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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Menschen ihrer Familie – hatten sich von ihr getrennt und Lalah zutiefst betrübt zurückgelassen.
    Waren sie tot oder lebten sie noch? Lalah hatte keine Ahnung, was aus ihnen geworden war, und auch keine Möglichkeit, es herauszufinden. Im vergangenen Jahr war sie mehr als ein dutzendmal in die Traumhöhle gegangen, um die Göttin um Auskunft zu bitten, ob Marrah und Arang sicher in Shambah eingetroffen waren; aber sie hatte jedesmal von anderen Dingen geträumt: von Tempeln, deren Dächer neu gedeckt werden mußten; Feldern, die Seetangdünger benötigten; Streitigkeiten, die zu schlichten waren. Sie wollte die Träume einer Mutter und Großmutter träumen, statt dessen waren ihr die Träume einer Königin zuteil geworden.
    Einen Moment stand Lalah reglos da und ließ die Farbe an ihrem Arm heruntertropfen, als wieder der alte Kummer in ihrem Herzen auflebte. Sie hätte Sabalah auf keinen Fall in Shara halten können, denn die Göttin Batal persönlich hatte Sabalah befohlen, in den Westen zu gehen. Aber bei Marrah und Arang lag der Fall anders. Lalah hätte durchaus den Einfluß besessen, sie an ihrer Reise zu hindern, und es wäre nur so wenig nötig gewesen, ein einziges energisches »Nein«. Aber sie hatte es nicht übers Herz gebracht, ihre Enkelin zurückzuhalten. Marrah war so entschlossen gewesen, als die Boten kamen aus Shambah mit der verzweifelten Bitte um Hilfe. Sie hatten gesagt, eine schreckliche Seuche hätte die Stadt heimgesucht, und als Marrah davon erfuhr, gelangte sie zu der Überzeugung, sie könne die Bewohner von Shambah heilen.
    Bestimmt war sie statt dessen selbst an der Krankheit gestorben, und Arang – der sich heimlich seiner Schwester angeschlossen hatte – lag ganz sicherlich ebenfalls unter der Erde. Inzwischen mußten die Vögel ihr Fleisch zur Muttergöttin zurückgebracht haben. Sonst wären Marrah und Arang im letzten Herbst zurückgekehrt, wie Marrah es versprochen hatte.
    Überdies waren beunruhigende Gerüchte aus dem Norden zu ihnen gedrungen. Die meisten Nachrichten klangen zu lächerlich oder zu verworren, als daß man sie hätte glauben können – doch sie schürten Lalahs schlimmste Befürchtungen: Shambah war zerstört worden – ob von einem Waldfeuer, einem Erdbeben oder einem Vulkanausbruch, blieb den Vermutungen des einzelnen überlassen. Die Seuche hatte jedes Lebewesen getötet, selbst die Vögel. In den vergangenen beiden Monaten hatte Lalah wilde Geschichten von Leuten (die eigentlich mehr Verstand hätten haben müssen) gehört, daß Seeungeheuer aus dem Wasser gekommen seien, um ganze Dörfer zu verschlingen; daß am östlichen Himmel des Nachts rätselhafte Objekte glühten; daß man die Göttin Erde weinen hören könne, wenn man sein Ohr an den Erdboden preßte.
    Erst wenige Wochen zuvor war ein Händler mit einem Korb seltener Gewürze und getrockneter Pilze eingetroffen. Er behauptete, er käme direkt aus der heiligen Stadt Kataka, wo die Priesterinnen in den Teich der Prophezeiung geschaut und das Ende der Welt gesehen hätten. Nach Aussage des Händlers vergruben die Katakaner ihre sprechenden Tontöpfe an geheimen Orten, damit zukünftige Generationen in der Lage sein würden, sich das heilige Wissen anzueignen, das sonst verlorenzugehen drohte.
    Bei all den vielen Gerüchten, die kursierten, war es unmöglich zu unterscheiden, was davon wahr war und was nicht; dennoch stand eindeutig fest, daß sich nördlich des Rauchflusses irgend etwas Schreckliches ereignete.
    Lalah machte sich wieder an die Arbeit, aber sie war nicht mehr mit dem Herzen dabei. Die Sonne wurde immer heißer, und plötzlich fühlte sie all ihre fünfzig Lebensjahre wie schwere Steine auf ihren Schultern lasten. Sie beugte sich vor, schloß die Augen und lehnte die Stirn an den Stamm des Leiterbaums.
    »Fühlst du dich nicht wohl, Schwester? « erkundigte sich Bindar.
    Sie öffnete die Augen, um sich einem besorgten Bruder gegenüber zu sehen. Bindars Brust und Arme hatten nicht einen Farbspritzer abbekommen, und sein Ledenschurz aus Leinen war noch so makellos rein, daß es einen regelrecht erbittern konnte.
    »Mir geht's gut!« fauchte Lalah. Sie war nicht in der Stimmung, ihre Trauer um Marrah und Arang oder ihre Ängste um die Zukunft mit irgend jemandem zu teilen. Infolge der Gerüchte aus dem Norden waren bereits alle in der Stadt nervös, aber keiner wußte im Augenblick Rat – sie selbst am allerwenigsten. Es gab Zeiten, da mußte sogar eine Königin den Mund

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