Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin
Ofen zerspringen«, sagte es zum Beispiel; und tatsächlich, wenn Marrah jenen speziellen Topf brannte, kam er in Scherben aus dem Brennofen heraus.
Wenn Marrah gefragt worden wäre, was sie während jener langen, enttäuschenden Tage lernte, dann hätte sie gesagt: »Nicht viel«, aber allmählich begann sie, voll und ganz in ihrer Arbeit aufzugehen; zum ersten Mal seit vielen Monaten verbrachte sie lange Stunden, ohne um Keru und Arang zu trauern oder sich Sorgen um Stavan zu machen. Kummer und Einsamkeit verblaßten, ihre Gedanken schweiften nicht mehr ständig ab, und wenn sie auch nicht unbedingt glücklich war, so fühlte sie sich doch so ruhig und ausgeglichen, wie sie es seit dem Nomadenüberfall nicht mehr gewesen war.
In jenem Frühling lernte sie Geduld, aber es geschahen auch andere Dinge, wobei ihr der Lernprozeß nicht einmal bewußt war –denn eines regnerischen Abends im Frühsommer begann sie auf eine völlig neue Art zu träumen.
Sie konnte sich nicht erklären, warum sich ihre Träume änderten. Vielleicht hatten all jene Wochen, die sie mit dem Ton kämpfte, ihre Sichtweise der Welt verändert; vielleicht hatte das Imsha sie in eine Art Trance versetzt, ohne daß sie es wußte, oder irgendein Pulver in ihr Essen gemischt; die Träume konnten auch ein Geschenk der Dunklen Mutter sein. Aber wo immer sie herkamen, die Träume waren so wirklich wie das Leben.
Der erste Traum traf ohne Vorwarnung ein: Plötzlich fand Marrah sich in einem Nomadenzelt wieder, während sie den vertrauten Geruch von Rauch, feuchter Wolle und Hunden einatmete. Es war Nacht, aber ein bleicher Strahl von Mondlicht fiel durch das Rauchabzugsloch. Sie erstarrte vor Angst, war einen schrecklichen Moment lang überzeugt, noch immer Vlahans Ehefrau und Gefangene zu sein. Dann sah sie Stavan auf einem Stapel von Schaffellen liegen, sein Gesicht mit geschlossenen Augen dem Mondschein zugewandt.
Nichts an der Szene deutete darauf hin, daß es nur ein Traum war. Alles schien real und greifbar: Die Kochgefäße der Nomaden waren neben der Feuergrube aufgestapelt; der Fellteppich fühlte sich warm unter ihren nackten Füßen an; und Stavan lag greifbar und wirklich da wie in all den Jahren ihres Zusammenseins.
Sie ging zu ihm und kniete neben ihm nieder. Er sah dünner aus, und sie entdeckte eine neue, erst halb verheilte Narbe auf seiner Wange. Marrah beugte sich vor und küßte ihn, fühlte die Wärme seiner Lippen, während sie in seinem Duft und seinem Geschmack schwelgte. Er fuhr erschrocken aus dem Schlaf hoch und umklammerte seinen Dolch, doch als er sah, wer ihn küßte, schleuderte er die Waffe beiseite.
»Marrah!« rief er freudig. »Wie bist du hierhergekommen?« »Ich weiß es nicht.«
»Was ist mit deinem Haar passiert?«
»Ich habe es abgeschnitten für meine Weihung.«
»Komm her, meine Schöne, komm zu mir, Liebste«, flüsterte er sehnsüchtig. Er nahm sie in die Arme und zog sie neben sich, um sie leidenschaftlich zu küssen – da erwachte sie unter schluchzenden Rufen seines Namens.
In der nächsten Nacht hatte sie denselben Traum, nur diesmal begann er mit dem Kuß. Einige Dinge waren anders: Stavans Bett an der gegenüberliegenden Wand des Zeltes und neben der Feuergrube lag ein leerer Wasserschlauch.
»Du hast mir so gefehlt«, murmelte Stavan.
»Du mir auch.«
»Bist du Wirklichkeit oder nur ein Traum? «
»Ich weiß es nicht.«
Sie küßten sich wieder. Er streichelte ihre Brüste unter ihrer Tunika und umarmte sie so fest, daß sie seinen Herzschlag hörte. »Zieh dich aus«, flüsterte er.
Sie streifte ihre Kleider ab und kuschelte sich an ihn. Ihre Füße waren kalt, seine warm. Lange Zeit lagen sie nackt unter den Schaffellen, hielten einander umschlungen, Brust an Brust, Knie an Knie, Lippen an Lippen, während sie wie ein Wesen atmeten. Dann glitt Stavan an ihrem Körper hinunter, bedeckte ihren Hals und ihre Schultern, ihre Arme und die Innenseiten mit zärtlichen Küssen. Er ließ sich Zeit, bis er ihren Bauch erreicht hatte, und noch ein bißchen mehr Zeit, um ihre Hüften zu streicheln. Als er schließlich sein Gesicht zwischen ihren Schenkeln vergrub, bäumte sie sich auf und zog ihn noch fester an sich, und gemeinsam wiegten sie sich im selben Rhythmus. Marrah schrie lustvoll auf und kam in schnellen, heftigen, wilden Wogen der Verzückung, die sie zitternd und atemlos zurückließen.
»Noch einmal? « fragte Stavan.
»Ja, ja, noch einmal!«
Er führte sie noch einmal auf den
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