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Althalus

Althalus

Titel: Althalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ganz sicher, tatsächlich nicht verrückt zu sein, und wie es beim Irrsinn gewöhnlich der Fall war. Hatte sich der Irrsin bei ihm eingestellt, weil er nicht zu dem ihm vorbestimmten Zeitpunkt gestorben war - genau wie der Greis, der sich mit Gott unterhielt? Aber vielleicht hatte er diesen Zeitpunkt gar nicht versäumt? Was war, wenn jemand sich in Hule - oder nachdem er die Berge von Kagwher bereits erklommen hatte - von hinten an ihn herangeschlichen und ihm den Kopf mit einer Axt gespalten hatte und er schon tot war? Wenn es schnell genug gegangen wäre, hätte er es vielleic ht gar nicht mitbekommen, und sein Geist war weitergewandert. Vielleicht lag irgendwo seine Leiche und das Gehirn quoll ihm aus den Ohren, während sein Geist den Weg zu die sem Haus fortgesetzt hatte, ohne zu ahnen, dass sein Körper tot war. Es war gar nicht Althalus gewesen, der den verrückten Greis gesehen hatte, der mit Gott sprach, und er hatte gar nicht wirklich den Rand der Welt erreicht und das Feuer Gottes erblickt. Das alles hatte sein Geist sich nur ausgedacht, der nun sein vorbestimmtes Ziel erreicht hatte und für immer und alle Zeit hier in diesem verschlossenen Gemach mit Emerald und dem Buch bleiben würde. Jedermann weiß, dass das Leben nach dem Tod viel Seltsames mit sich bringt, also war es sinnlos, sich über ein Gemach zu erregen, in dem es stets warm und bequem blieb und das ohne Feuer beleuchtet wurde. Nein, es gab wahrhaftig keinen Grund, jedes Mal »unmöglich« zu rufen, wenn etwas Ungewöhnliches geschah. Das Ganze war lediglich sein höchstpersönliches Leben nach dem Tod. Wenn er es recht bedachte, war dieses Leben gar nicht so übel. Er hatte es warm und gut zu essen, und zur Unterhaltung hatte er Emerald. Gewiss, dann und wann hätte Althalus gern ein paar Becher von Nabjors Met gehabt oder hin und wieder eine Schwester der Dirne mit dem verruchten Blick. Doch je mehr Zeit ver ging, desto unwichtiger wurde ihm dergleichen. Er hatte ein paar grauenvolle Geschichten über das Leben nach dem Tod gehört, aber wenn es nicht schlimmer wurde als bis jetzt, konnte Althalus sich damit abfinden, tot zu sein
    -»damit zu leben« würde wohl nicht zu seiner Lage passen. Nur eines hätte er gern getan: den Mann gejagt, der ihn getötet hatte. Doch als stoffloser Geist könnte er den Halunken nicht einmal in Stücke hacken. Dann kam ihm der Gedanke, dass er dem Kerl als Geist tüchtig Angst einjagen könnte, was vielleicht noch viel befriedigender wäre, als den Burschen abzuschlachten.
    Althalus fragte sich, ob er Emerald überreden könnte, es ihm zu gestatten. Er würde ihr versprechen, zu ihrem gemeinsamen Leben nach dem Tod hierher zurückzukehren, sobald er seinen Mörder zu Tode verängstigt hatte. Aber er war fast sicher, dass Emerald kein Vertrauen in die Versprechen eines Geistes haben würde, der als Lebender für seine Lügen berühmt gewesen war. Nachdem er sich die Sache lange durch den Kopf hatte gehen lassen, beschloss er, mit seiner pelzigen Zimmergefährtin nicht darüber zu reden.
    Dann aber kehrte die Sonne zum Dach der Welt zurück, und der Gedanke schwand, dass er tot sein könnte. Die ewige Dunkelheit hatte zu Althalus' Vorstellung vom Leben nach dem Tod gepasst, doch nun gab die Rückkehr der Sonne ihm das Gefühl, wieder geboren zu sein.
    Inzwischen konnte er das Buch recht gut lesen und fand es zusehends interessanter. Doch eine Sache machte ihm noch Gedanken. Eines Spätnachmittags legte er die Hand auf das Buch und blickte Emerald an, die zu schlafen schien, das Kinn auf den Pfoten. »Wie lautet sein echter Name?«, fragte er sie.
    Ihre grünen Augen wirkten verschlafen, als Emerald sie aufschlug. »Wessen Name?« »Von dem, der das Buch geschrieben hat. Er nennt ihn kein einziges Mal.«
    »Er ist Gott, Althalus.«
    »Ja, ich weiß, aber welcher? Jedes Land, das ich besucht habe, hat seinen eigenen Gott - oder seine eigene Götterfamilie -, und alle haben unterschiedliche Namen. War der Schreiber vielleicht Kherdhos, der Gott der Wekti und Plakander? Oder Apwos, der Gott von Equero? Wie heißt er?«
    »Deiwos, selbstverständlich.«
    »Deiwos? Der Gott der Medyoner.«
    »Natürlich.«
    »Die Medyoner sind die albernsten Menschen der Welt, Emerald.« »Was hat das damit zu tun?« »Man sollte meinen, das Volk, das den echten wahren Gott verehrt, wäre vernünftiger.«
    Sie seufzte.
    »Es ist stets ein und derselbe Gott, Althalus. Ist dir das inzwischen denn nicht klar geworden? Die Wekti und

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