Althalus
erscheinen.«
»Eliar!«, brüllte eine Stimme vom hinteren Ende des Tisches. »Hast du deine gute militärische Ausbildung vergessen?« Eliar zuckte zusammen. »Verzeih, Sergeant Khalor, ich wollte niemanden unterbrechen.«
»Das ist keine Entschuldigung! Erstatte Meldung!«
»Jawohl, Sergeant.« Eliar stand stramm und salutierte vor Häuptling Albron. »Soldat Eliar erstattet Meldung.« Albron erwiderte den militärischen Gruß. »Du wächst ja immer noch, Eliar, und scheinst auch in die Breite zu gehen.«
»Jawohl, mein Häuptling.«
»Rühr dich, Junge.« Albron lächelte. »Deine Mutter hat mir erzählt, dass du sie im Spätsommer vergangenes Jahr besucht hast. Warum hast du dich da nicht gemeldet?«
»Ich habe es ihm verboten, Albron«, sprang Althalus ein. »Wir waren auf geheimer Mission und ich wollte nicht, dass unsere Widersacher, die uns den ganzen Weg beschattet haben, den Jungen entdecken. Das ist eine der Fragen, die wir erörtern sollten, wenn wir unter uns sind.«
»Ihr weckt wahrhaftig meine Neugier, Althalus. Wie war's, wenn wir uns in meine Arbeitsstube zurückziehen, wo wir ungestört reden können? Ich habe so das Gefühl, dass eine lange, interessante Geschichte im Gange ist -und ich wüsste es zu schätzen, wenn Ihr mir erlaubt, den beiden liebreizenden jungen Damen in Eurer Gesellschaft meine Aufwartung zu machen.«
»Darf ich vorschlagen, Sergeantgeneral Khalor zu unserem Gespräch hinzuziehen? Über kurz oder lang wird er in die Sache mit einbezogen werden, deshalb wäre es gut, ihn von Anfang an dabei zu haben.«
Häuptling Albron zog eine Br aue hoch. »Ich will Männer in Dienst stellen«, sagte Althalus gerade her aus. »Seid Ihr interessiert?« »An Geschäften bin ich immer interessiert, Althalus.« Albron rieb sich die Hände.
»Was ist in Osthos wirklich passiert, Eliar?«, fragte Sergeant Khalor, während sie Häuptling Albron über einen langen, mit Fackeln beleuchteten Gang zur hinteren Seite der steinernen Festung folgten. »Deine Kameraden waren sehr verwirrt, als sie heimkamen.«
»Ich weiß es selbst nicht so genau, Sergeant Khalor«, gestand Eliar. »Es sind sehr viele Dinge geschehen, die ich damals nicht verstand und die auch jetzt kaum einen Sinn für mich ergeben. Althalus hat mich und die anderen von Andine freigekauft. Er behauptete, er wolle uns in Ansu als Sklaven an die Salzminen verschachern.«
»Soweit ich mich erinnere, wollte Andine zu der Zeit dein Blut trinken. Was hat sie davon abgebracht?«
»Emmy.«
»Wer ist Emmy? «
»Sie arbeitet mit Althalus zusammen. Ich glaube, es ist besser, wenn er das selbst erklärt. Ich würde nur alles durcheinander bringen. Es geschieht so vieles, das ich nicht verstehe.«
Was Häuptling Albron seine Arbeitsstube genannt hatte, erwies sich als gemütlicher Raum mit großem offenem Kamin und mit Binsen bedecktem Fußboden. Auf einem langen Wandbrett befanden sich Bücher und eine größere Zahl Schriftrollen. »Lest Ihr viel, Althalus?«, fragte der junge Häuptling.
»Ich habe ein einziges und einzigartiges Buch studiert, Albron ein sehr umfangreiches Werk. Ihr habt eine Menge Bände hier, wie ich sehe.«
»Eines meiner Steckenpferde. In letzter Zeit lese ich vor allem gern treboreanische Gedichte.«
»Und welchen Dichter bevorzugt Ihr?«, fragte Andine.
»Ich liebe die mitreissenden Epen Sendhris, junge Dame. Er ist einer der großen Poeten Kanthons.«
»Ihr vergeudet Eure Zeit, Häuptling Albron!«, wies sie ihn hef tig zurecht. »Kanthonesische Poesie ist das Pergament nicht wert, auf das sie gekritzelt ist.«
»Unsere liebe Arya hat ihre eigenen Ansichten über manche Dinge, Häuptling Albron.« Leitha lächelte leicht.
»Arya?«
»Wie vergesslich von mir«, entschuldigte Althalus sich. »Häuptling Albron, die dunkelhaarige junge Dame mit der aufregenden Stimme ist Arya Andine, die Herrscherin von Osthos. Die wortgewandte blonde Dame ist Leitha, die Hexe von Kweron.«
»Hexe?« Albron blinzelte.
»Das werde ich Euch heimzahlen, Althalus«, drohte Leitha. »Das Ganze war ein Missverständnis, Häuptling. Unser Priester hatte einige sehr unpriesterliche Begierden, und da er sich für unsagbar fromm hielt, gelangte er zu der Ansicht, dass jede junge Frau, die diese Begierden weckte, eine Hexe sein müsse. Er wollte mich als Brennholz-Ersatz benutzen, doch Althalus und Bheid konnten es ihm ausreden.«
Häuptling Albron verneigte sich. »Euer Besuch ist eine Ehre für mein Haus, edle Damen«, sagte er
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