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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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kommen. Ich habe hier gelegen, versunken in einen alten Alptraum.«
    Sie hob Marrahs Hand an ihre Lippen und küßte sie, »Zuerst hatte ich nur Angst, sie kämen deinetwegen, um dich zu rauben. Aber nachdem ich mit Stavan gesprochen hatte, begann ich zu begreifen, daß sie uns alle vernichten wollen. Sie werden lange Zeit brauchen, um nach Xori zu kommen, vielleicht so lange, daß du und ich schon Staub sein werden, bis es soweit ist, aber Shara und alle Städte des Ostens liegen in unmittelbarer Nähe des Grasmeers.« Sie spuckte zornig auf den Boden. »Möge die Göttin eine Flutwelle schicken, um alle Hansi zu ertränken; möge sie einen wilden Sturm schicken, um sie wegzublasen, und eine schreckliche Feuersbrunst, um sie und ihre Pferde zu Asche zu verbrennen! «
    Marrah war beeindruckt. Noch nie zuvor hatte sie ihre Mutter so wütend erlebt. »Aber was können wir tun? Wie können wir die Leute im Osten warnen ?«
    »Das habe ich mich selbst schon gefragt. Ich habe hier gelegen und mir wieder und wieder die gleiche Frage gestellt, und als ich keine Antwort finden konnte, bin ich in den Tempel gegangen, um die Schlangengöttin Batal zu bitten, mir zu sagen, was ich tun soll. Ich habe das Brot der Dunkelheit gegessen und meinen Körper der Schattenwelt überlassen, und eine Stimme sprach zu mir und sagte mir etwas, was ich nicht hören wollte: ›Schick die beiden Dinge nach Shara, die du am innigsten liebst‹, sagte sie. Ich habe mich dagegen gewehrt, habe sie angefleht, mir dieses Opfer zu ersparen, aber die Stimme sprach nicht wieder.«
    Marrah ließ sich die Worte durch den Kopf gehen, versuchte sie zu zwingen, etwas weniger Schreckliches zu bedeuten, aber die Botschaft war klar. »Ich soll nach Shara gehen, ich soll sie warnen. Und Arang soll mit mir gehen. Ist das richtig? Ist es das, was Batal will? «
    »Ich glaube schon, aber ich will es nicht glauben. Arang ist noch so jung. Und du, meine kostbare Tochter, wie kann ich dich so weit wegschicken? Ich kann es nicht, und ich werde es auch nicht tun. Zumindest nicht, bis ich sicher bin. Nicht, bevor ich etwas anderes als Rätsel gehört habe. Das Brot der Dunkelheit kann lügen. Es kann bewirken, daß der Ratsuchende trügerische Stimmen hört. Ich werde dich nicht bitten, nach Shara zu gehen, weil ich weiß, wenn ich es tue, dann wirst du gehen. Ich werde dir diese Entscheidung nicht aufzwingen. Wenn die Göttin will, daß du ihre Sendbotin bist, dann soll sie es dir deutlich sagen. Du bist bereit, ich habe dich alles gelehrt, was ich weiß.«
    Sie hob die Pferdefigur vom Boden auf, legte sie in Marrahs Hand und schloß ihre Finger darum. »Du bist jetzt eine Frau, und es ist für dich an der Zeit, um deine eigenen Visionen zu bitten.«
    Zwischen dem Tempel und dem Gemeinschaftsofen befand sich eine kleine runde Hütte ohne Fenster. Die Hütte, die nur sechs Fuß lang war, sah wie ein Tunnel aus. An dem Ende, das dem Tempel am nächsten gelegen war, gab es eine Tür, so klein, daß jeder, der hineingelangen wollte, auf allen vieren kriechen mußte; das andere Ende war die Rückwand des Ofens. Wenn Wasser auf die heißen Steine des Ofens gegossen wurde, füllte sich die Hütte mit Dampf.
    An jenem Abend gingen Marrah und Sabalah in die Hütte, um sich zu reinigen. Zuerst schrubbten sie ihre Körper mit Minze und parfümierten Ölen, und während sie anschließend dasaßen, um die Unreinheiten des alltäglichen Lebens auszuschwitzen, beteten sie. »Mach uns würdig, Große Göttin«, sangen sie. »Mach uns bereit, deinen Geist zu empfangen.«
    Der Dampf füllte ihre Lungen, und es wurde immer heißer in der Hütte, so heiß, daß Marrah dachte, sie würde jeden Moment ohnmächtig, doch sie fuhr fort, zu singen und zu beten. Schließlich griff Sabalah nach einem großen Bottich kalten Wassers, goß etwas davon über ihren Kopf und kippte den Rest über Marrah. Nachdem sie aus der Hütte hinausgekrochen waren, trockneten sie sich mit Tierhäuten ab und saßen einige Minuten in Schweigen versunken da. Der Tempel war dunkel, nur von einer einzelnen Lampe notdürftig erhellt. Hinter dem Licht, tief in den Schatten, konnte Marrah ihre eigene Angst auf sich warten fühlen, aber sie war von Sabalah sorgfältig unterwiesen worden. Sie atmete tief ein und aus, um ihre Panik zu verdrängen, und konzentrierte sich ausschließlich auf die Flamme.
    »Bist du bereit?« flüsterte Sabalah. Marrah nickte, ohne das Licht eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Sabalah griff in

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