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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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erfahren?« verlangte die Stimme zu wissen.
    »Ich«, schrie Sabalah mutig. »Ich, Sabalah, Tochter von Lalah.« »Dann schick die beiden Dinge nach Shara, die du am innigsten liebst.«
    »Welche Dinge, Batal? Was meinst du? Meinst du meine Kinder? Soll ich Marrah und Arang mit einer Warnung nach Shara schicken?«
    »Frage mich nicht. Frage dein Herz.«
    »Erspare mir dies! « jammerte sie. »Bitte, Gnädige Göttin, zwing mich nicht, meine Kinder wegzuschicken!« Aber die Stimme schwieg und sprach nicht wieder.
    Nach ihrer Vision wartete Sabalah drei Tage lang, versuchte sich einzureden, sie hätte Batals Botschaft mißverstanden, doch am vierten Tag, als sie ihren Fuß betrachtete und sah, daß sich das Fleisch um ihre Wunde schwarz zu verfärben begann, rief sie Marrah zu sich.
    »Streck deine Hand aus«, befahl sie, und als Marrah ihr ihre Handfläche entgegenstreckte, legte sie Arangs Spielzeug darauf –solch ein kleines Ding, leicht wie ein Stöckchen, sorgfältig geschnitzt, hübsch anzusehen, und dennoch ein so böses Omen, daß es ebensogut aus den Knochen der Toten hätte gefertigt sein können. »Zähl die Beine«, drängte sie. Marrah, die die Prophezeiung kannte, brauchte nicht erst zu zählen. Ein Blick in das Gesicht ihrer Mutter sagte ihr mehr, als sie wissen wollte. Mit einem entsetzten Schrei ließ sie das Spielzeug zu Boden fallen.
    »Die Männer in deinem Traum«, flüsterte sie. »Sie sind Stavans Volk!« Sie wartete darauf, daß Sabalah es leugnete, wartete darauf, daß sie nein sagen würde, nein, natürlich nicht, doch statt dessen nickte Sabalah schweigend. Marrah versuchte zu sprechen, aber sie brachte keinen Ton heraus. Sie setzte sich neben ihre Mutter, hob das Spielzeug wieder auf und betrachtete es, fragte sich, wie sie nur so blind hatte sein können. Stavan hatte ihr zwar erzählt, seine Leute ritten auf Pferden, aber sie hatte nie begriffen, daß ein Mann zu Pferd so sehr zu einer Einheit mit dem Tier verschmelzen konnte, daß sie wie ein Wesen mit sechs Beinen und zwei Köpfen aussehen würden. Einen Moment lang fühlte sie sich wie betäubt, dann stieg beklemmende Angst in ihr auf, und dann Zorn.
    »Ich habe ihm das Leben gerettet.« Sie erstickte fast an den Worten. »Ich habe ihn ins Dorf zurückgeschleppt, wenn ich ihn ebensogut am Strand hätte sterben lassen können. Du und Ama habt ihn mühsam wieder gesund gepflegt. Wir haben ihn gefüttert, haben ihm einen Platz an unserem Feuer gegeben, uns mit seinen Launen herumgeschlagen und ihn sogar nach Hoza mitgenommen, und dies –« sie zeigte auf das Spielzeug,
»dies
soll unsere Belohnung sein? Wir hätten ihn sterben lassen sollen, wir hätten ihn den Vögeln überlassen sollen! «
    Beschwichtigend legte Sabalah einen Arm um die Schultern ihrer Tochter und zog sie an sich. »Schsch«, murmelte sie und streichelte Marrahs Haar. »Beruhige dich. Es ist nicht deine Schuld. Stavan ist nicht das Problem. Natürlich hast du ihn gerettet. Keine Tochter von mir würde einen Menschen sterben lassen. Stavan ist kein schlechter Kerl; oh, sicher, er hatte schlimme Wutanfälle, als er zuerst zu uns kam, aber er hat sich geändert. Es schien fast so, als hätte ihn nie jemand gelehrt, daß Menschen friedlich miteinander auskommen können. Er schien zu glauben, er müßte um jede Brotkruste gegen uns kämpfen, und er hatte offensichtlich Angst vor uns. Ama sagte, er benähme sich wie ein Kind, das niemals eine Mutter gehabt hat, und als ich sie fragte, ob das bedeutete, daß wir ihn aus dem Dorf verbannen sollten, schüttelte sie den Kopf und sagte nein, es bedeute nur, daß wir ihm mehr Liebe geben müßten. Und es hat funktioniert, wie du siehst. Wir haben uns nach besten Kräften bemüht, ihn zu lieben, und ich glaube, er liebt uns auch –oder empfindet zumindest Zuneigung für uns.«
    Sie nahm Marrah das Spielzeug aus der Hand. »Nein, Stavan ist nicht das Problem. Sein Volk ist es.« Sie stellte Pferd und Reiter auf den Boden und starrte einen Moment darauf. »Hat er dir jemals erzählt, wie viele Hansi-Krieger es gibt?«
    Marrah schüttelte den Kopf.
    »Sie sind so viele, wie es Sandkörner am Meer gibt, wie Sterne am Himmel stehen. Und wenn sie sich entschließen, nach Westen zu reiten, dann wird nichts sie aufhalten können. Und sie werden gen Westen reiten; die Prophezeiung sagt uns, daß sie es tun werden.« Ihre Augen wurden schmal. »Ich habe drei Tage lang hier gelegen und mir vorzustellen versucht, wie es sein wird, wenn sie

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