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Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin

Titel: Alteuropa-Trilogie 2 - Die Schmetterlingsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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Zwitschern eines Vogels in einiger Entfernung. Und dann hörte sie das leise, unverkennbare Schnauben eines Pferdes. Wie ein Mann fuhren die drei herum und flohen hastig und lautlos ins Gebüsch.
    Als sie sich mit dem Gesicht nach unten zwischen Dalish und Stavan an den Boden preßte, konnte Marrah an nichts anderes denken als an das Wort Hinterhalt. Der herkömmliche Angriff der Nomaden erfolgte ohne jede Warnung. Was für Dummköpfe sie doch gewesen waren zu glauben, daß sie zwar die Hansi jagten, die Hansi aber nicht sie!
    Nur noch wenige Augenblicke, und die Krieger würden aus dem Wald herausgaloppieren und sie töten. Marrah dachte wieder daran, wie es ihr in Shambah ergangen war an jenem Tag, als sie und Arang in Gefangenschaft gerieten: wie ihr Verfolger sie gehetzt und kreuz und quer durch das Gelände gejagt hatte, bevor er sie zu Boden schlug. Er war im Begriff gewesen, sie zu vergewaltigen, als ihn ein anderer Krieger im letzten Moment daran gehindert hatte; aber diesmal würde niemand dasein, sie zu retten. Die Hansi würden Stavan auf der Stelle töten, und dann würden sie über sie und Dalish herfallen.
    Sie zog ihr Messer aus dem Gürtel und wartete angespannt, während das Geräusch von Pferden noch näher kam. Sie war entschlossen, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen, sich ihnen keinesfalls lebend zu überlassen. Stavan und Dalish mußten die gleiche Überlegung angestellt haben, denn auch Dalish hielt ihr Messer angriffsbereit in der Hand, und Stavan hatte sich vorsichtig in die Hocke erhoben, um einen Pfeil in seinen Bogen einzulegen.
    Gleich darauf ertönte das krachende Geräusch von einer Masse, die sich durch das Unterholz bewegte – das mußten die Nomadenpferde sein, und sie waren entdeckt. Stavan sprang auf die Füße, spannte die Waffe, stieß seinen Schlachtruf aus ... und verstummte unversehens. Marrah und Dalish senkten ihre stoßbereit erhobenen Messer.
    Einen Moment standen alle drei wie erstarrt da und sperrten verblüfft den Mund auf; dann begannen sie wie verrückt zu lachen und halb hysterische Jauchzer auszustoßen wie Menschen, die der Tod gestreift und um Haaresbreite verfehlt hat: Ein einzelnes Pferd stand vor ihnen und betrachtete sie gelassen, während es ein Büschel grüner Blätter zermahlte. Und es war nicht einmal ein Nomadenpferd, sondern der stämmige, schwarz-weiße Wallach, den Stavan geritten hatte an dem Tag, als er und Arang zum Eichenfällen in den Wald gegangen waren.
    »Das ist Morgenstern!« rief Marrah entzückt.
    »Wie ist er nur hierhergekommen?«
    »Vielleicht ist er uns gefolgt? «
    »Oder er ist ihnen weggelaufen, als die Nomaden ihn gestohlen hatten? «
    »Seht doch, er trägt immer noch sein Zaumzeug.«
    »Er ist gekommen, um uns auf sich reiten zu lassen.« »Ein gefährlicher Hinterhalt!«
    »Und ein Trupp von wüsten Kriegern! «
    »Ich hatte solche Angst, daß ich mir fast in die Hosen gemacht hätte! « Diese Bemerkung kam von Dalish, die gegen einen Baum lehnte und vor lauter Lachen keuchend nach Luft schnappte. »Große Göttin! Morgenstern, mein Lieber, hast du uns einen Schreck eingejagt!«
    Stavan steckte den Pfeil in seinen Köcher zurück und hängte sich seinen Bogen quer über die Brust. »Nur gut, daß er aus den Büschen herausgekommen ist, sonst hätte ich auf ihn geschossen.« Er machte das schnalzende Geräusch, mit dem die Hansi ihre Pferde herbeizurufen pflegten. »Komm, alter Bursche, komm her.«
    Aber Morgenstern dachte gar nicht daran zu gehorchen. Er stand unbekümmert am Rand der Lichtung, kaute gemächlich seine Blätter und blickte sie mit der großen Toleranz eines Pferdes an, das Menschen für recht komplizierte Geschöpfe hält.
    Als sie sich schließlich wieder beruhigt hatten, ging Marrah zu ihm und griff nach den schleifenden Zügeln. Bis auf ein paar Kletten in seinem Fell schien er in gutem Zustand. Seine Hufe waren nicht gesprungen, er sah aus, als hätte er genügend gefressen, und falls er hart geritten worden war, so zeigte er jedenfalls keine Anzeichen von Erschöpfung.
    »Das ändert natürlich alles«, sagte Stavan. Er streichelte Morgensterns weiche Nüstern und ließ seinen Blick von Marrah zu Dalish und wieder zurück schweifen. Marrah nahm die Zügel in die andere Hand und streckte den Arm aus, um die Flanke des Pferdes zu tätscheln. Dalish nickte schweigend. Wieder einmal wußte jeder der drei, was den anderen durch den Kopf ging, ohne daß sie ihre Gedanken laut hätten aussprechen müssen: Auf

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