Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Altoetting

Altoetting

Titel: Altoetting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
Vom Netzwerk:
seine Kutte gegriffen und ein Handy hervorgezerrt. Auch das Kloster ist mittlerweile auf technologischem Höchststand, also auf dem Niveau einer Versicherungsgesellschaft, soll heißen Computer, Website, Internet und alles.
    Dann kurze zackige Anweisung und Minuten später stand Manuel im Gastraum vom Zwölf Apostel . Der Guardian hat Manuel mit Augen wie mit Messern empfangen und mit Worten, dass es Plotek eiskalt den Rücken runterlief.
    »Manuel, der Herr Plotek wird dir ab jetzt beratend zur Seite stehen. Ich hoffe, du enttäuscht mich nicht«, hat der Pater Martin mit einem schneidigen Tonfall gesagt, der keinen Widerspruch erlaubt hat.
    Manuel nickte nur, ohne zu fragen, warum.
    Dann sagte Plotek: »Gehen wir!« Und beide sind abgegangen.
    Natürlich war das eine gute Voraussetzung für Plotek, weil Manuel dadurch ziemlich eingeschüchtert war. Jetzt hätte man denken können, Plotek würde das schamlos ausnützen – aber falsch gedacht. Zuerst ging Plotek den Umweg über die Regieführung und die Probe. Dann ist er doch noch zu den entscheidenden Fragen gekommen. Natürlich wusste Manuel mehr, als viele andere. Als die meisten. Aber nicht wegen der Telepathie und allem, sondern wegen der Beichtabnahme. Pater Manuel waren als Beichtvater Informationen bekannt, Verwicklungen geläufig, die man erstens nirgendwo anders erfahren konnte und zweitens auch nirgendwo anders als im Beichtstuhl kundtun durfte.
    »Beichtgeheimnis!«, hat Pater Manuel demzufolge immer wieder auf die Fragen von Plotek geantwortet. »Beichtgeheimnis!«
    Fragen nach der Annegret Topf: »Beichtgeheimnis!«
    Nach der Frau Zeller: »Beichtgeheimnis!«
    Nach dem Fremdenverkehrsdirektor: »Beichtgeheimnis!«
    Der Merz Monika, Granz, Zeiler, Mutschler und Mengele, Fragen nach der Zeller Froni, alles: »Beichtgeheimnis!«
    »Aber dass die Zettel mit der Krakelschrift und der Anruf spätnachts von dir waren, das ist kein Beichtgeheimnis!«, hat Plotek schließlich ziemlich genervt gesagt.
    Und wie in Kriminalfilmen bei Verhören hat er das Sie über den Haufen geworfen und nur noch »du« gesagt. Aber trotzdem nichts bezweckt. Nichts zu machen. Manuel war sturer als erwartet. Er hatte offenbar trotz dem schlechten Gewissen kein wirkliches Interesse an der Aufklärung. Da ist das Beichtgeheimnis natürlich gerade recht gekommen. Natürlich war dem Pater nicht wohl in seiner Haut. Erstens ist ihm der Guardian und sein schneidender Tonfall noch immer schauernd im Genick gesessen. Und zweitens war für ihn die Drohung von Plotek, alles hinzuschmeißen, also Altötting und Tschüss, auch noch nicht aus der Welt. Für Plotek schon. Das war jetzt wieder der Plotek’sche Ehrgeiz. Plotek hatte noch nie auf halbem Weg schlappgemacht. Sein Prinzip hieß: Durchziehen. Früher hatte er damit schon so manche Niederlage umgebogen. Beim Fußball zum Beispiel, kurz vor Schluss 0:1 hinten, dann Kraftakt, Solo, Dribbling, erster Gegenspieler, zweiter Gegenspieler, Schuss und Tor! Danach war er zwar ziemlich kaputt, aber dafür glücklich gewesen.
    Jetzt weder kaputt noch glücklich, weil Manuel wenig kooperativ war.
    »Ich kann nicht anders!«, hat er immer wieder beteuert.
    Und dann kam Plotek ein Einfall und er ist wieder zurück zum Sie.
    »Ihr Onkel ist doch vor vielen Jahren nach Würzburg versetzt worden. Stimmt das?«
    Manuel hat nur genickt.
    »Warum, wissen Sie auch?«
    Kein Nicken mehr.
    »Gut, dann sag ich es Ihnen. Wegen dem Verhältnis zur Annegret Topf. Sie wissen schon, das Grab, zu dem Sie mich hingelotst haben.«
    Noch immer keine Regung von Manuel.
    »Steckt Ihr Onkel vielleicht hinter allem?«
    »Der ist tot!«, hat Manuel jetzt gesagt. »Seit sechs Wochen.«
    Jetzt war Plotek platt. Pause. Das hätte er nicht gedacht. Der Pater und gleichzeitig Annegret Topfs einstiger Liebhaber war tot. Seitdem waren exakt drei Männer gestorben. Von dem verletzten Sparkassendirektor mal abgesehen. Natürlich lag da ein Zusammenhang auf der Hand.
    »Woran ist er gestorben?«
    »Natürlich!«
    »Was?«
    »Eines natürlichen Todes!«, hat Manuel konkretisiert.
    »Haben Sie ihn noch gesprochen?«
    Wieder Nicken von Pater Manuel.
    »Was er Ihnen gesagt hat, womöglich anvertraut, dürfen Sie natürlich nicht sagen!«
    Kopfschütteln von Manuel.
    »Logisch, weil dann wären wir ja schon am Ziel. Und das wollen wir doch nicht.«
    Das war Plotek’scher Zynismus jetzt.
    Manuel war dagegen ernsthaft betroffen. Aber noch immer Schweigen.
    »Ist der Täter in der

Weitere Kostenlose Bücher