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Althalus

Althalus

Titel: Althalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Ankunft im Haus am Ende der Welt sehr wichtig erschienen waren, kamen ihm nun belanglos vor.
    »War ich wirklich so unbedeutend, Em?«, fragte er seine Gefährtin an einem Abend im Frühherbst während eines dieser schier endlosen Jahre.
    »Worum geht es denn, Schatz?«, fragte sie abwesend beim Ohrenputzen.
    »Ich hatte mir immer eingebildet, der geschickteste Dieb der Welt zu sein, doch zum Schluss war ich kaum mehr als ein gewöhnlicher Straßenräuber. Ich hab den Leuten eins übergebraten, um ihnen die Kleidung wegzunehmen.«
    »Das trifft es ziemlich genau, ja. Worauf willst du hinaus?« »Ich hätte mehr aus meinem Leben machen können, nicht wahr? «
    »Deshalb sind wir ja hier, Schatz. Ob es dir gefällt oder nicht, du wirst mehr daraus machen. Dafür sorge ich schon.« Ihre grünen Augen wirkten noch rätselhafter als sonst. »Es ist an der Zeit, dass du lernst, dir die Macht des Buches zu Nutze zu machen.«
    »Was meinst du mit ›zu Nutze zu machen‹?« »Mit dem Buch kannst du Dinge geschehen lassen. Was dachtest du, woher jeden Tag dein Essen kommt?« »Dafür bist du zuständig, Em. Es wäre unhöflich von mir, dir deinen Aufgabenbereich streitig zu machen.« »Unhöflich oder nicht, du wirst lernen, Althalus. Bestimmte Worte aus dem Buch haben die Bedeutung etwas zu tun -Worte wie
    du damit umzugehen verstehst. Anfangs wirst du das Buch berühren müssen, wenn du dergleichen tun willst. Nach einiger Übung wird ›hacken‹ oder ›graben‹ oder ›schneiden‹. Ohne dass du dir den Buckel krumm arbeiten musst, kannst du all das mit dem Buch tun, sobald es aber auch ohne das Buch gehen. Dann brauchst du es dir bloß vorzustellen.«
    »Das Buch wird immer hier sein, nicht wahr?«
    »Darum geht es, Schatz. Das Buch muss hier bleiben. Es wäre zu gefährlich, es mit hinaus in die Welt zu nehmen. Du aber hast da draußen einiges zu erledigen.«
    »Ach? Was meinst du mit ›einiges‹?«
    »Kleinigkeiten, wie die Welt zu retten, dafür zu sorgen, dass die Sterne am Himmel bleiben, wo sie hingehören, und dass die Zeit ihren normalen Lauf nimmt.«
    »Nimmst du mich auf den Arm, Em?«
    »Nein, eigentlich nicht. Doch zu diesen Kleinigkeiten kommen wir später. Versuchen wir es erst einmal mit etwas ganz Leichtem. Zieh einen Schuh aus und wirf ihn zum Bett hinüber. Dann befiehl ihm zurückzukommen.«
    »Ich glaube nicht, dass er mir gehorchen wird, Emmy.«
    »Doch, wird er, wenn du das richtige Wort benutzt. Du brauchst nur die Hand auf das Buch zu legen, den Schuh anzuschauen und ›gwem‹ zu sagen. Es ist nicht anders, als ein Hündchen zu rufen.«
    »Das ist ein schrecklich altmodisches Wort, Emmy.«
    »Kein Wunder. Es ist eines der ersten Worte. Die Sprache des Buches ist die Mutter deiner Sprache, die daraus erwachsen ist. Versuch es einfach, Schatz. Über die Sprachveränderungen können wir uns ein andermal unterhalten.«
    Zweifelnd schlüpfte er aus einem Schuh und warf ihn zum Bett. Dann legte er eine Hand auf das Buch und sagte halbherzig »gwem«.
    Nichts geschah.
    »Das war's dann wohl«, murmelte er.
    »Du musst es ihm befehlen, Althie. Glaubst du ein Hündchen würde auf dich hören, wenn du es so unentschlossen rufst?«, meinte Emerald tadelnd.
    »Gwem!«, befahl er seinem Schuh scharf.
    Er rechnete nicht mit dessen Gehorsam, darum war er nicht dar auf gefasst, ihn abzuwehren, und der Schuh traf ihn im Gesicht.
    »Ein Glück, dass wir nicht mit deinem Speer angefangen haben«, bemerkte Emmy. »Du solltest wenigstens eine Hand ausstrecken, damit der Schuh weiß, wo du ihn haben willst.«
    »Es klappt tatsächlich!«, rief Althalus überrascht.
    »Natürlic h klappt es. Hast du mir nicht geglaubt?«
    »Nun -doch, eigentlich schon. Ich hätte nur nicht gedacht, dass es ganz so schnell geht. Eigentlich hatte ich erwartet, der Schuh würde über den Boden zu mir rutschen. Aber dass er herbeifliegt…«
    »Du hast es nur ein wenig zu scharf gesagt, Schatz. Wenn du so etwas tust, ist der Tonfall sehr wichtig. Je lauter und schärfer du befiehlst, desto schneller geschieht es.«
    »Das werde ich nicht vergessen. Vom eigenen Schuh ins Gesicht getreten zu werden hinterlässt bestimmt eine bleibende Erinnerung. Warum hast du mich nicht davor gewarnt? «
    »Weil du nicht zuhörst, Althie. Ich vergeude nur den Atem, wenn ich dich auf etwas aufmerksam mache. So, versuch es jetzt noch einmal.«
    Der Schuh legte in den nächsten Wochen Meilen zurück, und Althalus wurde zusehends geschickter, den richtigen

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