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Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde

Titel: Alteuropa-Trilogie 3 - Das Lied der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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er es versuchte. Jedesmal wenn er Luft holte, spritzte ein feiner Nebel von Blutstropfen um das Heft heraus. Der Kampf war so gut wie vorbei und es war Zeit für Hrandshan zu schießen.
    »Hrandshan! « keuchte er, doch seine Stimme war zu schwach, um mehr als ein paar Schritte weit zu tragen. Er taumelte rückwärts, blickte zu Luma auf und erkannte, daß – selbst wenn Hrandshan ihn gehört hatte –, Wehan und sein Pferd im Weg waren und Hrandshan Changar nicht erschießen konnte, ohne auch Luma zu treffen.
    Tlanhan wußte nicht, warum Keru keuchend Hrandshans Namen hervorstieß, wenn er eigentlich sein Sterbelied hätte singen sollen, doch er sah, daß er den Kampf gewonnen hatte. Einen Moment lang gestattete er sich, die triumphierende Freude über seinen Sieg auszukosten. Er wußte, Changar hatte seinen Dolch in der vergangenen Nacht mit einem mächtigen Zauber belegt, einem Zauber, der ihn, wie Changar ihm versichert hatte, unbesiegbar machen würde; aber er hatte nicht mit Changars Magie gewonnen. Er hatte aufgrund seiner eigenen Schlauheit und Geschicklichkeit gewonnen, und er schuldete Changar keinerlei Dank. Auch wenn er seinen Dolch an Keru verloren hatte, so hatte er –Tlanhan – am Ende triumphiert. Der Sieg gehörte ihm allein.
    Trotzdem war es besser, vorsichtig zu sein, solange der Gegner noch nicht den letzten Atemzug getan hatte. Keru war vielleicht schwer verwundet, aber er war ein erbitterter, unberechenbarer Kämpfer. Tlanhan entschied, daß es keinen Sinn hatte, irgendwelche zusätzlichen Risiken einzugehen. Er trat zurück und beobachtete, wie Keru herumtaumelte und mühsam nach Atem rang, bis er sicher war, daß Keru ihn nicht noch einmal angreifen konnte; dann näherte er sich ihm, um ihn endgültig zu erledigen.
    Aber irgend etwas stimmte mit ihm nicht. Tlanhan zögerte. In seinen Ohren war ein seltsames Klingeln, als schlüge man unzählige Kupferstäbe gleichzeitig gegeneinander. Der Boden unter seinen Füßen fühlte sich plötzlich weich und wacklig an, und sein Herz hämmerte wie wild gegen seine Rippen. Er empfand keine Furcht, aber er war verwirrt. Gleich darauf breitete sich eine angenehme Wärme in seinem Körper aus.
    Das ist schön,
dachte er. Plötzlich vergaß er, daß er kämpfte. Er richtete sich auf, ließ seinen Arm mit der tödlichen Klinge sinken, stand nur da und starrte Keru an und versuchte herauszufinden, wer er war. Er hatte irgend etwas mit diesem Mann getan – etwas Wichtiges, das seine ganze Konzentration erfordert hatte. Was war das nur gewesen? Er war gerade im Begriff, sich wieder daran zu erinnern, als er plötzlich rücklings in den Schlamm stürzte und heftige Krämpfe bekam. Kurz bevor sich die endgültige Dunkelheit auf ihn herabsenkte, hörten die Krämpfe plötzlich wieder auf. Tlanhan öffnete die Augen. Die Welt war auf einmal eine helle Staubwolke, die um ihn herumwirbelte und wie Gold glitzerte. Das letzte, was er sah, war, wie Changar von einem Pfeil mitten in den Hals getroffen wurde.
     
    Changar schrie auf, krallte sich an den Pfeil und ließ sein Messer fallen. Als sie sahen, daß Luma außer Gefahr war, schossen Kerus Männer alle gleichzeitig. Ihre Pfeile sausten durch die Luft, bohrten sich in Gloshan, Wehan und Rimnak und rissen sie von ihren Pferden. Als die drei fielen, sahen sie nicht länger aus wie menschliche Wesen, sondern wie Seeigel oder Stachelschweine.
    Kerus Krieger hätten auch Changar mit Pfeilen gespickt, aber er besaß noch die Geistesgegenwart, mit einer Hand Lumas Arm zu packen und sie wie einen Schutzschild vor sich zu schieben. Wäre Luma imstande gewesen, Changar einen Schlag zu versetzen, damit er sie losließ, dann hätte sie es getan; doch ihre Hände waren hinter ihrem Rücken gefesselt, und sie hatte immer noch den Knebel im Mund, deshalb tat sie das einzige, was sie tun konnte, sie rammte seinem Pferd die Fersen in die Flanken.
    Der Wallach bäumte sich erschrocken auf und scheute. Luma fand sich plötzlich auf dem Boden wieder, wie sie hinter einem galoppierendem Pferd hergeschleift wurde. Sie hatte keine Zeit zum Denken. Der Lederknebel wurde ihr so gewaltsam aus dem Mund gerissen, daß sie beinahe alle ihre Zähne verloren hätte. Ein großer Busch tauchte vor ihr auf; sie schrie entsetzt auf, schloß die Augen, und Changars Pferd zog sie mitten hindurch. Steine zerkratzten ihre Brust und Sand füllte ihren Mund. Als sie wieder aus dem Gebüsch herauskam, blutete sie aus zahlreichen Schnittwunden und

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