Althalus
förmlich.
»Der junge Bheid hier ist ein Deiwos-Priester aus Awes in Medyo«, fuhr Althalus fort. »Und der Knabe heißt Gher. Ich bilde ihn zum Dieb aus.«
»Ihr habt eine ungewöhnliche Schar von Gefährten, Althalus. Ach, übrigens, habt Ihr den gesuchten Dolch gefunden?«
»Ja. Zurzeit steckt er unter Eliars Gürtel.« »Ich dachte, Ihr wolltet die Waffe Eurem Onkel in Ansu zurückbringen.«
»Nun, ich muss gestehen, die Geschichte, die ich Euch bei meinem letzten Besuch erzählte, entsprach nicht ganz der Wahrheit.« Althalus verzog das Gesicht. »Um ehrlich zu sein, Albron, hatte ich sie aus dem Stegreif erfunden, denn wenn ich Euch gesagt hätte, wozu ich den Dolch tatsächlich brauchte, hättet Ihr mich als gemeingefährlichen Irren in Ketten legen lassen. Ich gebe es ungern zu, aber ich arbeite für die Gottheit.«
»Darum dreht sich alles?«
»Ich fürchte ja. Es war nicht wirklich meine Idee, aber die Gottheit hat so ihre Art, Menschen dazu zu bringen, dass sie tun, was sie von ihnen erwartet.«
»Sie?«
»Es ist ziemlich kompliziert.«
Albron schüttelte erstaunt den Kopf. »Ich hatte eigentlich etwas anderes von Euch erwartet. Hier in Arum werdet Ihr nicht viel Glück haben, fürchte ich. Wir mischen uns nicht in Religions kriege ein. Erstens werden diese Auseinandersetzungen stets sehr fanatisch geführt, und zweitens möchten wir nicht, dass unsere jungen Männer von allen möglichen Irrglauben angesteckt nach Hause kommen. Arumer kämpfen für irdische und nicht für himmlische Werte.«
»Ich bezahle viel Geld, und niemand muss an irgendetwas glauben, wenn er für mich arbeitet.« Althalus griff unter seinen Umhang und brachte zwei seiner ovalen Goldbarren zum Vorschein. »Ist das Eure Aufmerksamkeit wert, Häuptling Albron?«
Albron stemmte die Barren hoch. »Schön, schön«, er grinste breit, »das ist allerdings eine mehr als gute Grundlage für ein Gespräch.«
»Ich dachte mir gleich, dass Ihr es so seht. Ich biete Gold, Albron, nicht ewiges Leben oder einen Platz an Gottes Tafel. Es wird zu einem Krieg kommen und ich brauche Soldaten, keine Bekehrten.«
»Wenn Ihr es auf dieser Grundlage belasst, Althalus, glaube ich, dass jeder Stamm in Arum mitmachen wird.« Althalus steckte seine Goldbarren wieder ein. »Als Beweis meiner
Zahlungsmoral sollten wir vielleicht für Eliars Dienste abrechnen. Wieviel schulde ich Euch für den vergangenen Sommer?«
»Was ist der übliche Satz, Sergeant Khalor?«, fragte Albron.
»Zwei Goldstücke wären angebracht, mein Häuptling«, erwiderte Khalor. »Zwei?«, protestierte Althalus. »Er ist nur ein Junge!« »Er hat das Zeug zum Hauptmann. Vielleicht sogar zum Gene
ral!«
»Aber noch ist er weder das eine noch das andere, Khalor. Ich bezahle für seinen jetzigen Rang. Ein Silberstück dürfte reichen. Vielleicht wird er ja einmal ein General, doch bis dahin ist es noch weit.«
»Ihr habt Euch seiner ohne Häuptling Albrons Einverständnis bedient«, gab Khalor zu bedenken. »Dafür werdet Ihr eine Strafe bezahlen müssen.«
»Er war ein Gefangener - und Andine war nahe daran, ihn in kleine Stücke zu zerlegen.«
»Das stimmt.« Khalor nickte. »Und Ihr habt ihm das Leben gerettet, denke ich. Vielleicht könnte ich auf ein Goldstück heruntergehen.«
»Ein halbes Goldstück!«
»Fünfzehn Silberstücke!«, konterte Khalor.
»Zwölf!«
»Warum sagen wir nicht dreizehn? Nur um es in freundschaftlichem Rahmen zu halten.«
»Erinnere mich, von einem Pferdehandel mit dir Abstand zu nehmen, Sergeant Khalor«, brummte Althalus. »Also gut -dreizehn.«
»Wenn Khalor nicht bereits den höchsten Rang in unserer Kampftruppe innehätte, wäre jetzt eine Beförderung fällig«, murmelte Albron.
»Ich glaube nicht, dass wir das in allen Einzelheiten durchzugehen brauchen, Häuptling Albron«, meinte Althalus kurze Zeit später. »Wenn man es recht betrachtet, kämpfen wir weniger für unsere Religion als gegen die unseres Feindes. Dieser Feind ist ein Mann namens Ghend, der die ganze Welt dazu bekehren will, seinen Gott zu verehren. Das werden wir verhindern. Ghend hat kleine Geheimgruppen seiner Anhänger gebildet, die in vielen Ländern der Tiefebene die Bevölkerung zur Rebellion aufwiegeln. Die Armeen dieser Länder sind hauptsächlich zu zeremoniellen Zwecken aufgestellt. Die Soldaten sind sehr geschickt, wenn es darum geht, die Rüstungen zu polieren, im Kampf aber taugen sie gar nichts. Deshalb bin ich hierher gekommen. Arumer sind wahre
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