einer Reihe zusammen. Unter Buhrufen, höhnischem Gelächter und unflätigen Beleidigungen schoben sie die Sklavinnen zu den wartenden Kriegern, die ihre Fesseln lösten, sie auf Pferde setzten und sie dann erneut aneinanderbanden. Die meisten der Frauen hatten Angst vor Pferden, und als eine herunterfiel, fielen sie alle. Die Krieger und ihre Frauen schienen das Spektakel höchst amüsant zu finden. Schließlich beruhigten sich die Krieger und banden die Frauen richtig fest, damit sie nicht fallen konnten. Akoah wurde an die Spitze des Zuges gesetzt, und als sie an Marrah vorbeiritt, warf sie ihr einen schnellen, verzweifelten Blick zu, aber wie immer hatte sie keine Chance, mit ihr zu sprechen. Die Nomadenfrauen hatten Akoah eine Kette mit Kupferanhängern um den Hals gelegt, ihr einen Schal über den Kopf geworfen und ihre Augenlider mit schwarzer Farbe und ihre Lippen mit Ocker bemalt, und Marrah stellte zu ihrer Erleichterung fest, daß Akoah auch ein Paar Stiefel bekommen hatte.
    »Sie ist ein spezielles Geschenk für Zuhan«, sagte Dalish. »Die anderen sind ebenfalls Geschenke, aber nicht ganz so wertvoll. Wie du siehst, trägt sie einen Schal, während die anderen barhäuptig und ohne Schmuck reiten. Das bedeutet, daß sie nur gewöhnliche Sklavinnen sind. Die Nomaden nehmen es sehr genau damit, Frauen in verschiedene Klassen einzuteilen.«
    »Ich verstehe nicht, wo da der Unterschied sein soll. Mir scheint, alle ihre Frauen sind gezwungen, Sex mit Männern zu haben, die sie nicht wollen.«
    Dalish lachte. »Du wirst es bald verstehen. Du bist eine Ehefrau–oder wirst eine sein, sobald sie einen passenden Ehemann für dich gefunden haben. Dank dir ist deine Freundin eine Konkubine, obwohl sie in einer Schlacht geraubt wurde. Ich selbst war früher nur eine einfache Sklavin, aber Slehan machte mich in einem schwachen Moment zu seiner Konkubine, und glaube mir, ich weiß den Unterschied zu schätzen. Ich muß zwar Farbe im Gesicht tragen, damit jeder weiß, daß ich keine Ehefrau bin, aber zumindest kann mich keiner ohne Slehans Erlaubnis ficken.«
    In dem Moment kam Slehan herbeigeritten und bedeutete Marrah und Dalish mit

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