Althalus
sein könntet.«
»Läuft ein Nachahmer herum?«
»Sehr komisch«, brummte Albron. »Diese Witzelei über Euren Namen bei unserer ersten Begegnung war gar keine, oder?« »Sagen wir - nicht alles.« »Ihr seid wahrhaftig der Althalus, der Gosti Fettwanst vor unge
fähr dreitausend Jahren beraubt hat?« »Es waren nur fünfundzwanzighundert Jahre. Macht es nicht schlimmer, als es ist.« »Wie, in aller Welt, habt Ihr es fertig gebracht, so lange zu leben?«
»Ich wurde sozusagen ermuntert, weiter zu atmen«, antwortete Althalus trocken. »Seid Ihr sicher, dass Ihr wirklich hören wollt, was geschehen ist?«
»Macht schon, erzählt mir die Geschichte. Ich entscheide später, wie viel davon ich glauben werde.«
»Also gut. Ich war ein Dieb, Albron. Zu einer Zeit, noch ehe die Menschen Stahl herzustellen vermochten. Wie auch immer, mein Glück hatte mich im Stich gelassen, und das machte mir sehr zu schaffen. Ich kam durch Arum und hörte, wie reich Gosti war, darum ging ich zu seinem Palisadenfort und unterhielt ihn einen ganzen Winter lang mit abenteuerlichen Geschichten. Als der Schnee im Frühjahr endlich schmolz, beraubte ich ihn -aber glaubt mir, daher habe ich diese zwanzig Fässer Gold nicht. Gosti war ein feister Prahlhans. Er wollte, dass die ganze Welt ihn für den Reichsten der Reichen hielt. Der größte Teil seines sagenhaften Schatzes bestand jedoch aus Kupfermünzen.«
»Über diesen Schatz habe ich mir immer so meine Gedanken gemacht«, gestand Albron.
»Das braucht Ihr jetzt nicht mehr. Nachdem mir die Flucht gelungen war, begegnete ich einem Mann namens Ghend, der mich anwarb, ein Buch für ihn zu stehlen. Das Buch befand sich in diesem Haus, deshalb kam ich her. Die Göttin Dweia wartete hier bereits auf mich. Ich wusste nicht, dass sie eine Gottheit war, weil sie sich mir als Katze zeigte.«
»Dieselbe Katze, die Ihr in der Kapuze Eures Umhangs herumtragt?«
»Ja. Ich nannte sie ›Emerald‹ wegen ihrer grünen Augen. Als sie mit mir zu reden begann, war ich überzeugt, den Verstand verloren zu haben. Doch ich kam darüber hinweg, und Emerald lehrte mich das Lesen. Ich verbrachte ungezählte Jahre damit, das Buch zu studieren, das ich für Ghend hätte stehlen sollen. Um es kurz zu machen: Emerald -kurz ›Emmy‹ oder ›Em‹ -und ich verließen das Haus im vergangenen Frühjahr und machten uns daran, die Leute aufzuspüren, die wir brauchten - Eliar und die anderen. Nachdem wir sie alle gefunden hatten, kehrten wir zu einer Art Weiterbildungskurs in dieses Haus zurück, und da zeigte Emmy sich als die, welche sie wirklich ist: die Göttin Dweia.«
»Dass ich mir so etwas anhöre!« Albron schüttelte den Kopf. »Aber was noch viel schlimmer ist - ich glaube es fast.«
Althalus bedachte ihn mit einem verschmitzten Blick. »Ich bin ein Meister im Geschichtenerzählen, Albron. Das muss man als Dieb beherrschen, um sich an reiche Leute heranzumachen. Der arme alte fette Gosti hat fast den ganzen Winter lang gelacht und gekichert -bis ich ihn ausgeraubt habe.« Althalus schaute sich um. Der Korridor schien leer zu sein. Er war sich jedoch fast sicher, dass dem nicht so war. »Das wird mich jetzt wahrscheinlich in Schwierigkeiten bringen, doch der Höflichkeit halber sollte ich Euch darauf hinweisen, dass dieses Gespräch mit großer Sicherheit sehr geschickt beeinflusst wird.«
»Beeinflusst? Wie?« »Das weiß ich nicht, aber Ihr stellt genau die richtigen Fragen und ich gebe Euch genau die richtigen Antworten. Als Dweia mich heute Morgen anwies, Euch hierher zu bringen, dachte ich, sie wollte nur, dass ich Euch die vielen Fässer mit Gold zeige. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Das Gold war möglicherweise nur der Köder, mit Euch herzukommen, damit wir dieses Gespräch führen. Ich bin fast überzeugt, dass sie ganz in der Nähe ist, um Euch Fragen und mir Antworten einzugeben. Sie möchte anscheinend aus irgendeinem Grund, dass Ihr wisst, was hier geschehen ist. Sie will Euch nicht bekehren, aber sie möchte, dass Ihr Euch auskennt.«
»Übertreibt Ihr mit Eurem Misstrauen nicht ein wenig, Althalus?«
»Benutzt Euren Kopf, Albron. Würde jemand mit ein bisschen Verstand die verrückte Geschichte glauben, die ich Euch eben erzählt habe?«
Albron lachte verlegen. »Jetzt, da Ihr es sagt…« Er beendete den Satz nicht.
»Althalus! Hör sofort damit auf!«, rügte Emmy ihn stumm aber heftig, und er lachte erfreut.
»Was ist so komisch?«, erkundigte Albron sich.
»Soeben
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