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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Verschwinden seiner Artgenossen. Stavan brachte eine der Stuten zu Arang und eine andere zu Marrah. Bis jetzt lief alles glatt.
    Der Hengst machte zwar einen nervösen Eindruck, aber er blickte den Stuten nach, als wollte er ihnen folgen, und einen Moment dachte Marrah hoffnungsvoll, daß er vielleicht aus eigenem Antrieb hinter ihnen herkommen würde. Er tat es aber nicht, sondern stand nur da, während er aufgeregt mit dem Schweif schlug und die Ohren flach an den Kopf legte; deshalb mußte sich Stavan sofort um ihn kümmern; er verzichtete diesmal jedoch darauf, über den Boden zu kriechen, da es auf Schnelligkeit ankam, und inzwischen stand fest, daß niemand im Lager aufgewacht war.
    Marrah sollte die Stute nehmen, die Stavan ihr gerade gebracht hatte, und so schnell wie möglich zu Dalish zurückkehren. Aber sie hatte eine ungute Vorahnung, und statt umzukehren und ihren Weg im Mondlicht zurückzunehmen, tat sie genau das, was Stavan ihr strengstens verboten hatte: Sie wartete, um zu sehen, ob er unbemerkt entkäme.
    Ihre Intuition hatte sie nicht getrogen. Als er dem Hengst das Seil über den Kopf warf, bäumte sich das Tier auf und stieß ein lautes Wiehern aus. Dann, als wäre das noch nicht genug, tat der Hengst noch ein übriges: Er machte so schnell auf der Hinterhand kehrt, daß Stavan ihn nicht mehr halten konnte, und galoppierte geradewegs auf den Haufen schlafender Nomaden zu.
    Stavan schaffte es mit letzter Kraft, das Seil zu packen und den Hengst zur Seite zu reißen, aber leider nicht weit genug. Die Vorderhufe des Pferdes streiften die Ränder der Wärmefalle, und die Decken schienen förmlich zu explodieren, flogen in alle Richtungen, als die Krieger hastig auf die Füße sprangen und fluchend umherstolperten. Sie brauchten nur den Bruchteil einer Sekunde, um die Lage zu durchschauen, und schon stürzten sich drei von ihnen auf Stavan in dem Versuch, ihn von dem Hengst zu ziehen. Irgendwie gelang es ihm dennoch, sich auf den Rücken des Tieres zu schwingen, aber Marrah erkannte, daß er nicht lange dort oben bleiben würde.
    Schon griffen die restlichen Krieger nach ihren Waffen. Sie konnte die langen Speere und Äxte in ihren Händen sehen, wie sie hastig Bögen spannten und Pfeile einlegten; das Weiß ihrer Zähne und Augen blitzte hell in der Dunkelheit, als sie einander Befehle zubrüllten.
    Sie hätte nicht zu sagen vermocht, was sie zu ihrem nächsten Schritt veranlaßte. Vielleicht war es die Erkenntnis, daß Stavan getötet werden würde, wenn sie nichts unternahm, oder vielleicht verhalf ihr die Göttin einen Moment lang zu tollkühnem Mut. Auf jeden Fall fand Marrah sich im nächsten Augenblick auf dem Rücken der Stute wieder, und sie schrie aus voller Kehle, während sie geradewegs auf ihre Feinde zugaloppierte und sie aus dem Weg stieß. Sie hatte keine Zügel und auch keine Trense, um das Pferd zu lenken, nur ihre Knie; aber die Stute war hervorragend abgerichtet, und als Marrah ihr die Schenkel in die Seiten drückte, wirbelte sie auf der Stelle herum, und Marrah raste erneut auf die Krieger zu.
    Etwas schwirrte dicht an ihrem Ohr vorbei – ein Pfeil oder ein Speer –, sie wußte es nicht; und dann war sie wieder mitten zwischen den Männern, die in alle Richtungen davonrannten, um nicht niedergetrampelt zu werden. Später dachte Marrah, daß sie wohl der bloße Anblick einer Frau, die einen ganzen Trupp schwer-bewaffneter Krieger umzureiten versuchte, verwirrt haben mußte, denn keine der Waffen, die die Männer nach ihr schleuderten, traf ihr Ziel.
    Einer der Nomaden grapschte nach dem Hals ihres Pferds, doch die kurze Mähne der Stute entglitt seinen Fingern. Marrah erhaschte einen flüchtigen Blick auf sein Gesicht, das vor Zorn verzerrt war. Es mußte Mukhan sein, denn er hatte einen Wolf auf der Wange eintätowiert, und seine Zähne waren abgebrochen und zu scharfen Spitzen abgefeilt worden.
    Mukhan schrie eine schreckliche Verwünschung, doch Marrah war längst über das Stadium der Angst hinaus. In Sekundenschnelle hatte sie ihn hinter sich gelassen, doch schon ragte ein anderer Krieger drohend vor ihr auf, eine scharfe Axt in der erhobenen Hand. Verzweifelt versuchte sie, ihr Pferd herumzulenken, aber es war bereits zu spät. Als die Stute geradewegs auf den Kerl zugaloppierte, beugte sich Marrah tief über ihren Hals und klammerte sich verbissen an ihrer Mähne fest, während sie auf die Spaltung ihres Schädels in zwei Hälften wartete. Aber zu ihrer, großen

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