Althalus
Verwunderung. »Alle behaupten, dass Reden halten schwierig ist. Meine wurde offenbar mit großem Anklang aufgenommen.«
»Mit musikalischer Begleitung findet jede Rede größeren Widerhall, Andine«, gab Leitha zu bedenken. »Und Eliar spielt die Goldfässer wie ein berühmter Virtuose.«
»Es ist die bezauberndste Musik, die ich je gehört habe«, sagte Koleika inbrünstig. »Ich bin froh, dass ich zum Konzert geblieben bin.«
»Ich bin nur ein naives kleines Mädchen«, fuhr Andine fort, »deshalb werde ich es meinem Kämmerer überlassen, euch mit den ermüdenden Einzelheiten vertraut zu machen. Und nun, da ich mir eure Liebe verdient habe, werdet ihr es wahrscheinlich gar nicht erwarten können zu tun, worum ich euch bitte.«
»Und das wäre, Hoheit?«, fragte Gweti.
»Oh, ich weiß nicht. Wäre ›Brandschatzen! Kämpfen! Töten!‹ zu viel verlangt? «
»Damit habe ich keine Probleme«, entgegnete Laiwon. »Ihr braucht nur zu befehlen, Arya Andine, und wir ›brandschatzen-kämpfen-töten‹!«
Althalus wirkte verwirrt, als er sich erhob. »Meine geliebte Arya hat mir den Teppich unter den Füßen weggezogen«, wandte er sich mit kläglicher Miene an die Anwesenden. »Es war eigentlich so gedacht, dass ich Euch das Gold zeige.«
»Eine Frau nutzt jede Gelegenheit, ihre Reize vorzuweisen«, bemerkte Tauri mit wissendem Lachen.
»Vielleicht ist es das.« Althalus nickte. »Jedenfalls wollte ich Euch zuerst die Lage schildern und dann das Gold ausschütten und Euch versichern, dass sie bereit ist zu zahlen. Nun hat sie mir die Schau gestohlen.«
»Aber sie hat sich unsere ungeteilte Aufmerksamkeit erworben, Kämmerer Althalus«, warf Albron geschickt ein. »Es dürfte nicht übertrieben sein, wenn ich sage, dass sie uns bereits so gut wie angeworben hat. Ihr braucht uns jetzt nur noch mitzuteilen, wer die Bedauernswerten sind, die sich ihren Zorn zugezogen haben.«
»Hauptsächlich der Herrscher von Kanthon, doch man muss die Sache vielleicht auch noch aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Der Aryo von Kanthon meint, er stehe kurz davor, Herrscher von ganz Treborea zu werden, aber das Denken ist nicht seine Stärke. ›Schwachkopf‹ ist vermutlich das Freundlichste, womit man ihn je bezeichnet hat.«
Die Häuptlinge lachten.
»Tatsächlich wurden die Kanthoner von den Nekwerosern hinters Licht geführt. Meine geliebte Herrscherin weiß das. Lasst euch nicht von ihren scheinbar arglosen großen Augen täuschen, meine Herren. Ihr Verstand ist schärfer als jedes Messer und sie weiß genau, wer der wirkliche Feind ist. Knechte von Nahgharash haben in jedem Land der Tiefebene Aufwiegler angeworben, und meine Arya wäre Euch sehr dankbar, wenn Ihr diese Unruhestifter wenigstens ein kleines bisschen niedermetzeln würdet.«
»Ist ›niedermetzeln‹ nicht absolut und endgültig, Kämmerer Althalus?«, gab Albron zu bedenken. »Ich wüsste nicht, wie man jemanden ›halb niedermetzeln‹ könnte. Jedenfalls, sobald wir knietief in Blut waten, möchte sie, dass wir in Nekweros einfallen, nicht wahr?«
»Später vielleicht«, antwortete Althalus. »Arya Andine hält es für angebracht, dass wir uns zunächst aller feindlichen Kräfte in unserem Rücken entledigen, ehe wir Nahgharash angreifen. Sie findet, dass Ordnung etwas für sich hat.«
»Ordnung mag ja recht schön sein«, Twengor brüllte es beinahe, »aber mir gefällt ihr ›brandschatzen-kämpfen-töten‹ viel bes ser. Wäre das nicht ein großartiger Spruch für ein Banner?« Er schüttelte sich vor halb besoffenem Lachen.
»Das scheint komplizierter zu werden, als ich dachte, Kämmerer Althalus«, meinte der pickelgesichtige Smeugor spitz. »Wir können mit prahlerischen Worten um uns werfen, doch wenn ich Euch recht verstehe, geht es hier nicht um eine Belagerung oder eine ein zelne Schlacht, sondern um einen umfassenden Krieg von Ansu bis Regwos. Wir Arumer sind die besten Krieger der Welt, doch sind wir für diese Art von Krieg wirklich bereit?«
»Smeugor hat Recht«, fiel Tauri sogleich ein. »Von Gold hat man nur dann etwas, wenn man am Leben bleibt. Einen derartigen Krieg aber können wir niemals gewinnen.«
»Wenn du so darüber denkst, Tauri, dann bleib zuhaus«, donnerte Twengor. »Ich hab in meinem ganzen Leben keinen Kampf verloren! Ich würde die Sonne selbst angreifen, wenn der Sold entsprechend wäre!«
Diese Streitfrage beherrschte den Rest des Tages. Smeugor und Tauri brachten immer weitere Einwände zur Sprache und
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