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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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drei Tagen oder auch in drei Wochen herstellen. Marrahs Haar war bereits wieder bis zu ihren Ohren heruntergewachsen, der Winter ins Land gegangen, und die Frösche quakten in den milden Frühlingsnächten, bevor sie etwas zustande brachte, was einigermaßen akzeptabel war; es hatte viele Tage gegeben –besonders zu Anfang – als sie halb überzeugt war, die letzte Stufe der Einweihung in die Kräfte der Dunklen Göttin sei nichts weiter als ein schlechter Scherz, den man ahnungslosen Fremden spielte.
    Daheim in Shara bedeutete die Herstellung eines Topfes keine Schwierigkeit: Sie hätte vorbereiteten Ton zu Rollen geformt, sie übereinandergeschichtet und glattgestrichen sowie das Ergebnis in einen der Tempelbrennöfen geschoben; aber hier mußte sie sämtliche Vorarbeiten selbst erledigen, als hätte noch kein Mensch je zuvor ein Gefäß getöpfert.
    Einige Tage lang sammelte sie den nötigen Ton, indem sie mit einem Hirschgeweihstock dicke Klumpen schwerer Erde aus dem Boden herausbohrte. Tatsächlich gab es mehrere Stellen in den Hügeln, wo tonhaltiger Schlamm zu finden war, und sie suchte sie der Reihe nach auf, um manchmal mit Körben voll roter Klumpen, manchmal mit weißen oder blaßgelben Brocken zurückzukehren.
    Die Arbeit kam sie sauer an, besonders während der ersten Wochen, als der Boden steinhart gefroren war; und jedesmal, wenn sie grub, mußten bestimmte Rituale eingehalten werden, die sie peinlich genau befolgte. Da Ton Teil des Körpers der Göttin Erde war, goß sie heiliges Wasser auf den Boden und sprach ein Gebet an den feuchten Schlamm, bevor sie ihn aus dem Boden schaufelte. Danach schleppte sie ihn in einem Tragekorb zurück, unterteilte ihn in kleinere Stücke und breitete sie eine Weile vor dem Feuer aus, wobei sie sie gelegentlich umdrehte, damit sie gleichmäßig trockneten.
    Wenn der Schlamm in ihrer Handfläche zerkrümelte, sammelte sie die kleinen Steinchen heraus, weichte ihn ein zweites Mal ein, siebte ihn sorgfältig und vermischte ihn mit feinem, vulkanischem Bindesand; danach wurde die feuchte Masse auf dem Fußboden ausgerollt, bevor sie mit den Füßen darauf herumtrampelte und immer wieder die Ränder umschlug, als knete sie einen enormen Brotlaib. Wenn der Ton ausreichend mit Sand vermischt war und die Konsistenz von schwerem Fladenteig besaß, walzte sie ihn erneut aus, um ihn noch mehr zu trocknen; nun teilte sie ihn in gleichgroße Kugeln ein, die sie in einem mit feuchten Leintüchern umhüllten Korb lagerte.
    An anderen Tagen mischte sie Glasuren und verschiedene Farben aus den kleinen Körben mit pigmentierter Erde, die sie zwischen den Lebensmittelvorräten gefunden hatte: Rot hauptsächlich, aber auch Gelb, Ocker, Weiß und Grau. Das Töpfern von Schalen, Vasen und später von Statuen nahm seinen Anfang.
    Zuerst machte sie nur einige wenige, überzeugt, daß sie dem Stadium der Vollkommenheit so nahe kamen, wie es irgend jemand verlangen konnte; doch wenn sie sie zu dem Imsha brachte, beäugte es die Produkte kritisch und warf sie dann über seine Schulter.
    »Nicht gut genug«, pflegte es zu sagen. »Versuch es noch einmal.«
    In jenem Frühling gewöhnte Marrah sich beinahe schon an das Geräusch zersplitternder Töpferwaren: zuerst der dumpfe Aufprall und dann das Klirren der Scherben auf dem Steinfußboden. Nichts, was sie herstellte, war gut genug, nicht die hübsche, zierlich geformte Statue von Batal, weder die brustförmigen Wasserkrüge noch die simplen Tassen eines zehnjährigen Kindes.
    »Was willst du eigentlich?« schrie sie eines Nachmittags völlig überreizt.
    »Bring sie mir in feuchtem Zustand.«
    »Du meinst, ungebrannt? «
    »Nein, feucht, und mach nicht nur eine zur Zeit, sondern gleich mehrere! «
    Also schleppte Marrah von nun an eine Vielzahl ungebrannter Tongefäße herbei, und das Imsha hörte auf, sie über seine Schulter zu werfen. Statt dessen nahm es jedes Gefäß in die Hand, balancierte es vor seinen Augen und inspizierte es. Dann stellte es das Gefäß wieder ab, schnitt es mittendurch und zeigte Marrah, was sie falsch gemacht hatte.
    Manchmal waren die Innenwände des Topfes nicht überall gleichmäßig dick, oder der Rand war ein ganz klein wenig unregelmäßig geraten; zeitweise bestand der Makel in etwas, was Marrah beim besten Willen nicht erkennen konnte, ganz gleich, wie angestrengt sie hinstarrte. Gelegentlich machte sich das Imsha nicht einmal die Mühe, ein Gefäß in zwei Hälften zu zerschneiden.
    »Dieser hier wird im

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