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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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krank, um von großem Nutzen zu sein. Marrah fragte sich, wie viele während des letzten Winters verhungert waren und wie viele andere im nächsten Winter noch verhungern würden, wenn die Nomaden tatsächlich zwei Drittel der Ernte beschlagnahmten. Sie blickte Stavan und Dalish an und fand ihre eigenen Gedanken in ihren Gesichtern widergespiegelt.
    Genaugenommen mußten sie doch nach Shambah zurück und die Nomaden wieder in die Steppe treiben. Ob sie es schaffen würden? Wahrscheinlich nicht; aber man konnte diesen halb verhungerten Kindern und Alten unmöglich in die Augen sehen und sie gleichzeitig im Stich lassen, um die eigene Haut zu retten ...
    Marrah, Dalish und Stavan gingen zurück, holten Hiknak und Arang und verbrachten den Rest des Nachmittags damit, vor Klatifs Hütte zu sitzen und über ihre Lage zu beratschlagen. Doch wie Marrah schon befürchtet hatte, kamen sie zu keinem Ergebnis. Ganz gleich, wie oft sie nachzählten, sie waren und blieben nur fünf Leute, die es mit zwanzig – vielleicht sogar dreißig – bewaffneten Shubhai-Kriegern aufnehmen mußten. Marrah besaß zwar noch immer zwei der mächtigen Talismane, die ihr die Priesterinnen von Nar geschenkt hatten: die bernsteinförmige Träne des Mitgefühls und den getrockneten Donner; aber weder Donner noch Mitgefühl schienen in diesem Fall das richtige Mittel zu sein. Es sah alles so hoffnungslos aus, daß selbst Hiknak, die sonst immer gerne einen Kampf aufnahm, zugab, daß sie wahrscheinlich alle getötet würden, wenn sie das Fort angriffen.
    Als sich der Nachmittag dem Ende näherte, fiel ihnen überhaupt keine rettende Idee mehr ein, und sie waren bereit, um Hilfe zu bitten. Im Land der Schmetterlingsgöttin fand sich zum Glück immer irgendeine gute Seele. Kurz nach Einbruch der Dämmerung kam das junge Mädchen mit dem Klumpfuß zu Marrah, während sie etwas in der hohlen Hand hielt. Sie kniete sich hin und öffnete ihre Finger, um eine fette grüne Raupe zu präsentieren. Die Raupe war ein prächtiges Tier, gespickt mit unzähligen gelben Borsten. Ihre sechs roten Augenflecken leuchteten wie glühende Kohlen, und zu beiden Seiten ihres Körpers prangten blaue Kreise.
    Marrah bewunderte das Insekt argwöhnisch. Sie hatte davon gehört, auf welche Weise die Shambahner ihre Schmetterlingsgöttin um Hilfe anriefen, und war sich ziemlich klar darüber, was auf sie zukam.
    »Und was soll ich damit tun?« fragte sie.
    »Sie schlucken, verehrte Priesterin.«
    »Lebendig?« Die Raupe bäumte sich auf und fuchtelte mit den winzigen Vorderbeinen. »Könntest du sie nicht trocknen und in Honig tauchen oder sie wenigstens in einer schmackhaften Soße zubereiten? «
    »Nein, verehrte Priesterin.« Das Mädchen zeigte auf die zitternden Beinchen des Tieres. »Die heilige Botin muß lebendig sein und tanzen, sonst wird die Göttin nicht durch sie sprechen.«
    »Wie schade«, seufzte Marrah und versuchte sich abzulenken von dem scheußlichen Ansinnen, eine lebendige Raupe zu schlucken. Vielleicht würde sie sich den ganzen Weg durch ihre Kehle hinunterwinden und zappeln. Igitt! »Und warum wird mir diese Ehre zuteil und nicht den anderen?«
    »Weil du eine Enkelin von Königin Lalah von Shara bist und eine große Priesterin.«
    Marrah stieß einen Klagelaut aus, nahm die Raupe entgegen und saß einen Moment da, während sie auf das unschuldige Tierchen starrte und mit ihrem Ekel rang. Dann legte sie den Kopf in den Nacken, steckte sich die Raupe in den Hals und schluckte. Es war ein pelziger, zappelnder, bitterer Mundvoll, und sie wäre fast erstickt, bevor sie es schaffte, ihn hinunterzuwürgen. Sie öffnete wieder die Augen und sah das Mädchen sie mit unverhohlener Neugier anstarren.
    »Wie hat sie geschmeckt, verehrte Priesterin?«
    Marrah schnappte nach Luft und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Ehrlich gesagt, sie hat wie ein in Pelz gewickelter Dunghaufen geschmeckt.« Gleich darauf bereute sie ihre Bemerkung, weil sie nicht die Absicht hatte, jemanden zu kränken, aber das Mädchen zeigte sich erleichtert.
    »Gut! Dann habe ich dir die richtige gebracht.«
    »Du meinst, du warst dir nicht sicher?«
    »Nein, verehrte Priesterin. Ich habe vorher noch nie eine Botin gesucht, deshalb wußte ich nicht, um welche Sorte Raupen es sich handelt. Ich bin noch zu jung, um Priesterin zu sein, und die Nomaden haben alle unsere Dorfmütter getötet.«
    »Und wie lange braucht eine Botin gewöhnlich, um zu sprechen?«
    Das Mädchen zuckte die

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