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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Arang ist Marrahs Bruder, aber wenn er mich anspringt, werde ich ihm eins auf die Nase geben müssen.«
    Sie lächelte traurig. »Das würde natürlich Probleme verursachen. Außerdem mag ich den Jungen recht gern, wenn er mich nicht gerade auffressen will vor lauter Sehnsucht.« Sie kicherte leise. »Obwohl er, um die Wahrheit zu sagen, eher wie ein junges Hündchen aussieht, das darauf wartet, daß ihm jemand ein paar Essensreste zuwirft.«
    » Reg dich nicht auf. Er wird dich nicht mal mit einer Fingerspitze berühren, es sei denn, du bittest ihn darum.« Dalish gähnte, und die roten Troddeln an ihrer Kapuze warfen beim Hin- und Herschwingen kleine Schatten an die gegenüberliegende Wand.
    Sie war eine dunkelhaarige Frau mit Augen von der Farbe von Mandeln, und ihr Gesicht bedeckten feine blaue Tätowierungen, die sie immer aussehen ließen, als spähte sie hinter einem Schleier hervor wie eine Nomadenfrau. Doch Dalish war keine Nomadin. Sie war in den Mutterländern geboren und hatte vier Jahre lang im Tempel der Vogelgöttin als Priesterin gedient, bevor die Hansi ihr Dorf überfielen, ihre Verwandten töteten, sie, Dalish, raubten und in die Steppe brachten. Aber obwohl sie viele Jahre als Konkubine gelebt hatte, war es den Nomaden niemals gelungen, sie gefügig zu machen, und wenn sie eine Meinung äußerte, hörten die Leute gewöhnlich auf sie. Hiknak war eine der wenigen Ausnahmen, denn trotz ihrer Gutmütigkeit hatte sie eine störrische Art an sich.
    »Wie kannst du dir so sicher sein, daß Arang mich nicht eines Tages packt, wenn ich hinausgehe, um die Pferde zu füttern? «
    »Weil das nicht die Art der Muttervölker ist.« Dalish schob den Nähfaden aus Sehne an einem spitzen Knochenstück durch den Daumen des Fäustlings und blickte Hiknak an; wie sollte sie dem jungen Mädchen bloß klarmachen, daß nicht alle Männer so brutal und rücksichtslos wie Vlahan waren?
    »Die Männer der Muttervölker fragen eine Frau immer erst, ob sie bei ihm liegen will«, fuhr sie fort. »Oder die Frau fragt den Mann. Es spielt keine Rolle, wer den ersten Schritt tut, solange nur der eine von beiden fragt und der andere sich selbst entscheidet. Wenn eine Frau zum Beispiel möchte, daß der Mann in sie eindringt, versetzt sie ihm einen kleinen Klaps auf den Schenkel. Wenn sie ihm kein Zeichen gibt, dann muß er sozusagen draußen vor dem Pferch bleiben.« Dalish lachte. »Meine Mutter hat mir früher mal die Geschichte von der Frau, die nicht wußte, wie man einen Klaps erteilt, erzählt. Also, da war diese Frau in dem Dorf namens Shiabu, die ...«
    »Du sagst, die Frauen bitten die Männer?« unterbrach Hiknak sie. Sie sah verwirrt aus, als wäre die bloße Vorstellung, einen Mann um Vereinigung zu bitten, völlig absurd für sie – was sie ohne Zweifel war. »Warum in Hans Namen sollten sie das tun? Wenn die Männer die Frauen in Ruhe lassen, warum sollten die Frauen den Beischlaf dann auch nur jemals erwähnen?«
    Dalish, die im Begriff gewesen war, zu einer langen, lustigen Geschichte anzusetzen, sah leicht verärgert über die Unterbrechung aus. »Weil die Frauen Spaß an ihrem Körper haben, deshalb.«
    Hiknak warf den Kopf in den Nacken und lachte so heftig, daß Dalish befürchtete, sie könnte ersticken. »Spaß? Die Frauen genießen es, wenn ein Mann über sie herfällt? Sie genießen es, brutal genommen und wundgescheuert zu werden? Ich kann ja verstehen, daß man diese Handlung über sich ergehen läßt, weil man sich ein Kind wünscht – aber darum zu bitten? Lieber lasse ich mich von einem Pferd treten!«
    Dalish sah gekränkt aus. »Unsere Männer sind nicht brutal. Sie sind stolz darauf, einer Frau Lust zu bereiten. Nur damit du Bescheid weißt: Was du da beschreibst, darf sich bei den Muttervölkern nicht einmal Vereinigung nennen.«
    Hiknak sah plötzlich interessiert aus. »Was du nicht sagst! « Sie hörte auf, Eichelschalen zu zerschlagen, und ließ sich Dalishs Worte durch den Kopf gehen. »Ich habe Lust beim Liebesspiel mit Frauen erlebt, aber niemals mit einem Mann. Meine liebe Freundin Iriknak war eine zärtliche Liebhaberin – aber dann wurde sie von Vlahan ermordet, und seitdem habe ich keine Lust mehr empfunden.« Sie räusperte sich und blickte Dalish entschuldigend an. » Äh, Dalish ... wie stellen es die Männer der Muttervölker eigentlich an, daß sich die Vereinigung gut für eine Frau anfühlt? Tun sie das gleiche, was Frauen tun?«
    Die Ältere blickte amüsiert auf. So, das

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