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Althars Wolkenhort

Althars Wolkenhort

Titel: Althars Wolkenhort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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zum Teil Helme. Nun standen sie sich auf der Lichtung gegenüber - der Priester und der Ritter, von dem es hieß, dass er nicht einmal die Mächte der Finsternis fürchte. Und tatsächlich gab es keine unterwürfige Geste Drundyr gegenüber. Jeder andere Caer hätte mit Furcht und Ergebenheit auf das Erscheinen eines der mächtigen Priester reagiert. Coerl O'Marn nicht.
    Er ließ sein Pferd tänzeln und rief seinen Männern einen Befehl zu, den Drundyr nicht verstand. Dann brachte er das Tier zum Stillstand, beugte sich ein Stück im Sattel herab und sagte mit dunkler Stimme: »Du bist also Drundyr. Ich hörte von dir.«
    Der Priester zuckte leicht zusammen, doch auch er hatte sich unter Kontrolle und ließ sich keine Gefühlsregungen anmerken. Wenn er über die lasche Art und den barschen Tonfall von O'Marns Worten erzürnt war, so zeigte er es nicht. Er brauchte diesen Mann und seine Kämpfer. Ja, und er hatte davon gehört, dass O'Marn wenig Respekt vor den Priestern hatte. Sein Leben war Kampf, und er kämpfte für Caer. Nur das zählte und musste der Grund dafür sein, dass Drudin einen Mann wie ihn duldete und in hohen Ehren hielt.
    Drundyr versuchte, in den grauen, kalten Augen zu lesen, aber vom Gesicht des etwa fünfzigjährigen Ritters war im fahlen Mondlicht kaum etwas zu erkennen. Und er sah nicht Drundyr an, sondern die Frau an seiner Seite.
    Drundyr konnte die Frage nicht unterdrücken, die ihm auf der Seele lag: »Du kommst aus Lockwergen, O'Marn? Hat Drudin dich geschickt?«
    Wenn er gehofft hatte, nun zu erfahren, ob der mächtigste aller Priester nach ihm suchen ließ, sah er sich getäuscht.
    »Drudin war besorgt, nachdem wir lange keine Nachricht von dir und deinen Kriegern erhalten hatten«, sagte der Ritter, ohne den Blick von Nyala zu nehmen. Die Art und Weise, wie er sie musterte, ließ Zorn in Drundyr aufsteigen. »So schickte er mich mit diesen dreißig Elitekriegern in den Norden, um in der Stadt nach dem Rechten zu sehen.«
    Mit keinem Wort ging O'Marn darauf ein, was er in Lockwergen getan oder gefunden hatte. Drundyr sollte auch nicht erfahren, ob seine eigenen Krieger Caer vor oder erst nach O'Marns Aufbruch mit der Kunde erreicht hatten, dass ihr Priester in Lockwergen zurückgeblieben war.
    Endlich sah O'Marn ihn wieder direkt an. Mit der Streitaxt deutete er nach Süden. »Wir haben die Rauchfahnen gesichtet. Deshalb sind wir hier. Du kommst von dort?«
    »Von Althars Wolkenhort«, sagte Drundyr gedehnt, jede Silbe betonend. »Er ist es, der brennt.«
    »Caers Blut!« entfuhr es Coerl O'Marn.
    »Ja, Ritter«, sagte Drundyr mit großer Genugtuung darüber, dass es ihm gelungen war, diesen so unerschütterlich wirkenden Koloss zu beeindrucken. »Althars Wolkenhort, die Bastion des Lichtes. Ich habe ihn gefunden, und mit deiner und deiner Krieger Hilfe werde ich ihn für Drudin erobern. Aber wir müssen uns beeilen, Ritter. Es sind Fremde dort. Sollte es im Wolkenhort Hinterlassenschaften aus der Zeit des Lichtboten geben, wie die Legenden berichten, dann dürfen sie nicht in ihre Hände fallen!«
    »Fremde? Wie viele?«
    »Drei Männer und eine Frau«, antwortete Drundyr.
    O'Marn lachte dröhnend. »Drei Männer und eine Frau! Und vor ihnen bist du geflohen?«
    Drundyr hatte eine harte Entgegnung auf den Lippen. Im letzten Moment besann er sich. Er durfte sich nicht hinreißen lassen. Nur dann wollte er durch seinen Dämon Besitz von dem Ritter ergreifen, wenn es keinen anderen Weg mehr gab.
    Er war sich nicht einmal sicher, ob dies überhaupt bei O'Marn gelingen würde. So musste er ihm etwas anbieten, und nichts liebte O'Marn mehr als den Kampf.
    »Nur drei Männer«, wiederholte er ernst. »Aber jeder von ihnen nimmt es mit zehn unserer besten Krieger auf. Sie...«
    »Beschreibe sie!« forderte der Ritter. In seinen Augen blitzte es kurz auf.
    »Die Zeit drängt!« sagte Drundyr. »Sie werden nicht auf uns warten, wenn sie...«
    »Beschreibe sie! Soviel Zeit muss uns bleiben!«
    Drundyr kam der Aufforderung nach. Als er geendet hatte, fluchte O'Marn erneut. Etwas in seiner Stimme ließ den Priester frösteln.
    »Caers Blut! Dann sind es am Ende jene, die…«
    O'Marn verschluckte den Rest des Satzes. »Wir reiten, Priester.« Er drehte sich im Sattel um und befahl einem Krieger, vom Pferd zu steigen und sein Reittier Drundyr zu überlassen. Der Mann gehorchte. Er sprang aus dem Sattel und kletterte hinter einem Kameraden auf ein anderes Pferd.
    Drundyr setzte sich in Bewegung.

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