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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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versackt in seinem Rausch, als ihn seine Wachen im Stich ließen und in wilder Angst flohen, überzeugt, daß ihr Häuptling verflucht war; er hatte geschlafen, als seine Ehefrau starb, hatte geschlafen, während seine Krieger in Todesqual schrien. Ohne etwas von der Panik zu ahnen, die das gesamte Lager erfaßt hatte, starrte er benommen zu Hiknak hoch und sah in ihr nicht etwa einen Todfeind, sondern eine barhäuptige Sklavin.
    »Bring mir Wasser«, befahl er.
    Hiknaks Gelächter erfüllte das Zelt mit einem Geräusch, als schlügen Kupferglöckchen aneinander. »Steh auf und kämpfe!« fauchte sie. »Ich werde dich töten.«
    »Wachen! « kreischte Vlahan.
    »Du hast keine Wachen mehr. Sie sind alle entweder tot oder davongelaufen. Die wenigen übriggebliebenen Bewohner dieses Lagers haben fürchterliche Angst vor dem Fluch des Schlangen‑Vogels. Niemand wagt sich mehr in deine Nähe außer mir, und ich bin auch nur gekommen, um mir das Vergnügen zu gönnen, dich von der Kehle bis zum Bauch aufzuschlitzen.«
    Hiknak war so von ihm angewidert, daß sie etwas sehr Törichtes tat: Sie packte ihn an seiner Tunika und versuchte, ihn auf die Füße zu hieven; aber sie hatte nur einen gesunden Arm, war fast zwei Köpfe kleiner als er und wog nur halb soviel wie Vlahan. »Steh endlich auf! « schrie sie.
    Einen Moment hing sein Körper so schlaff herum wie ein Sack feuchten Mehls. Dann, ohne Vorwarnung, rappelte er sich hoch und rammte ihr mit aller Gewalt seinen Kopf in den Bauch. Sie taumelte nach Luft schnappend zurück und wäre gestürzt, hätte sie nicht im Rücken eine Zeltstange gehalten. Es war nur gut, daß sie nicht das Gleichgewicht verlor, denn in Sekundenschnelle war Vlahan auf den Füßen und kam drohend auf sie zu. Die Adern an seinem Hals standen vor, und sein Gesicht war vor Haß zu einer Grimasse verzerrt.
    »Du verfluchtes Weibsstück!« Er versuchte, sie zu schlagen, doch sie duckte sich blitzschnell, und seine Faust traf statt ihrer die Zeltstange. Bis er soweit war, erneut auf sie einzudreschen, hatte sie ihren Dolch stoßbereit erhoben.
    »Na los, kämpfe gegen mich«, zischte sie. »Zieh deine Waffe und kämpfe! «
    Vlahan blickte sie voller Verachtung an. »Ich kämpfe nicht mit Frauen, du dämliche Schlampe, aber das Genick werde ich dir mit Freuden brechen!«
    »Weißt du inzwischen, wer ich bin, oder hat dich der Kersek blind gemacht? Ich bin Hiknak, die früher einmal deine Konkubine war. Du hast meine liebe Freundin Iriknak getötet, mein Volk massakriert; mich hast du vergewaltigt, gedemütigt und gezwungen, bei den Hunden zu schlafen. Du hast Arang entführt, meinen geliebten Ehemann; hast mein kleines Mädchen, Keshna, shohwar gemacht und meine rechte Hand verkrüppelt. Jetzt bin ich gekommen, um Gerechtigkeit zu üben.«
    Vlahan lachte, bis sein Gesicht die Farbe rohen Fleisches annahm. »Weißt du, wie du aussiehst? « höhnte er. »Du siehst wie eine japsende Maus aus.
Ich
soll gegen dich kämpfen? Pah, ich könnte dir mit einem Finger den Hals umdrehen. Leg das sharanische Messer weg, es ist nicht lang genug. Komm her, und ich werde dich mit Freuden töten, aber zuerst will ich dich haben. Du hast niemals für irgend etwas anderes als Sex getaugt. Und was deinen ›geliebten Ehemann‹ angeht – ich habe ihn Han opfern lassen und den Jungen, Keru, desgleichen.«
    Als Hiknak vernahm, daß Arang und Keru auf seinen Befehl hin getötet worden waren, zerbrach etwas in ihrem Inneren, und plötzlich war sie so vartak wie jeder Krieger. »Du lügst! « schrie sie. Vlahan sah, wie der Blutrausch von ihr Besitz ergriff, und er war in Angriffsstellung, als sich Hiknak auf ihn stürzte. Er versetzte ihr einen heftigen Fausthieb gegen den Kopf und schlug sie zu Boden. Dann ließ er sich auf sie fallen, riß ihr den Dolch aus der Hand und schleuderte ihn fort.
    »Ich soll gegen dich kämpfen? Dann kämpf
du
doch, du dämliches Miststück! « Er packte sie am Hals und schüttelte sie, bis ihre Zähne klappernd aufeinanderschlugen. Dann griff er nach ihren Beinlingen und zerrte sie herunter.
    Aber Hiknak war keine zwölfjährige Konkubine mehr, die sich nicht wehren konnte. Als sich Vlahan bereitmachte, mit einem brutalen Stoß in sie einzudringen, griff sie nach seinem Dolch. Ihre rechte Hand war fast nutzlos, aber ihre Linke war so stark, daß sie an dem Seil vorhin ihr ganzes Gewicht gehalten hatte. Ihre Finger schlossen sich um das Knochenheft seines Dolches und zogen ihn aus der Scheide.

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