Althalus
dich verantwortlich, und er nimmt seine Pflichten sehr ernst.« »Ihr habt mich diesem Ungeheuer anvertraut?«, rief sie schrill. »Da kann ich ja von Glück reden, dass er mich nicht umgebracht hat!«
»Das würde er nicht tun, Andine - ganz im Gegenteil. Hätte dich unterwegs jemand bedroht, hätte Eliar ihn getötet oder beim Versuch, dich zu retten, sein Leben für dich gegeben.«
»Ihr lügt!«
»Frag ihn.«
»Ich rede nicht mit ihm, und wenn mein Leben davon abhängt!«
»Dazu könnte es eines Tages durchaus kommen, also sei nicht so starrsinnig.« »Bedräng sie nicht, Althalus«, ermahnte ihn Emmys Stimme. »Sie ist noch nicht bereit. Halt Andine und Eliar einstweilen getrennt
und überlass das Mädchen eine Zeit lang lieber Bheids Fürsorge. Ich kümmere mich darum, dass sie darüber hinwegkommen wird.«
»Soll ich ihr ein Pferd kaufen?«
»Noch nicht. Sie muss sich erst etwas eingewöhnen.«
»Du meinst, sie würde versuchen zu fliehen?«
»Das würde der Dolch nicht zulassen, Schatz, aber sie will sich der Wahrheit nicht stellen, was Eliar wirklich ist, deshalb könnte sie sich gegen den Zwang wehren - und das wiederum könnte ihr große Schmerzen verursachen. Bleib du bei Eliar und halt ihn von Andine fern. Wir müssen die Kinder behutsam behandeln, bis sie vernünftig sind.«
Sie ritten weiter durch die ausgedörrten Felder von Perquaine. Althalus und Bheid achteten darauf, dass zwischen Eliar und Andine stets ein Abstand gewahrt wurde. Althalus erkannte rasch, dass der Priester mit dem kastanienfarbigen Haar über außergewöhnliche Klugheit verfügte; sobald er von dem anerzogenen Wahn geheilt war, dass Astrologie eine religiöse Bedeutung hatte, konnte er seinen scharfen Verstand nutzbringender einsetzen. »Bilde ich's mir nur ein, Althalus«, fragte Bheid eines Abends, als sie allein waren, »oder tut sich wirklich etwas zwischen den beiden jungen Leuten? Sie sehen einander nie ins Gesicht, doch heimlich wandert ihr Blick aus irgendeinem Grund immer wieder zum anderen.«
»Sie sind in diesem Alter, Bheid«, antwortete Althalus.
»Ich verstehe nicht ganz.«
»Ihr Alter. Ihre Triebe. Sie sind beide halbwüchsig -mit allem, was dieses Wort ausdrückt. Es ist eine sehr schwierige Zeit für sie beide. Und für dich und mich ist sie sogar noch schwieriger, fürchte ich.«
»Ja«, bestätigte Bheid. »Das ist mir nun klar.«
»Das Einfachste wäre vermutlich, du würdest die beiden vermählen. Wir könnten ihnen dann ungefähr eine Woche geben, die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen zu ergründen. Anschließend kehren wir zum normalen Tagesablauf zurück.«
Bheid lachte. »Es würde sich nicht als ganz einfach erweisen, dass Andine dabei mitmacht. Wie ein Teekessel kocht sie allzu leicht über.«
»Gut gesagt, Bheid.« Althalus nickte. »Eliar ist ein unkomplizierter kleiner Junge, und Andine das genaue Gegenteil. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass Emmy Pläne für sie hat.«
»Hat sie mit Euch darüber geredet?«
»Das ist nicht nötig. Emmy und ich sind schon so lange beisammen, dass ich ihre Absichten auch ohne Worte erahne. Es gehört zu ihrem Wesen, Jungen und Mädchen zusammenzubringen. Daran solltest du denken, Bheid. Wahrscheinlich sieht sie sich bereits nach einer Frau für dich um.«
»Ich bin Priester, Althalus. Die Männer meines Ordens heiraten nicht. Das ist eines der Gelübde, die wir ablegen.«
»Dann solltest du dir vielleicht überlegen, einem anderen Orden beizutreten. Wenn Emmy dich verheiraten will, dann wird sie das tun, ob es dir gefällt oder nicht.«
Als sie sich Maghu näherten, sagte Emmy so scharf in Althalus'
Kopf, dass es widerhallte: »Dort vor uns!«
»Was ist da?«
»Der Mann an der linken Straßenseite ist Koman, Althalus. Wappne dich. Er wird versuchen, in deinen Geist zu dringen!«
»Ist er auch einer von Ghends Knechten?«
»Ja - und wahrscheinlich der gefährlichste. Stell dich zwischen ihn und Eliar. Der Junge ist nicht gerüstet, es mit ihm aufzunehmen.«
»Und ich bin es? Was soll ich tun?«
»Zwischen ihn und die anderen treten. Blic k ihm ins Gesicht und zähle Bäume.«
»Wieder mal das Bäumezählen, Em?«, murmelte er düster.
»Überspring die Zahlen.«
»Du hast mich missverstanden, Em.«
»Spring von sechs nach acht, dann zurück nach drei. Verquirle die Zahlen, als würdest du Rühreier machen.« »Und was soll das bewirken?« »Es lenkt seinen Geist von seiner Absicht ab. Er wird sich in
dein Bewusstsein
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