Althalus
Zustand erkannte Althalus sie. Er seufzte. »Zumindest gab es jemanden, dem du so viel bedeutet hast, dass er dich anständig beerdigte, alter Freund«, sagte er zu dem Grab. Dann lächelte er. »Ich könnte dir eine erstaunliche Geschichte erzählen, wenn du noch hier wärst, Nabjor. Du mochtest ja immer schon gute Geschichten, nicht wahr? Wie sehr ich wünschte, du wärst noch da! Ein paar Becher von deinem Met wären jetzt genau das Richtige. Wenn das alles vorbei ist, werden wir vielleicht irgendwo auf einer Wolke sitzen können und deinen Met trinken, und dann erzähle ich dir alles über das Haus am Ende der Welt.«
Wieder seufzte er. »Schlaf gut, alter Freund«, murmelte er.
Es war kurz nach Mitternacht und ihr Feuer war heruntergebrannt. Althalus wunderte sich nicht sonderlich, als sein Instinkt ihn warnte, dass jemand sich verstohlen ihrem Lager näherte. Lautlos rollte er unter seinen Decken hervor und kroch in die vom Feuer entfernte Dunkelheit.
»Habt Ihr es auch gehört?« Eliars Wispern kam aus dem Schatten eines gigantischen Baumes.
Nicht einmal das überraschte Althalus. »Ich glaube, es ist der, auf den wir warten«, entgegnete er flüsternd. »Möglicherweise wird er versuchen wegzulaufen. Halte ihn auf, aber tu ihm nichts.«
»In Ordnung.«
Sie warteten und atmeten so leise sie konnten. Dann vernahm Althalus ein schwaches Scharren ein Stück entfernt im Wald. »Er ist nicht sehr gut«, flüsterte er Eliar zu.
»Was tut er?«
»Er versucht, sich zu unserem Lager zu schleichen - wahrschein lich um zu stehlen, was er in die Hände bekommen kann. Er muss ziemlich ungeschickt sein, wenn er nicht imstande ist, sich leiser zu bewegen. Er wird sich zu unseren Pferden schleichen wollen.«
»Wird er versuchen sie zu stehlen? «
»Wahrscheinlich. Arbeite dich von hinten an ihn heran. Ich schleiche zu den Pferden hinüber. Er wird mich nicht sehen, also kann ich ihn überraschen. Sollte er mir entkommen, dann schnapp du ihn dir.«
»Ist gut.« Eliar verschwand in der Dunkelheit.
Es erwies sich als nicht sonderlich schwierig, den Möchtegerndieb zu fassen. Als er die Stelle erreichte, wo die Pferde angebunden waren, wartete Althalus bereits in der Dunkelheit auf ihn, und Eliar befand sich nur wenige Schritte hinter ihm. Sie packten ihn fast gleichzeitig von vorn und von hinten. »Er ist ja bloß ein kleiner Junge, Althalus!«, rief Eliar, der ihren sich sträubenden Gefangenen festhielt.
»Ja, ich habe es bemerkt.« Althalus packte das Kind am Schlafittchen und zog es zum Feuer. »Ich hab nichts getan«, rief der Junge schrill und versuchte im mer noch sich zu befreien.
»Das liegt wahrscheinlich daran, dass du zu ungeschickt für diese Art von Arbeit bist«, rügte ihn Althalus. »Wie heißt du denn?«
»Althalus«, antwortete der Junge etwas zu rasch.
Eliar krümmte sich vor plötzlichem Lachen. »Such dir lieber einen anderen Namen aus, mein Freund. Der Mann, der dich am Schlafittchen hält, ist der echte Althalus.«
»Wirklich?«, erwiderte der Junge erstaunt. »Ich dachte, er war bloß 'ne alte Sage.« »Wie heißt du wirklich, Junge?«, fragte Althalus ihn erneut. »Und keine Lügen mehr.« »Man nennt mich Gher, Meister Althalus.« Der Junge wehrte sich nicht mehr. »Zeig ihm den Dolch, Eliar«, befahl Althalus. »Ich glaube, Gher ist der, auf den wir gewartet haben.« Eliar zog den Dolch hervor. »Was steht auf dieser Klinge, Gher?«,
fragte er.
»Ich kann nicht lesen, Herr.«
»Versuch es!«
Gher blickte blinzelnd auf den Dolch. »Mir scheint, als steht da »TÄUSCHE!«, meinte er zweifelnd. »Kommt das dem Wort nahe?«
Der Dolch sang bereits sein Freudenlied.
»Nahe genug, wie mir scheint«, beglückwünschte Eliar ihren neuesten Gefährten. »Willkommen, Gher.«
14
»Es war nicht leicht für mich, seit mein Vater sich vergangenes Jahr zu Tode gesoffen hat«, klagte Gher sein Leid. »Ich hab Botengänge für Dweni gemacht -er hat eine Schenke nicht weit von hier. Ich hab die Reste von seinem Tisch essen und in dem Schuppen hinter der Schenke schlafen dürfen. Eine Menge Diebe sind bei Dweni eingekehrt. Ich hab ihnen zugehört, wenn sie sich unterhalten haben, war aber schlau genug, keine Fragen zu stellen. Hab ich was falsch gemacht, wie ich mich an Euer Lager angeschlichen hab, Meister Althalus?«
»Auf die Idee leise zu sein, bist du wohl nicht gekommen?« Gher ließ den Kopf hängen. »Ich hab gedenkt, dass ihr alle schlaft.« »Trotzdem hättest du nicht so viel
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