Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
Vom Netzwerk:
zusammengetrieben und sie beauftragt, neue Schätze aus Gold und Kupfer zu gestalten. Er war so schlau gewesen zu erkennen, daß die alten Frauen die größte Macht in den Dörfern besaßen; also hatte er seinen Männern befohlen, jedes weibliche Wesen mit grauem Haar niederzumachen. Zwar hatte er die Sklaverei nicht gerade erfunden – die Hansi raubten schon seit Generationen Frauen, um sie als Sklavinnen für sich arbeiten zu lassen –, jedoch hatte er sie entscheidend erweitert.
    Seiner Eingebung nach waren Männer ebenfalls hervorragend als Sklaven zu gebrauchen: Männer konnten mehr erledigen als Frauen, und wenn man sie regelmäßig verprügelte und auf knappe Kost setzte, waren sie so leicht zu kontrollieren wie eine Herde Schafe. Nicht einer von diesen Mutterleuten hatte die Übung oder den Mumm, sich gegen die Shubhai aufzulehnen und von Mann zu Mann zu kämpfen. Schienen noch nicht mal an Rache interessiert zu sein, die Schlappschwänze. Und was war das Leben ohne Rache? Rache war das Herzblut der Krieger, noch süßer und berauschender als shambahnischer Wein. Zum Beispiel seine Rache an Zuhan: Sie war zwar noch nicht vollkommen, aber eines Tages würde sie es sein, und an jenem Tag, dachte Nikhan, werde ich ein glücklicher Mann sein.
    Er lehnte sich zurück, während er den vollen Kelch auf seinem Knie balancierte, und ließ sich von dem Geist des namenlosen Weingottes beflügeln. Der alte Zuhan mochte zwar der Große Häuptling der Hansi sein, aber an dem Tag, an dem die Festung fertiggebaut worden war, hatte Zuhan für immer die Macht verloren, Tribut von den Shubhai zu fordern. Nicht daß Zuhan dies bereits wußte; doch mit der Zeit würde der alte Bastard schon dahinterkommen. Nikhan lächelte bei dem Gedanken an Zuhans Gesicht, wenn er hörte, daß ein so kleiner, machtloser Stamm. es wagte, sich ihm zu widersetzen.
    Seit Generationen hatten die Zwanzig Stämme die Shubhai gedemütigt und sie mit Verachtung behandelt, aber wenn das nächste Mal ein Hansi-Trupp in Shambah auftauchte, würden sie eine große Überraschung erleben. Er, Nikhan, würde sie aus der Sicherheit seines Forts heraus bekämpfen, das er in seiner Klugheit hatte errichten lassen; er würde seinen Kriegern befehlen, die Angreifer der Reihe nach abzuschlachten. Die Hansi-Überlebenden – wenn es denn welche geben sollte – würden in die Steppe zurückweichen und verkünden, daß ein neuer, mächtiger Häuptling den Süden beherrschte – Zuhan würde außer sich geraten!
    Der Gedanke an Zuhans ohnmächtige Wut ließ Nikhans Lächeln noch breiter werden, bis die abgebrochenen Ränder seiner Schneidezähne sichtbar wurden. In letzter Zeit träumte er von einer ganzen Kette von Wehrdörfern, die sich nach Osten und Süden hin erstreckte. Er würde ihrer aller Gebieter sein, und das würde ihn zu etwas vollkommen Neuem machen, etwas, was die Welt noch nie gesehen hatte. Bisher ging von ihm noch nicht die Kunde, daß er Land und Macht besaß außer Vieh und Pferden; aber er stellte sich vor, daß er ein Mittelding zwischen einem großen Häuptling und einem Gott würde. Die Wilden brabbelten etwas von »Priester-Königinnen«, die die reichen Städte im Süden regierten, aber das war Frauengewäsch und nicht nach seinem Geschmack.
    Nikhan hob den Kelch an seine Lippen und nahm einen weiteren Schluck, um ihn mit einem Zischlaut durch die Zähne zu schlürfen und auf seiner Zunge zu rollen. Inzwischen hatte er das verspielte Stadium der Trunkenheit erreicht, Zeit für ein bißchen Zerstreuung. Mit einer Frau, vielleicht. Oder auch mit zweien. Er mochte es ganz besonders, sie hier, in der Hauptkammer, zu haben, auf den Kissen ausgestreckt, wo die Wachtposten genau beobachten konnten, wie sie ihm Lust bereiteten. Aufgrund von Nikhans kleinem Wuchs hatte es immer Gerüchte gegeben, daß auch sein Penis kümmerlich wäre. Als er zwölf Jahre alt war, hatten ihn die anderen Jungen verächtlich »Krähenpimmel« genannt. Nun, dann sollten dieselben Jungen, jetzt erwachsene Männer, endlich erleben, wie sehr sie sich geirrt hatten! Sollten sie ruhig das prächtige Schwert aus Fleisch sehen, mit dem Gott Han ihn ausgestattet hatte.
    Nikhan sprach nochmals dem Wein zu und blickte sich im Raum um, als erwarte er, Frauen aus sämtlichen Winkeln herbeieilen zu sehen, ohne daß er sie hätte rufen müssen; aber leider war keine in Sicht außer dem zehnjährigen Sklavenmädchen, das zu jung und zu häßlich für einen Herrscher seines Ranges war,

Weitere Kostenlose Bücher