Althalus
ist im Fort auf der anderen Seite des Flusses. Höchstwahrscheinlich in der Esshalle.«
»Ich möchte ihn nicht gerade beim Essen stören.«
»Dann musst du lange warten. Gosti isst von früh am Morgen bis spät in die Nacht. Mach dir deshalb keine Sorgen, er kann auch beim Essen zuhören.« Einer der Wächter lachte. »Gleichzeitig mampfen und reden, damit hat er eher Probleme. Er schmatzt und schlürft, und wenn er zu reden
versucht, spuckt er einen Teil des Essens wieder aus. Darum ist es vor ihm ziemlich unsauber.« »Ich werde daran denken und ihm nicht zu nahe kommen«, sagte Ghend. Dann ritt er mit Khnom über die Brücke. »Sie sehen kein bisschen wie Arumer aus«, meinte Eliar. »Warum tragen sie keine Kilts wie echte Stammesbrüder?« »Die Handelsverbindung zwischen Arum und Wekti gibt es noch nicht«, erklärte Dweia.
»Was hat das mit ihrer Kleidung zu tun? «
»Kilts sind aus Wolle gewebt, Eliar. Und Arumer sind nicht an Schafzucht interessiert. Du darfst nicht vergessen, dass es dort fünfundzwanzig Jahrhunderte früher ist als für uns. Damals trugen die meisten Bergbewohner Kleidung aus Tierfellen, und ihre Waffen waren aus Bronze.«
»Welch seltsame Lebensweise«, murmelte Eliar abfällig.
»Das ist eine bessere Brücke als die ursprüngliche«, stellte Althalus fest. »Die alte hätte ein heftiges Niesen zum Einsturz gebracht.«
»War der Mann mit den Bildern auf seiner Haut derselbe wie damals?«, fragte Gher.
»Derselbe, ja, aber bei den höheren Gebühren benimmt er sich strenger«, antwortete Althalus. Dann spähte er blinzelnd zu dem Fort auf der anderen Seite des Flusses. »Es ist größer als bei meinem letzten Besuch. Könnten wir ein wenig näher herangehen, Em? Ich würde gern sehen, was geändert wurde.«
»Selbstverständlich, Schatz.«
Für einen kurzen Augenblick war alles außerhalb des Fensters unscharf; dann blickte Althalus von oben auf Gostis Fort hinunter und konnte nun jede Einzelheit erkennen. »Das letzte Mal befand sich die Scheune am Nordende außerhalb der Fortbefestigung, und die Schweine haben sich frei auf dem Hof herumgetrieben. Jetzt sind sie in Pferchen.«
Alles in Gostis Fort war ordentlicher als zuvor. Der jetzt stabilere Hauptbau aus kräftigen Baumstämmen blickte wie zuvor auf den Fluss und die Mautbrücke. Auf dem Innenhof befanden sich mehrere Werkstätten und Pferche. Die Stallungen schlossen an die alte Scheune an der Nordseite des Hofes an, und Schmiede, Gerberei und Schreinerei reihten sich entlang der Ostbefestigung von der Halle zur
Scheune. »Sobald wir dort sind, müssen wir uns gründlich umschauen«, sagte Althalus zu Gher. »Das mache ich«, antwortete Gher. »Niemand achtet sonderlich auf neugierige Jungs.«
»Gute Idee.«
»Sie bringen Ghend ins Fort zu Gosti«, wandte Leitha sich an Althalus. »Vielleicht wollt Ihr zuhören.« »Ja, ich möchte nicht, dass Ghend seiner Fantasie allzu freien Lauf lässt.« Wieder verschwamm das Bild vor dem Fenster flüchtig, und
Althalus blickte hinunter auf Gosti und seinen Tisch.
»Er ist grotesk!« Andine schüttelte sich.
»Ganz ohne Grund nennt man ihn sicher nicht ›Gosti Fettwanst‹«,
meinte Eliar angewidert. »Wie kann jemand, der so fett ist, sich überhaupt bewegen?«, fragte Andine staunend.
»Das tut er doch gar nicht«, antwortete Althalus. »Er schläft sogar in diesem Sessel -und meistens futtert er selbst während seiner Nickerchen.«
Ein Stammesbruder in Fellkleidung und mit einem Speer mit Bronzeklinge bewaffnet geleitete Ghend und Khnom zu dem Fetten. »Die Fremden wollen mit dir reden, Gosti«, meldete er. »Es geht um ein Geschäft.«
Gosti wischte sich die fetttriefenden Hände an seinem riesigen Kittel ab. »Ich bin stets bereit, über Geschäfte zu reden.« »Der hier heißt Ghend«, sagte der Stammesbruder. »Er ist derjenige, der mit dir reden will.« Gosti rülpste. »Freut mich, dich kennen zu lernen. Um welche Art von Geschäft geht es denn? «
»Nun, um kein sehr großes, Häuptling Gosti. Ich muss einiges in Equero erledigen. Gewöhnlich reite ich durch Perquaine und Treborea dorthin, doch es gibt da einige Personen entlang dieses Weges, die mir nicht sonderlich gewogen sind. Deshalb beschloss ich, mit meinem Diener die nördliche Route nach Equero zu nehmen. Bedauerlicherweise verschob sich unsere Abreise, und nun werden wir wohl die Berge nicht mehr hinter uns bringen, ehe Schnee fällt. Da hab ich mich gefragt, ob ich dich wohl überreden könnte, uns
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