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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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danach trachtet, Arang in die Finger zu kriegen. Vlahan ist ein Bastard ohne legitimen Anspruch darauf, Großer Häuptling zu sein. Die Krieger lachen hinter seinem Rücken, weil er seine Frauen nicht dazu bringen kann, sich fortzupflanzen.«
    Bei dem Ausdruck »fortpflanzen« rümpfte Marrah empört die Nase, weil er sie zu sehr an Pferdezucht erinnerte. »Dann ist Vlahan also unfruchtbar? «
    Stavan schmunzelte. »Die Hansi sagen niemals, daß ein Mann unfruchtbar ist. Wenn eine Frau keine Kinder gebiert, wird immer angenommen, daß es ihre Schuld ist. Aber Vlahan hat viele Frauen gehabt, und nicht eine von ihnen hat jemals ein Kind bekommen.« Er streichelte sanft ihren Bauch und lächelte sie an. »Ich liebe dieses Kleine schon jetzt«, murmelte er. Er hielt einen Moment inne. »Und ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
    »Einen Gefallen?«
    Er räusperte sich. »Ich weiß, dein Volk glaubt, daß Kinder ausschließlich der Mutter gehören. Wie ich mich erinnere, gibt es in eurer Sprache nicht einmal ein Wort für ›Vater‹, aber ...« Wieder brach er ab und blickte Marrah an; erfreulicherweise lächelte sie.
    »Aber was?« fragte sie.
    Ermutigt fuhr er fort: »Also, es ist etwas Wichtiges!« Er nahm ihre Hände und drückte einen Kuß in jede ihrer Handflächen. »Ich würde sehr gerne der Aita dieses Kindes sein.« In Marrahs Heimat konnte eine Frau einen Mann ihrer Wahl zum Aita ihrer Kinder bestimmen, und es war eine lebenslängliche, heilige Verpflichtung für ihn. Stavan, der inzwischen schon seit fast vier Jahren Arangs Aita war, hatte sich bereits unzählige Male seiner Rolle würdig erwiesen, dennoch fragte er respektvoll an, genau wie es ein Mann der Muttervölker getan hätte.
    Marrah sagte nichts, lächelte nur unentwegt.
    »Wenn es dein Wunsch ist, verehrte Marrah«, fügte er förmlich hinzu. »Ich glaube, ich würde einen guten Aita abgeben. Selbstverständlich ist es eine Ehre, die gewöhnlich einem Bruder der Frau zuteil wird, aber Arang ...«, er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, »... scheint zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt zu sein.«
    Marrah fing an zu lachen, und Stavan stimmte in ihr Lachen ein.
    Sie hatten beide bemerkt, wie Arangs Blick jeder von Hiknaks Bewegungen folgte. Falls sich Hiknak Arangs Bewunderung bewußt war, so ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken – vielleicht, weil sie kein Interesse an ihm hatte oder weil sie ihn immer noch als Jungen betrachtete.
    Marrah fragte sich, ob Arang wohl jemals den Mut aufbringen würde, die kleine Nomadin zu bitten, das Bett mit ihm zu teilen. Sie hoffte es, denn ihrer Ansicht nach war Winterliebe zu gut, um sie zu verpassen; aber vielleicht würde Arang auch nur fortfahren, das junge Mädchen sehnsüchtig anzustarren. Obwohl Hiknak nur ein oder zwei Jahre älter als Arang war, war sie Vlahans Konkubine gewesen, und das mußte sie sehr erwachsen erscheinen lassen. Wenn die beiden zusammen in Shara aufgewachsen wären, hätten sie natürlich schon Sexspiele gespielt seit ihren ersten Ausflügen aus dem Mutterhaus, und dann wäre Arang nicht so schüchtern gewesen. Aber Arang wurde nicht auf die übliche Weise zum Mann. Das Leben war soviel härter für ihn, als es hätte sein sollen.
    Marrah hörte auf zu lachen und gab Stavan flink einen Kuß. »Es ist genau der richtige Winter für Liebe gewesen«, sagte sie. » Du und ich, Hiknak und Arang ... selbst die Hengste und Stuten scheinen das Beste aus unserer Schneefestung gemacht zu haben.« Sie strich Stavan liebevoll das Haar aus der Stirn und küßte ihn noch einmal, von einer überwältigenden Zärtlichkeit erfüllt. Zum Teil war es Hingabe für Stavan, aber es waren auch warme Gefühle für andere Dinge: für das neue Leben, das in ihr wuchs; für Arangs letzten Winter als Kind; für die Göttin Erde, die ihre weißen Röcke über das Land gebreitet hatte, und das kommende Jahr, das so voller wunderbarer Verheißungen vor ihr lag.
    Sie lehnte ihren Kopf an Stavans Schulter und schaute zu, wie der Widerschein des Feuers an den Wänden tanzte. Nach einer Weile ergriff sie wieder das Wort. »Natürlich kannst du der Aita meines Kindes sein«, sagte sie. »Ich hatte schon die ganze Zeit vor, dich zu fragen.«
    Sie saßen in kameradschaftlichem Schweigen da, und Marrahs Gedanken schweiften zurück zu den Pferden. In den letzten paar Wochen schienen die Stuten gewußt zu haben, daß der Frühling kam, obwohl es weiterhin schneite. Stavan hatte ihr erklärt, daß

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