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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Durchhaltevermögen und Geschicklichkeit erforderte, aber er hatte auch eine gewisse Unschuld an sich, eine Art wilder Zärtlichkeit. »Ich werde meine ganze Kraft benutzen, um dir Lust zu schenken«, sangen die jungen Männer. »Komm, Marrah, streck deine Hände nach mir aus, nimm mich in dein Bett.«
    Am Ende vollführten einige der stärksten Tänzer spektakuläre Sprünge über das Feuer, drehten sich in der Luft und landeten so leichtfüßig und anmutig wie Wildkatzen auf dem Boden. Dann, so schnell, wie sie begonnen hatten, verstummten die Trommeln wieder, und die jungen Männer warteten gespannt darauf, daß Marrah ihre Wahl traf.
    Der Vollmond zog langsam am nächtlichen Himmel dahin. Unter ihm erwachte der Wald zum Leben. Schatten von Ästen und Baumstämmen und Blättern neigten sich einander zu, um sich zu umarmen; Frösche riefen nach ihren Weibchen; eine braungelbe Eule, die in der Dunkelheit jagte, stieß ein krächzendes
Schu-huuu
aus, und kleine Tiere huschten hastig ins Unterholz, um sich vor dem Räuber in Sicherheit zu flüchten. Jenseits des Waldes brandeten die Meereswellen an den Strand, hinterließen eine lange, schmale Spur aus Schaum, so weiß wie eine Halskette aus Muscheln.
    Unter einer Eiche, auf ein weiches Moospolster gebettet, lagen zwei Liebende unter einer warmen Decke, die mit Kaninchenpelz gefüttert war. Um sie herum stiegen die gedämpften Geräusche anderer Liebespaare zum Mond hinauf wie zarte Nebelschleier: Geflüster und leises Gelächter, das Rascheln von Blättern, ein unterdrücktes Stöhnen der Lust. Das große Fest war vorbei. Marrah war jetzt eine Frau und genoß die Freuden einer Frau.
    Bere zog Marrah an sich und küßte ihre Lippen, wieder und wieder, so lange, daß ihrer beider Atem wie ein sanftes Rauschen von Flügeln in der Dunkelheit klang. Nackt und dicht aneinander-geschmiegt, dachten sie an nichts anderes als an Lust. Ihr Liebesspiel war so langsam, daß der Mond weiterzog und sich die Schatten verlagerten, bevor sie gewagtere Dinge taten. Schließlich seufzte Marrah und berührte flüchtig ihre Brüste, und Bere verstand und liebkoste ihre Knospen, bis sie hart und süß waren wie Kirschen in seinem Mund. Er war in Marrah verliebt, und er sehnte sich danach, ihren ganzen Körper zu küssen und zu besitzen, aber er würde sie nur auf die Art liebkosen, wie sie es wollte. Er würde nichts tun, wozu sie ihn nicht aufforderte. Dies war die Art des Küstenvolks, und seine Männer wurden von früher Jugend an dazu erzogen.
    Mehr Zeit verging. Schließlich berührte Marrah Beres Wange, und er hob den Kopf von ihren Brüsten. Jetzt war er an der Reihe. Sie begann bei seinen Lippen und zog eine Spur von Küssen über seinen Körper hinab, bis er sich in fieberhafter Erregung unter ihr wand. Lange Zeit liebkoste sie ihn zärtlich, hielt ihn am Rande der Verzückung. Dann, gerade als er dachte, er könnte es keine Sekunde länger ertragen, hob sie den Kopf und ließ ihre Lippen langsam wieder an seinem Körper hinaufwandern, um zärtlich seinen Mund zu küssen. Dieses köstliche Spiel wiederholte sich wieder und wieder. Manchmal war es Bere, der den langen, langsamen Körperkuß zelebrierte, während er seinen Kopf zwischen Marrahs Schenkeln vergrub, bis sie sich stöhnend aufbäumte und sich auf die Lippen biß; und manchmal war es Marrah, die Bere an einen Ort entführte, wo die Zeit zu existieren aufhörte. Schließlich erlebten sie den Höhepunkt der Verzückung, jeder für sich, während sie sich aneinanderklammerten und ihre Fingernägel in die Schultern des anderen gruben. Sie schrien auf und lachten und seufzten, als die letzten Wogen der Wollust sie mit sich rissen.
    Danach lagen sie eng umschlungen auf dem Moospolster, entspannt und glücklich, und sprachen über belanglose Dinge. Schließlich trafen sie einige Anordnungen: Sie legten sich bequemer hin, zogen Arme unter dem Rücken des anderen heraus, die im Begriff waren einzuschlafen, steckten die Decke fest, um die nächtliche Kälte zu verbannen, tauschten noch einen letzten Kuß und schliefen dicht aneinandergeschmiegt ein.
    Marrahs Abend der Volljährigkeit war vorbei. Es war ein wichtiges Ereignis gewesen, aber – wie gewöhnlich – in erster Linie symbolischer Natur. Heute abend waren sie und Bere zum ersten Mal zwei Erwachsene gewesen, die sich dem Liebesspiel hingegeben hatten, statt zwei Kinder, die in den Büschen spielten, aber sie hatten nichts getan, was sie nicht schon viele Male zuvor getan

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