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Althalus

Althalus

Titel: Althalus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ehrlich gemeint. Das solltest du gar nicht zu fragen brauchen!«
    »Lüg mich nicht an!«
    »Würde ich dich je anlügen?«
    »Natürlich! Du bist der größte Lügner auf der Welt.«
    »O danke, Emmy.«
    »Ärgere mich nicht, Althalus«, warnte sie ihn. »Ich habe alle vier Pfoten um deinen Kopf geschlungen. Du solltest lieber nett zu mir sein - es sei denn, du willst dein Gesicht lieber hinten am Kopf statt vorn.«
    »Ich werde nett sein«, versprach er.
    »Dann sag es noch einmal.«
    »Was denn, Schatz?«
    »Du weißt schon.«
    »Na gut, Kätzchen, ich liebe dich. Fühlst du dich jetzt besser?«
    Sie rieb das Gesicht an dem seinen und fing zu schnurren an.
    Die Jahreszeiten kamen und gingen, wie bei Jahreszeiten üblich, obwohl die Sommer hier auf dem Dach der Welt kurz, die Winter dafür umso länger waren. Und nachdem Frühling und Sommer, Herbst und Winter mehrere Male gewechselt hatten, trat die Vergangenheit in den Hintergrund, bis sie nur noch eine verschwommene Erinnerung war. Die Tage vergingen ungezählt, so sehr plagte Althalus sich mit dem Buch ab. Immer öfter starrte er zu der leuchtenden Kuppel hinauf und dachte über die seltsamen Dinge nach, die ihm das Buch verraten hatte.
    »Was hast du für ein Problem?«, fragte Emerald einmal gereizt, als Althalus am Tisch saß und nicht auf das Buch achtete, das vor ihm auf der glänzenden Platte lag. »Du tust ja nicht einmal so, als würdest du lesen.«
    Althalus legte eine Hand auf das Buch. »Ich habe gerade etwas gelesen, das ich nicht verstehe«, gestand er.
    Sie seufzte. »Erzähl mir, was du nicht verstehst, dann werde ich's dir erklären. Du wirst es zwar auch dann nicht verstehen, aber ich erkläre es dir trotzdem.«
    »Du kannst sehr beleidigend sein, weißt du.« »Natürlich weiß ich das, schließlich tue ich das mit Absicht aber du liebst mich doch immer noch, nicht wahr?« »Oh - ich denke schon.«
    »Du denkst schon?«
    Er lachte. »Ich hab dich aufgeschreckt, nicht wahr?«
    Sie legte die Ohren zurück und zischte ihn an.
    »Sei lieb.« Er streckte die Hand aus und kraulte sie hinter den Ohren. Dann blickte er auf die schwierige Zeile. »Wenn ich das richtig lese, steht da, dass alles, was Deiwos erschaffen hat, in seinen Augen den gleichen Wert besitzt. Bedeutet das, dass ein Mensch nicht wichtiger ist als ein Käfer oder ein Sandkorn?«
    »Nicht direkt«, antwortete Emerald. »Es bedeutet, dass Deiwos seine Schöpfung nicht in einzelnen Teilen sieht. Das Ganze ist wichtig für ihn. Ein Mensch ist nur ein Teilchen des Ganzen, und er ist ja auch nicht lange hier. Er wird geboren, lebt sein Leben und stirbt nach so kurzer Zeit, dass die Berge und Sterne ihn nicht einmal bemerken, wenn er an ihnen vorübergeht.«
    »Das ist ein trauriger Gedanke. Wir sind kaum mehr als nichts, hm? Deiwos wird uns nicht mal vermissen, wenn der Letzte von uns gestorben ist, oder was meinst du?«
    »Oh, wahrscheinlich schon. Es gibt Wesen, die einst gelebt haben, die es aber nicht mehr gibt, und Deiwos erinnert sich immer noch an sie.«
    »Warum hat er diese Wesen dann aussterben lassen?«
    »Weil sie alles getan hatten, was sie tun sollten. Sie hatten zu Ende geführt, wozu sie bestimmt gewesen waren, und so hatte Deiwos sie gehen lassen. Außerdem -wenn alles, was je gelebt hat, noch hier wäre, gäbe es keinen Platz für Neues.«
    »Früher oder später wird das auch mit den Menschen so sein, nicht wahr?« »Das ist nicht ganz sicher, Althalus. Andere Wesen nehmen die Welt, wie sie sie vorfinden, der Mensch dagegen verändert sie.«
    »Und Deiwos leitet uns bei diesen Veränderungen?« »Warum sollte er? Deiwos greift nicht in die Geschichte der Menschen ein, Schatz. Er setzt die Dinge in Bewegung und zieht dann weiter. Alle Fehler, die du machst, sind dir selbst zuzuschreiben. Gib Deiwos nicht die Schuld daran.«
    Althalus streckte die Hand aus und zerzauste ihr Fell.
    »Lass das. Es dauert eine Ewigkeit, es wieder glatt zu kriegen.«
    »Dann hast du zwischen deinen Nickerchen wenigstens etwas zu tun, Emmy«, sagte er und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Buch zu.
     

6
     
    Die Vergangenheit schwand immer mehr aus Althalus' Gedächtnis, so sehr beschäftigte ihn das Buch. Inzwischen konnte er es von An fang bis Ende lesen, und das hatte er bereits so oft getan, dass er lange Textstellen aus dem Gedächtnis aufzusagen vermochte. Je vertrauter er mit dem Buch wurde, desto stärker veränderte es seine Vorstellung von der Welt. Dinge, die ihm vor seiner

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