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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Verwunderung sprang der junge Krieger im letzten Moment beiseite, ohne sie anzugreifen. Sie ritt so dicht an ihm vorbei, daß sie sein Gesicht sehen konnte. Er war kaum älter als Arang und fast bartlos. Irgendwie kam er ihr bekannt vor, und wenn sie nicht gewußt hätte, daß es unmöglich war, hätte sie schwören können, daß er ihr ein Lächeln schenkte, als sie vorbeiraste.
    Dann war sie aus dem Lager heraus, und sie und Stavan ritten Seite an Seite. Der Schnee spritzte in Wirbeln hoch, als die Hufe ihrer Pferde über den gefrorenen Boden donnerten. Aus den Augenwinkeln konnte Marrah sehen, wie Hiknak um ihr Leben rannte. Bevor sie ihr jedoch zu Hilfe eilen konnte, war Arang schon an ihrer Seite, schwang Hiknak mit einer einzigen geschickten Bewegung auf den Rücken seines Pferdes und flog mit ihr davon. Hinter sich konnte Marrah die Hunde wie verrückt bellen hören, doch der Lärm machte ihr keine Angst mehr. Plötzlich fühlte sie sich stark und von einem unbeschreiblichen Hochgefühl erfüllt. Sie drückte ihrer Stute die Fersen in die Seiten, um sie vorwärtszutreiben, und stieß einen Schrei aus, der weit über die eisige Steppe hallte.
    »Batal!« schrie sie jubelnd. Es war der Name der Göttin, ein Name, der immer mit Frieden assoziiert worden war, doch inzwischen hatte sich die Welt verändert. »Batal! « schrie Marrah noch einmal. Später sollte »Batal! « der Schlachtruf all jener werden, die gegen die Nomadeninvasoren kämpften, und selbst der gefährlichste aller Angreifer würde lernen, ihn zu fürchten.
     

2. KAPITEL
    Nachdem Marrah und ihre Gefährten jetzt keine Angst mehr vor Verfolgern haben mußten, kehrten sie um und ritten nach Südwesten, trieben die Pferde der Nomaden in die Richtung der Mutterländer. Marrah hatte viel Zeit zum Nachdenken, während sie sich durch die endlose, schneebedeckte Steppe schlugen.
    Von früh auf war sie dazu erzogen worden, alle Lebewesen als Kinder der Göttin Erde zu respektieren, und obwohl sie sich wehren würde, wenn es zu einem Angriff kam – nicht nur, um ihre eigene Haut zu retten, sondern auch, um andere zu verteidigen –, war sie niemals eine willige Kämpferin gewesen oder etwa eine besonders gute. Zwar hatte einen Moment die Ekstase von ihr Besitz ergriffen, als sie Batals Namen hinausschrie, aber sie empfand noch mehrere Tage danach ein vages Gefühl der Beschämung.
    Dennoch gehörte sie nicht zu den Menschen, die Zeit damit verschwenden, über Dinge nachzugrübeln, die man nicht mehr ändern kann; es tröstete sie die Gewißheit, daß sie Stavan das Leben gerettet hatte, und sie schloß allmählich Frieden mit ihrem Gewissen. Meistens dachte sie an die Stadt Shara, während sie über die Steppe dahinritt, und sehnte sich nach ihrem alten Leben. Die sanft schaukelnde Gangart ihrer Stute lullte sie ein und versetzte sie in einen Schwebezustand; den größten Teil des Tages pflegte sie damit zu verbringen, sich ihre Lieblingsorte vorzustellen.
    Manchmal, wenn sie die Augen hinter den Schlitzen der Augenbinde aus Birkenrinde verengte, die Stavan für sie alle angefertigt hatte, um sie vor Schneeblindheit zu schützen, schien es, als erhöbe sich die weiße Ebene der Steppe wie eine Höhlenwand vor ihr, und die Gesichter all der Menschen, die sie liebte, zeichneten sich einige Augenblicke lang als farbige Schatten darauf ab. Wenn dies geschah, durchzuckte Marrah stets schmerzliches Heimweh, so daß sie sich energisch zusammenreißen und sich sagen mußte, daß sie irgendwann aus reiner Unachtsamkeit vom Pferd fallen würde.
    Dennoch war es schwer, nicht ins Träumen zu geraten. Da sie jetzt nicht mehr vor den Hansi-Kriegern fliehen mußten, bewegten sie sich in gemäßigtem Tempo vorwärts, um ihre Pferde nicht zu sehr zu ermüden oder sie so aufzuregen, daß sie in Panik gerieten. Stavans und Mukhans Hengste mochten einander nicht, und Mukhans Pferd schien ständig im Begriff, davonzugaloppieren und mehrere der Stuten mitzunehmen. Marrah konnte es dem Hengst kaum verübeln. Wenn sie an seiner Stelle gewesen wäre, hätte sie ebenfalls zu fliehen versucht; aber Stavan bestand darauf, alle neun zusätzlichen Pferde zu behalten, obwohl ihre Pflege sehr viel Zeit in Anspruch nahm.
    »Es kann sein, daß wir sie noch brauchen«, warnte er, und seine Warnung erwies sich als zutreffende Prophezeiung, denn bereits drei Tage später begann der Rotschimmel, den Arang geritten hatte, zu lahmen. Bis zum Abend, als sie ihr Lager aufschlugen, ging es mit dem

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