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Altoetting

Altoetting

Titel: Altoetting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Espenlaub. Nichts mit Zähneklappern und Knieschlottern. Hat der Tod bestimmt gedacht, Dreckhammel ausgschamter! Was will ich denn mit so einem? Trotz Überlegung stellte sich keine Antwort ein, dafür machte sich ein Klopfen bemerkbar. Plotek war natürlich wieder im Zweifel, war es der Kopf oder war es die Tür. Und wie immer sicherheitshalber: »Herein!«
    Aber nicht der Tod, auch nicht Arno mit einem Aspirin, sondern die Jungfrau Maria ist in der Tür gestanden. Ein Wunder, eine Erscheinung, musste Plotek denken. Zuerst war er also wie von allen guten Geistern verlassen. Dann sind ihm aber die eigenen wieder zurück in den Kopf gesprungen und haben für den Durchblick gesorgt. Natürlich war’s die Zeller Froni, schon im Jungfrau-Marien-Kostüm, die Plotek jetzt zur Eile angehalten hat. »Komm, komm, mein Herr und Meister, gleich beginnt das Jüngste Gericht!«, hat die Zeller Froni schon ganz im Marien-Duktus gesagt, dass Plotek noch dachte, das ist doch ein wenig übertrieben von der Froni.
    »Aber wie hast du denn gewusst, dass ich . . .?«, hat Plotek sie auf dem Weg nach oben gelöchert.
    »Ich hab das Unheil aus dem Keller kommen sehen und dann an dich, mein Herr Jesu, gedacht«, hielt Froni als Jungfrau Maria noch immer an ihrer Rolle fest. »Du warst nicht zu sehen, vom Erdboden verschwunden, und das alles vor der Zeit, also . . .«
    »Was?«
    »Ungläubige wollen unser Fest verhindern. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht. Die einen sind abhängig von den anderen, du mein Sohn, verstehst doch?«
    »Klar!«, hat Plotek gesagt, obwohl von Verständnis eigentlich keine Rede sein konnte. Aber egal, dafür war keine Zeit mehr. Jetzt erklang schon die Titelmusik von der Musikkapelle und der Chor und alles. Plotek ist gleich in die Garderobe und die Jungfrau Maria hinterher.
    Während Plotek sein Jesus-Gewand angezogen hat, hat er aus den Augenwinkeln heraus die Zeller Froni gesehen, wie sie am Gewand vom nervös rauchenden Arno herumgefummelt hat. Einerseits verständlich, weil Arno die Judas-Kutte so dermaßen schepp am Körper hing, dass eine Korrektur unumgänglich war. Andererseits war das eigentlich die Aufgabe der Kostümabteilung. Aber egal.
    Noch bevor Plotek sich weiter in Gedanken verlieren konnte, brüllte Niederbühler schon »Auf geht’s!«, und Manuel schaute, als ob Plotek schon bei Ostern angekommen wäre – also Auferstehung von den Toten.
    Arno hat die Zigarette ausgedrückt, Plotek ist in die Jesuslatschen geschlüpft und die Zeller Froni hat beide vor sich hergeschoben. Und dann sind alle raus auf die Bühne.

10

    Bartholomäus hat nach Luft geschnappt und keine mehr bekommen. Jeder weiß, ohne Luft, also ohne Sauerstoff, ist der Ofen ruck, zuck aus und dann gute Nacht. Die Überlebenschance ist gleich null. So auch beim Bartholomäus. Der Jünger Bartholomäus, mit bürgerlichem Namen Schindler Richard, ist am Altar zusammengebrochen. Es folgte ein kurzer Todeskampf mit Schaum vor dem Mund, blauem Gesicht, heraushängender Zunge und allem. Dann war auch schon das Ende da. Alles war vorbei. Die Todesursache war Ersticken und wurde hervorgerufen durch Atemwegslähmung. Die Atemwegslähmung wurde wiederum ausgelöst durch Gift. Der gerichtsmedizinischen Untersuchung nach befand sich eine hohe Konzentration von Blausäure im Leib Christi. Obwohl der Bartholomäus eigentlich bei der Generalprobe am Freitagabend gar nicht hätte sterben sollen. Nein, nicht der Bartholomäus, sondern der Judas. Also Arno. Es war ein dummes Missgeschick, einerseits. Andererseits war das wiederum Arnos Lebensrettung. Da sieht man mal wieder: Was für den einen gut ist, kann für den anderen umso schlechter sein. Auf der einen Seite war es tödlich, auf der anderen genau das Gegenteil. Wegen dem Missgeschick von Arno musste der Bartholomäus also ins Gras beißen. Das ist ganz schön ungerecht, könnte man denken, oder aber auch Zufall, Schicksal, Vorsehung, je nachdem. Plotek dagegen hatte gar nichts gedacht, weil auch überhaupt kein
    Grund bestanden hatte nachzudenken. Die Generalprobe war am Freitag, die Drohung lautete aber: »Am Samstag bist du fällig!« Also war Plotek eigentlich ganz entspannt. Aber denkste, nicht einmal mehr auf die Mörder ist Verlass. Obwohl die doch nichts anderes bringen als den Tod. Da könnten sie sich doch wenigstens an ihr Wort halten, hat Plotek dann doch noch gedacht. Im Nachhinein.
    Am Freitag bei der Generalprobe war er wie gesagt diesbezüglich gedankenlos. Alles war wie

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