Althalus
Als sie zur großen Halle zurückkehrten, schüttelte Althalus schmunzelnd den Kopf. »Was ist so lustig, Althalus?«, erkundigte Galbak sich neugierig.
»Mein kleiner Freund. Ist dir schon mal aufgefallen, wie kleine Jungen zu schmollen und sich zu beschweren anfangen, wenn man ihnen irgendeine Arbeit gibt?«
»Ich habe nie darauf geachtet. Aber jetzt, da du's erwähnst, kann ich mir schon vorstellen, dass es ihnen gegen den Strich geht.«
»Aber sobald sie etwas Bestimmtes spielen wollen, würden sie sogar versuchen einen Berg abzutragen. Ich habe Gher erzählt, was meine Brüder und ich als Kinder gern getan haben, und sofort war er Feuer und Flamme. Wir hatten zu Hause auf unserem Hof eine alte, windschiefe Scheune, die wie geschaffen für uns war. Meine Brüder und ich haben uns im Winter oft die Zeit damit vertrieben, vom Heuboden auf das weiche Heu darunter zu springen -das macht Spaß, solange man auf etwas Weichem landet. Jedenfalls hat Gher sich in den Kopf gesetzt, es ebenfalls zu versuchen. Seither verbringt er fast seine ganze Zeit damit, den riesigen Berg Heu aus der Scheune vor den Heuboden zu schleppen.«
»Was du nicht sagst!« Galbak lachte herzhaft.
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie er sich abrackert!«
»Was habt ihr denn gemacht, nachdem ihr vom Heuboden gesprungen seid, Althalus?«, fragte einer der Stammesbrüder neugierig.
»Wir sind die Leiter wieder raufgeklettert und aufs Neue hinuntergesprungen«, antwortete Althalus. »Wir bekamen nie genug davon. Für jemand, der keine Flügel hat, kommt es dem Fliegen so nahe wie's nur eben möglich ist.«
»Hört sich gut an«, sagte der Mann nachdenklich.
Als Gher am nächsten Morgen zur Scheune ging, stellte er fest, dass er reichlich Hilfe beim Transport des Heustapels vor der lange vergessenen Tür hatte. Dann begann das Springen, und die Scheune mit dem Heuboden wurde schnell zum beliebtesten Ort im Fort und der Ansiedlung. Gher war nicht sonderlich erfreut darüber. »Ich komm nicht mal zum Heuboden rauf«, nörgelte er. »Die Am mer sind den ganzen Tag an der Leiter und springen, und ich kann zuschau'n.«
»Hör auf zu jammern«, sagte Althalus. »Sie haben die Arbeit für dich getan, oder nic ht? So, jetzt wollen wir unsere Pferde ausreiten. Ich muss sowieso mit Emmy reden.«
Sie trotteten aus dem Fort, angeblich um nach Tannenzweigen, Zapfen und anderem Zierwerk zu suchen. Kaum befanden sie sich zwischen den Bäumen, blickte Althalus auf. »Ich muss mit dir reden, Em«, sagte er zu der leeren Luft über ihnen.
»Bring sie heim, Eliar«, hörte er sie unmittelbar über seinem Kopf sagen, und einen Moment darauf stand Eliar auf dem Waldpfad vor ihnen.
Althalus und Gher banden ihre Pferde fest und folgten dem jungen Arumer ins Turmgemach des Hauses.
»Gibt's irgendwas?«, fragte Dweia spitzbübisch.
»Wie lange wirst du Ghends Buch benötigen, Em?«, fragte Althalus.
»Wenn es länger als für ein paar Augenblicke ist, müssen wir uns
eine Ablenkung Khnoms durch Gher einfallen lassen.«
»Du machst dir immer noch zu viele Sorgen über solche Dinge, Schatz. Du weißt doch, dass die Zeit hier anders ist als da draußen, aber du vergisst es anscheinend immer wieder!«
»Reib es mir nur unter die Nase. Ich möchte jedenfalls, dass wir nirgends etwas übersehen, Em. Ich werde jetzt das Ganze für dich durchgehen, dann kannst du mir sagen, ob ich etwas ausgelassen habe.«
»Ist gut, Schatz.«
»Wir werden Gostis Schatzkammer gegen Mitternacht an seinem Geburtstag plündern. Bis dahin dürften sich alle bewusstlos gesoffen haben. Ich werde mich persönlich darum kümmern.«
»In der Beziehung wollte ich Euch etwas fragen, Althalus«, unterbrach ihn Bheid. »Ich kenne ein paar Männer, die eine ganze Woche fast ohne Unterbrechung Bier trinken können und trotzdem auf den Beinen bleiben. Was geschieht, wenn einer von Gostis Leuten diese ungewöhnliche Fähigkeit besitzt?«
Althalus feixte. »Daran arbeite ich bereits, Bheid. Du erinnerst dich doch an Nitral, oder?« »Ihr meint den Herzog von Mawor, der die Belagerer seiner Stadt mit flüssigem Feuer eindeckte, nicht wahr?«
»Richtig. Dieses ›flüssige Feuer‹ war eine Mischung aus kochendem Pech, Schwefel, Erdöl und einer Flüssigkeit, die Brauer aus gewöhnlichem Bier gewinnen können. Genau dieses Zeug verstärkt die Wirkung von Bier, Wein und Met und macht die Trinker schwach in den Knien und verwirrt im Kopf. Ich werde den Met für das Fest damit würzen. Wer davon
Weitere Kostenlose Bücher