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Althalus

Althalus

Titel: Althalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Fremder«, bestätigte Nabjor, der mit einem neuen Becher Met für seinen Freund herbeikam. »Althalus kann alles stehlen, was zwei Enden oder ein Oben und ein Unten hat.«
    »Das dürfte eine leichte Übertreibung sein«, meinte Althalus. »Ein Fluss hat zwei Enden, aber ich habe noch nie einen gestohlen, und ein Berg hat ein Oben und ein Unten, und doch habe ich noch nie einen Berg geklaut. Was genau ist es denn, worauf dieser Mann in Nekweros so versessen ist, dass er Gold dafür bietet - irgendein Juwel vielleicht?«
    »Nein, kein Juwel.« Ghends Blick wirkte gierig. »Was er haben möchte -und wofür er mit Gold bezahlen wird -ist ein Buch.«
    »Du hast gerade wieder dieses magische Wort ›Gold‹ erwähnt, Ghend. Ich könnte den ganzen Tag hier sitzen und dir zuhören, wenn du davon sprichst, aber jetzt sollten wir erst mal zum schwierigen Teil kommen. Was in aller Welt ist ein Buch?«
    Ghend blickte ihn scharf an. Der flackernde Feuerschein streifte erneut über seine Augen und ließ sie nun glühend rot brennen. »Ah, deshalb hast du Druigors Geldscheine samt und sonders auf den Boden geworfen. Du wusstest nicht, dass es Geld ist, weil du nicht lesen kannst.«
    »Lesen ist für Priester, Ghend, und ich will nichts mit Pries tern zu tun haben, wenn es sich vermeiden lässt. Jeder Priester, dem ich je begegnet bin, versprach mir einen Platz an der Tafel seines Gottes wenn ich ihm alles aushändige, was ich in meinem Säckel habe. Ich glaub ja gern, dass die Essgemächer der Götter recht hübsch sind, aber man muss erst sterben, ehe man an ihre Tafel geladen wird, und so hungrig bin ich nun auch wieder nicht.«
    Ghend runzelte die Stirn. »Das könnte die Sache erschweren. Ein Buch besteht aus Seiten, auf die Worte geschrieben sind, die von Leuten gelesen werden.«
    »Ich muss das Buch ja nicht lesen können, Ghend. Ich muss nur wissen, wie es aussieht und wo es sich befindet, damit ich es stehlen kann.«
    Ghend blickte ihn nachdenklich an und die tief liegenden Augen glühten. »Da hast du vermutlich Recht«, murmelte er mehr zu sich als zu dem Dieb. »Ich trage zufällig ein Buch bei mir. Wenn ich es dir zeige, wirst du wissen, wonach du suchen musst.«
    »Genau«, pflichtete Althalus ihm bei. »Wie war's, wenn du dein Buch hervorholst und es mich anschauen lässt? Ich brauche ja nicht zu wissen, was es sagt, um es stehlen zu können, oder?«
    »Nein«, bestätigte Ghend. »Das brauchst du wohl nicht.« Er er hob sich, ging zu seinem Pferd, langte in den Lederbeutel, der an den Sattel gebunden war, und holte etwas Eckiges, ziemlich Großes heraus. Er kam damit zum Feuer.
    »Das ist größer als ich dachte«, bemerkte Althalus. »Es ist also bloß eine Schatulle, nicht wahr?«
    »Wichtig ist, was sich darin befindet«, entgegnete Ghend und hob den Deckel. Er brachte ein knisterndes Blatt zum Vorschein, das möglicherweise aus getrocknetem Leder war. »So sieht Schrift aus. Wenn du eine ähnliche Schatulle aufspürst, musst du sie öffnen, um sicherzugehen, dass Blätter wie dieses darin sind, nicht etwa Knöpfe oder Werkzeug.«
    Althalus hielt das Blatt hoch und betrachtete es. »Was ist das für ein Tier, das so dünne Haut hat? «, fragte er verwundert.
    »Man nimmt ein Stück Kuhhaut und schabt sie mit einem Mes ser, bis sie fast durchscheinend ist«, erklärte Ghend. »Dann streift man sie glatt, beschwert sie mit Gewichten und trocknet sie. Danach kann man darauf schreiben, und andere können lesen, was da geschrieben steht.«
    »Und ich dachte, nur Priester kommen mit solch kompliziertem Zeug daher.« Althalus blickte auf die in gleichmäßigem Abstand beschriebenen Zeilen. »Es sieht fast wie Bilder aus«, stellte er fest.
    »Das ist die Schrift«, erklärte Ghend. Er griff nach einem Zweig und zog eine gebogene Linie in die Erde neben dem Feuer. »Das ist das Bild, das ›Kuh‹ bedeutet, da es ein wenig wie Kuhhörner aussieht.«
    »Und da behauptet man, dass Lesen so schwierig ist.« Althalus schüttelte den Kopf. »Wir haben kaum darüber geredet, und schon kann ich's.«
    »Nur solange du bloß von Kühen lesen willst«, berichtigte Ghend kaum hörbar. »Ich sehe nic hts von Kühen auf dieser Seite«, bemerkte Althalus.
    »Du hältst die Seite verkehrt herum.«
    »Oh!« Althalus drehte sie um und betrachtete sie eine Zeit lang. Einige der sorgfältig auf das Pergament gezeichneten Symbole jagten ihm aus irgendeinem Grund Schauder über den Rücken. »Davon ergibt nichts einen Sinn für mich«,

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