Althea - Das Erwachen
ein Kind ... naja, du wirst wissen, was du tust.“ Christian sah mich an.
„Ich finde ihre Augen unheimlich, ich kann absolut gar nichts darin lesen.“ Dabei zwinkerte er mir zu.
Ich lachte laut auf.
„Du kannst also meine Gedanken nicht lesen? Das finde ich doch schon mal beruhigend. Wie lange kennt ihr zwei euch eigentlich schon?“ Hans schaute Christian an.
„Ich denke mal, so um die 30 Jahre, oder?“
„Ja, Hans und ich waren in der gleichen Grundausbildung, danach sind wir verschiedene Wege gegangen. Aber wir haben uns nie aus den Augen verloren. Irgendwann bin ich dann zu ihm versetzt worden, in seinen Haufen. Er hört auf mich, aber die wirkliche Karriere hat er gemacht.“
Da standen also 60 Jahre Berufssoldat und Geheimdiensterfahrung vor mir, ich war mehr als nur ein wenig beeindruckt. Das erklärte auch, warum Christian Hans so gut einschätzen konnte. Ich bin auch bei der Bundeswehr gewesen, aber so professionelle Offiziere hatte ich in meiner Ausbildung nie.
Warum die beiden die Fluchtchancen so hoffnungslos einschätzten, war mir nicht ganz klar. Von ihnen konnte ich auf jeden Fall noch wertvollen Rat erwarten, den ich auch mitnehmen wollte.
„Wie würdet ihr denn von hier verschwinden, wenn ihr es müsstet?“, fragte ich sie. „Nachts sollten wir auf jeden Fall gehen, aber wann? Und in welche Richtung? Den Westen werden sie vielleicht nicht so dicht überwachen, aber sie rechnen bestimmt auch mit einer Flucht in der Richtung, weil sie im Osten angekommen sind. Vielleicht Süden oder Norden? Und wann? In ein paar Tagen, wenn die Aufmerksamkeit ein wenig nachgelassen hat? Vielleicht auch schon morgen. Falls wir bis dahin noch leben.“
Christian und Hans nickten zustimmend und gaben mir recht, der Westen, das war wohl die Richtung, in die ich von jetzt an blicken und nach einer Lücke Ausschau halten sollte. Sie meinten auch, dass man, falls man genug Freiwillige findet, in jede Richtung ein Zweierteam losschicken sollte. Wichtig war vor allem, dass jemand durchkam, nicht unbedingt, wie viele. Ich schluckte nervös, als mir klar wurde, wie schlecht Georgs und meine Chancen waren durchzukommen.
Vielleicht hatte ich ja eine Gelegenheit, noch mal bei den Magiern vorbei zu gehen und Sabine ein Lebewohl zu wünschen. Ich mochte sie mittlerweile sehr. Aber ich hatte die Befürchtung, dass es ziemlich hektisch werden und ich nicht viel Zeit haben würde. Vielleicht konnte ich heute Nacht noch einmal vorbei schauen, falls uns die Ork solange in Ruhe ließen und erst mal Aufstellung nahmen.
„Wir müssen auf jeden Fall noch abwarten, der erste Angriff wird vermutlich der heftigste, danach könnte es etwas ruhiger werden, falls wir den überstehen und dem Gegner genügend Verluste beibringen können. Eventuell sind wir ja noch nicht ganz umzingelt, dann solltest du sofort verschwinden - aber ich denke mal, es ist dafür zu spät. Wir werden mehr erfahren, sobald wir den Report von den Offizieren bekommen. Wer weiß, vielleicht gibt es ja andere Wege für ihre Nachschubstrecken, wir sind gut befestigt, und falls ihre Verluste zu hoch sind …“
Er verstummte, als ihm klar wurde, das er sich an einen imaginären Strohhalm klammerte. Wir gingen zu seinem Haus, wo wir als erstes Kaffee kochten. Der Kaffee tat gut, ich genoss ihn so gut und langsam wie möglich, trotz der schlechten Stimmung.
„Georg, du wirst dich mit Althea absetzen. Wir werden diese Schlacht nicht überstehen, und falls doch, brauchen wir Hilfe. Ich muss jemanden schicken, auf den ich mich voll verlassen kann und der verhandeln kann. Du wirst als mein Sohn die notwendigen Verhandlungen führen, falls wir irgendwo ein Bündnis eingehen können. Ich schicke dich mit Althea auf die Reise - auch, weil ich hoffe, dass wir die Elfen für unsere Sache gewinnen können. Alle alten Sagen und Geschichten sagen, die mächtigsten Magier und Zauberer kommen aus ihrer Rasse. Ein Problem für euch könnte es werden, Althea an ihre Wurzeln zu erinnern, sodass ihr den Weg zu den Elfen findet, und ihr habt nicht viel Zeit. Sie hat bisher merkwürdigerweise keinen Drang gehabt, den anderen Elfen zu folgen. Wie auch immer, Georg, wirst du gehen, kann ich mich auf dich verlassen? Es wird auf Geschwindigkeit ankommen und ihr müsst wohl oder übel zu Fuß gehen.“
Georg schaute seinen Vater wutentbrannt an.
„Du weißt genau, dass andere aus der Truppe für so einen Auftrag besser qualifiziert sind, ich will bei dir bleiben, du brauchst mich hier und du
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