Althea - Das Erwachen
leben, und falls es eine Möglichkeit gibt hier herauszukommen.“
Er lächelte mich an und meinte.
„Daran habe ich keinen Zweifel. Wer weiß. Vielleicht findet ihr ja sogar jemanden, der uns helfen kann.“ Er zuckte mit den Schultern, so richtig glaubte er nicht daran, und drehte sich zum Wachposten um, um seine Befehle zu erteilen.
Ich war sprachlos. Dieser Mann war einfach so bereit, sein Leben für seine Ideen zu opfern und ging ohne zu Zögern in den sicheren Tod, einfach nur aufgrund des Versprechens, das ich ihm gegeben hatte. Ein Versprechen von mir, bei dem es um die wichtigste Sache in seinem Leben ging. Ein dicker Kloß steckte in meinem Hals, ich war so viel Vertrauen in meine Fähigkeiten einfach nicht gewohnt. Außerdem hatte das Elfenmädchen natürlich überhaupt keine Ahnung, wie sie ihr Versprechen einlösen sollte, oder auch nur, was sie nun überhaupt tun sollte. Ich war verzweifelt, der vermeintlich sichere Ort und meine neue Heimat, war nun zu einer Todesfalle geworden, und obwohl ich instinktiv auf der Stelle einfach davon rennen wollte, konnte ich es nicht.
Diese Menschen hatten hier trotz des Leides und dem Tod um sie herum etwas geschaffen, was meinen Respekt verdiente. Ein Neuaufbau einer Gemeinschaft nach der Umwandlung, die der Wiedergeburt des Phönixes aus der Asche glich. Alleine schon der Gedanke, Hans, Sabine und Franz und meine anderen Freunde hier ihrem Schicksal zu überlassen, war furchtbar. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie stark meine Bindung an diesen Ort bereits nach diesen wenigen Wochen voller Frieden und schönen Erlebnissen geworden war.
Ich war nun durch ein Versprechen fest an Georg gebunden. Ich wusste nicht, wie ich die Menschen hier allein dem Tod überlassen konnte, nur um mein Leben zu retten, das eigentlich schon vom Schicksal vorbestimmt unter einem Baum im Niemandsland hätte enden sollen. Dann sah ich das Tückische an dem Versprechen, dass ich Hans gegeben hatte - es ging eben nicht nur um mein eigenes Leben, sondern auch um Georg, er hatte mir eine Verpflichtung auferlegt, die auch darin bestand, die Menschen hier im Stich zu lassen.
Als ich den Gedanken endlich einigermaßen klar fassen konnte, wurde ich wütend. Ich konnte es nicht glauben, was Hans hier mit mir tat. Ich starrte seinen Rücken wütend an.
Er drehte sich zu mir um und zwinkerte mir zu, mein zorniges Gesicht ignorierend, und lächelte mich freudlos an.
Dann verließ er den Turm und kletterte die Leiter nach unten. Ich dachte kurz noch über eine weitere Verpflichtung nach, die ich dem Elfenmädchen gegenüber empfand, dass ich geworden war. Der Elfenkörper, in den mein Ich versetzt worden war.
Ich erkannte jedoch, dass das jetzt keine Rolle mehr spielte. Ich war einfach nur noch ich. Den Tod vor Augen konnte ich endlich Frieden mit mir selbst schließen. Ich war, wer ich war, mochten andere darüber richten, ich würde es nicht mehr tun. Auf diesem Turm, die entsetzlichen Massen meines persönlichen Erzfeindes vor Augen, konnte ich mein neues Ich endlich akzeptieren. Nun war ich endlich bereit, Hans zu folgen.
Hans redete mit den Menschen, machte den Soldaten Mut und war wieder ganz der charismatische Führer, als den ich ihn vorher erlebt hatte, und nicht mehr der um seinen Sohn besorgte Vater.
Die Verteidigung zu organisieren war Hans` nächste Aufgabe, und das war nicht leicht. Die Offiziere wurden zusammengerufen und ein Schlachtplan entwickelt. Die meisten von ihnen kannte ich vom Sehen, hatte aber selten mit ihnen geredet. Sie betraten ein Haus an den Palisaden, nachdem sich jeder oben auf dem Turm ein Bild gemacht hatte.
Ich unterhielt mich leise flüsternd mit Georg. Georg kämpfte immer direkt an der Seite seines Vaters, genau wie ich jetzt. Bei den zwei kleineren Patrouillen, die wir unternommen hatten, war nie ein anderer Offizier dabei gewesen. Jetzt lernte ich auch die anderen Offiziere kennen. Es gab doch einige, ganz wehrlos waren wir dank Hans Vorbereitungen nicht.
Hans forderte Georg und mich auf, ihm in die Besprechung der Offiziere zu folgen. Ich fühlte mich ziemlich geehrt, dass er mich zu so einer wichtigen Besprechung mit dabei haben wollte. Ich vermutete, dass er sicherstellen wollte, dass wir gründlich über die Lage informiert waren, für den Fall, dass wir wirklich irgendwo Hilfe holen konnten.
„Wir haben hier ein kleines Problem“, die Offiziere lachten, wirklich erheitert war jedoch niemand. „Ich denke mal, jeder hier hat die Lage erkannt, oder gibt es
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