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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Gipfel der Lust. Danach küßte Marrah ihn langsam am ganzen Körper, bis er mit rauher Kehle stöhnte und sie sich auf ihn setzte.
    »Bin ich ein gutes Pferd? « fragte er, und sein Haar schimmerte so hell wie Rauch.
    »Das beste, mein Liebling«, rief Marrah voller Wonne, und sie ritt ihn hart und lange.
    Vier Nächte hintereinander träumte sie von Stavan, und jede Nacht liebten sie sich inbrünstig. Am Morgen des fünften Tages machte sie sich auf die Suche nach dem Imsha. Sie fand es auf seinem gewohnten Platz neben der heilenden Quelle.
    »Wie gefällt dir die Traumwelt? « rief es, als es Marrah erblickte. »Wie gefällt es dir, mit deinem schönen Nomadenprinzen Lust zu teilen? «
    Marrah blieb wie angewurzelt stehen. »Woher weißt du, was ich geträumt habe? «
    »Es ist meine Aufgabe, das zu wissen. Ich könnte sogar zu-schauen; aber ich habe vor langer, langer Zeit beschlossen, es niemals zu tun. Also, erzähl doch mal, war es angenehm, euer Liebesspiel?
    » Ja, sehr.« Die Vorstellung, daß das Imsha ihre Träume sehen konnte, war so beunruhigend – von peinlich ganz zu schweigen –, daß Marrah sprachlos war. Schließlich faßte sie sich wieder. »Aber sind diese Träume wirklich?« fragte sie verwirrt.
    »Wirklich?« Das Imsha lachte.
    »Bin ich wirklich mit Stavan zusammen? Weiß er, daß ich bei ihm bin? Ist er irgendwo in weiter Ferne und träumt dieselben Träume, oder bin ich allein damit? Als Glyntsa mich lehrte, den Tieren zuzuhören, nahm ich ein spezielles Pulver; und bevar ich die Stimme der Schmetterlingsgöttin hören konnte, mußte ich eine lebende Raupe essen.
    Aber diesmal habe ich keinerlei Zauber getrunken oder gegessen – zumindest nichts, wovon ich wüßte –, und trotzdem kommen diese Träume immer wieder, deshalb muß ich es wissen: Was hast du mit mir gemacht? Bitte, verehrtes Imsha, hilf mir, das alles zu verstehen. Hast du mich in Trance versetzt, ohne daß ich es gemerkt hätte? Gebe ich mich wirklich der Liebe hin mit Stavan, oder ist es nur meine Sehnsucht nach ihm, die mich zu solchen Träumen verleitet? «
    Das Imsha hörte auf zu lachen. »Ich schlage vor, du stellst ihm all diese Fragen, wenn du ihn das nächste Mal siehst.« Es streckte seine Hand aus. »Genug geschwatzt. Gib mir deine Töpfe. Du hast doch ein paar mitgebracht, nicht wahr? Oder bist du so damit beschäftigt gewesen, dich in Liebesträumen zu verlieren, daß du das Feuer im Brennofen hast ausgehen lassen?«
    Offensichtlich hatte das Imsha nicht die Absicht, ihr zu sagen, ob ihre Träume wahr waren. Marrah fühlte sich verwirrter als je zuvor. Sie kramte in ihrem Tragekorb und nahm die drei kleinen Schalen heraus, die sie in aller Eile eingepackt hatte, bevor sie zur Tür hinausgelaufen war. Es handelte sich um nichts Besonderes, nur halbkugelförmige Schalen aus rötlichem Ton, mit Schlangenmustern bemalt, die sich im Brennofen schwarz verfärbt hatten.
    Das Imsha nahm eine der Schalen und balancierte sie auf seiner Handfläche. »Nicht schlecht«, bemerkte es. Es begutachtete eine andere. »Doch, wirklich, du machst dich.« Es griff nach der letzten Schale und schwieg lange Zeit. Schließlich reichte es Marrah die Schale zurück. »Liebesträume scheinen dir gut zu bekommen«, sagte es. »Diese hier ist perfekt.«
     
    Die folgenden Ereignisse überstürzten sich. Sobald es die Schale für perfekt erklärt hatte, erhob sich das Imsha von seinem Felsblock und befahl Marrah, ihr Netz zu holen. Marrah gehorchte, rannte so schnell, daß Zweige an ihrer Tunika rissen und Dornenranken über ihre Beine kratzten. Als sie mit dem genannten Gegenstand zurückkehrte, ordentlich in ein Stück Leinen gewickelt, keuchte sie vor Anstrengung, doch das Imsha ließ ihr keine Zeit, Luft zu holen.
    »Häng es an dem Holunderstrauch dort drüben auf«, befahl es. »Und zwar dicht über dem Boden.«
    Marrah rollte das Netz auseinander und spannte es mit großer Sorgfalt über die Zweige des Busches, wohl wissend, daß sie niemals in der Lage sein würde, das Geflecht zu entwirren, wenn sie es fallen ließe. Der Wind fuhr hinein und blähte es auf. Es war ein zartes, feingesponnenes Gespinst aus schwarzen Haaren, und jedes einzelne stammte von ihrem eigenen Kopf.
    Das Imsha inspizierte das Netz und stieß ein zustimmendes Grunzen aus. »Erinnerst du dich, wie ich dir sagte, daß du darin fangen würdest, was du brauchst?«
    »Ja, verehrtes Imsha.«
    »Bist du bereit?«
    Marrah hatte keine Ahnung, was es mit »bereit«

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