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Altoetting

Altoetting

Titel: Altoetting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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ein Treffen vor.«
    Plotek war völlig überrollt. Nur immer wieder »Ja!«, sonst kaum Widerworte. Plotek war beim Vorschlag von Frau Zeller bezüglich des Treffpunkts auch nichts anderes ein und vor allem so spontan nichts aufgefallen. Wie gesagt, Plotek ist nicht der Schnellste, und wenn er überfordert ist, ist er noch langsamer im Realisieren als sonst.
    »Also, dann bis um sechs im Keller vom Kloster. Sie nehmen den Eingang durch die Bruder-Konrad-Kirche, also nicht über den Bruder-Konrad-Platz. Durch die Kirche durch, dann über die Sakristei die Treppen runter in den Heizungsraum. Da dann die zweite Tür. Alles klar?«
    »Ja!«, konnte Plotek nur noch sagen, dann hat Frau Zeller schon wieder aufgelegt.
    Warum gerade der Klosterkeller von Frau Zeller für ein Treffen ausgesucht wurde, war Plotek natürlich ein Rätsel. Der Gastraum vom Zwölf Apostel wäre ihm natürlich lieber gewesen, aber egal. Ungewöhnliche Treffen erfordern eben ungewöhnliche Orte, dachte Plotek noch und schon spielte ihm die Erinnerung wieder einen Streich. Immer wenn Plotek überhaupt nicht nachdenken wollte, ist ihm allerhand eingefallen. Natürlich von früher, natürlich aus seiner Jugend. Wie gesagt, verdrängt, aber nicht bewältigt. Psychologie jetzt wieder. Plotek sind wieder die seltsamsten Orte eingefallen, die für Treffen schon herhalten mussten. Meistens hatte er sie im unzurechnungsfähigen Zustand aufgesucht, also zum Beispiel im Angesicht der Verliebtheit. Von Friedhöfen, über Kirchen, Müllplätzen zu Schulaulen, Bahnhofstoiletten und baufälligen Freibädern. Und an einem heißen Sommerabend sogar mal das Wiener Riesenrad im Prater. Bei einem Ausflug mit der Schauspielschule. Über beide Ohren war Plotek in eine hanseatische Schönheit verliebt gewesen, einen Jahrgang unter ihm. Also je ausgefallener der Ort, umso interessanter die Begegnung. Natürlich war das wieder ein Irrtum, weil beides meistens nicht Zusammengehen wollte. Ein aufregender Ort und eine langweilige Begegnung ergeben meistens ein enttäuschendes Treffen. Ausnahme Riesenrad. Weil das war ganz und gar nicht langweilig. Im Gegenteil. Im Endeffekt war das zwar auch enttäuschend, aber egal. Die Schaukelbewegungen der Gondel waren sagenhaft, zumindest so lange, bis es Plotek dann doch so schlecht geworden war, dass in ihm, noch an der Hanseatin auf dem Gondelboden herumfummelnd, plötzlich eine magenaufrüttelnde Schlechtigkeit hochgestiegen ist. Immer höher und so weit, bis es schließlich nicht mehr weiterging. Plotek hat also tatsächlich der Hanseatin, noch während des Liebesspiels, auf die Brust gespien. Bruchstückhaftes aus Käsekrainer und Burenwurst. Das sah nicht gut aus. Auch vom
    Geruch her war das eher nicht jedermanns Geschmack. Natürlich hat er sich sofort tausendmal entschuldigt und alles. Aber aussichtslos. Zuerst Geschrei und Gezeter, als ob das bisschen Plotek-Kotze stark ätzende Säure gewesen wäre und jetzt eine Brustverkleinerung zur Folge gehabt hätte. Dann kein Wort mehr. Die Hamburgerin hat während ihres gesamten Schauspielstudiums kein Sterbenswörtchen mehr mit Plotek gewechselt. Und das waren immerhin noch fast zwei Jahre. Mittlerweile ist die Hanseatin eine Berühmtheit im Fernsehen. Filme, Kino, Serien, auch ständig Gast in Talkshows und immer Hauptrollen. Das war eine unangenehme Entwicklung – ziemlich eingebildet war sie jetzt und divenmäßig. Deshalb ist Plotek im Nachhinein sogar richtig froh, dass er die arrogante Zicke mal angespuckt hat. Jedes Mal, wenn er sie im Fernsehen sieht, überfällt ihn ein schadenfrohes Grinsen.

    Als Plotek dann wegen der Überweisung zur Computertomographie bei Dr. Kainz vorbeiging, hausierte die Merz Monika wieder mit den neuesten Neuigkeiten. Natürlich ist Plotek nicht mehr verborgen geblieben, dass die Merz Monika in seiner Gegenwart immer richtig aufgeblüht ist. Auch bei den Proben. Blicke, bis Plotek wegschauen musste. Aber die Merz Monika war hartnäckig. Das war natürlich nicht allein durch die Undercover-Annahme von Monika zu erklären. Nein, da waren auch andere Dinge im Spiel. Gefühle vielleicht, Hormone und alles. Ja, eine gewisse Zuneigung. Doch, doch, die Merz Monika schien sogar scharf auf Plotek zu sein. Wobei Plotek auch da ziemlich lang gebraucht hatte, um das zu merken. Meistens merkte der Plotek das überhaupt nicht, so dass Frauen, die tatsächlich einen Narren an Plotek gefressen hatten, immer irgendwann frustriert aufgaben. Die Merz Monika dagegen

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