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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Vlahan hätte ihr mühelos das Handgelenk brechen können, doch er war zu betrunken und zu blind vor Begierde, um ihre Absicht zu bemerken.
    »Wie hättest du's denn gerne?« Aus seinen Mundwinkeln troff der Speichel.
    »So!« schrie sie, als sie ihm die Klinge mit aller Kraft in den Rücken stieß.
     

17. KAPITEL
    Acht Monate später fanden Pilger, die zum Fest der Blumen nach Shara kamen, eine neue Stadt vor, erbaut auf den Trümmern der alten.
    Wieder schimmerten die weißgetünchten Mutterhäuser und Tempel im hellen Frühlingssonnenschein, umarmt von der Großen Schlange der Zeit. Auf den Feldern sprießten kräftige Weizenhalme aus der verbrannten Erde, und die Weiden und Wiesen bildeten bunte Teppiche von Butterblumen, Veilchen, Lilien und Anemonen. Draußen auf dem Süßwassersee warfen Fischer mit elegantem Schwung ihre Netze aus, und Raspas aus dem Süden liefen in den Hafen ein, beladen mit Krügen voll Öl und Wein aus Omu, Kupfer aus Shifaz, Feuerstein aus Gira und seltenen, federbesetzten Umhängen aus dem Land des Küsten-Volkes.
    Nun, da die Nomaden verschwunden waren, kamen auch wieder Boote aus dem Norden, und die Nachrichten, die die Händler brachten, klangen beruhigend: Es hatte keinen Angriff auf Kataka gegeben; die Fayence-Tempel von Takash standen wie eh und je an den Ufern des Rauchflusses, und selbst Shambah war verschont geblieben. Die Nomaden hatten offenbar einen anderen Weg in die Steppe zurückgenommen und Shambahs üppige Blumengärten unangetastet gelassen; abermals wurde Chilana – der Göttliche Schmetterling, Sanfteste aller Mütter, sie, die den Tod überwindet – mit den alten Tänzen verehrt.
    Als die Göttin Batal vom Tempel der Kinderträume herabschaute und ihre Stadt sah, war sie erfreut. Die Sharaner hatten den Kampf um ihre traditionelle Lebensweise gewonnen. Aber Batal, die alles sah, sah auch, daß die Windungen der Zukunft nicht dieselben waren wie die Windungen der Vergangenheit, und so sehr das neue Shara dem alten ähnelte, es würde niemals wieder wie früher sein.
    Nachdem die Nomaden in Panik geflohen waren, hatten die Sharaner mehrere Tage damit zubringen müssen, den Pfad zu reparieren und die Grube aufzuschütten, bevor sie von den Klippen herunterziehen konnten; doch als sie im Tal anlangten und die Ruinen ihrer Stadt durchsuchten, stießen sie auf etwas Unerwartetes.
    Die Mutterhäuser waren zwar verbrannt, die Tempel desgleichen, und die ursprüngliche Große Schlange der Zeit lag ebenfalls darnieder; als sie jedoch zu der Stelle kamen, wo sich einst der zentrale Versammlungsplatz befand und sie die Asche von der Großen Schlange der Ewigkeit wegfegten, leuchteten ihre blauen und orangefarbenen Kacheln so fröhlich wie damals, bevor die Nomaden die Stadt in Brand gesteckt hatten. »Ich bin unsterblich«, ließ die Schlangengöttin die Überlebenden wissen, und dann hatte sie lachend ihren Schwanz ins Maul genommen, sich um sie herumgeringelt und ihnen neue Hoffnung eingeflößt.
    Während sie durch die Trümmer wanderten und herauszufinden versuchten, wo vordem ihre Mutterhäuser und Tempel gestanden hatten, trafen sie auch hier auf eine freundliche Überraschung und knieten unter Freudenrufen nieder – nicht um zu beten, sondern um den Schutt beiseite zu kehren. Ähnlich wie die Schlange der Ewigkeit waren die Fußböden ihrer Häuser und Gebetsstätten seit jeher mit farbigen Kacheln gefliest; natürlich hatten auch diese den Brand überstanden, gehärtet in den großen Töpferöfen, wie auch die Sharaner aus ihren Erlebnissen mit den Nomaden gehärtet hervorgingen.
    »Wir können Shara wieder so aufbauen, wie es früher war!« riefen die Leute freudig, als sie die Böden ihrer Häuser unter der Asche farbig schimmern sahen; aber Marrah erinnerte sich an die geschlossene Rundbauweise von Kataka, und sie berief den Ältestenrat ein, um ihnen eine wichtige Veränderung zu empfehlen.
    Es sei richtig, daß die Mutterhäuser wieder auf ihren alten Fundamenten erbaut werden sollten, erklärte sie, aber jedes Haus müsse zusätzlich verbreitert werden, bis es das Nachbarhaus berühre, damit die Stadt in sich geschlossen sei und niemals wieder so schutzlos feindlichen Angriffen ausgeliefert wäre.
    »Aber Shara ist niemals ein geschlossener Kreis gewesen!« protestierten die Mitglieder des Rates. »Es hat sich immer zwischen dem Wald und dem See ausgedehnt wie eine sich ringelnde Schlange.«
    »Ihr vergeßt die Sklavinnen und Nomadenkonkubinen, die Zuflucht

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