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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
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sicher, ob das gute Neuigkeiten waren. Es schien ihr nun, dass er nicht ganz freiwillig Zeit mit ihr verbracht hatte. Sie würde später weiter darüber nachdenken. Da Anne nichts erwiderte, ging Miraj nicht weiter auf das Thema ein und fuhr fort. „In jener Nacht auf eurem Hof träumte ich, dass die Schwarzmagier bereits auf dem Weg zu uns waren. Deshalb bin ich in den Stall gekommen und habe dich ins Haus geholt. Allerdings habe ich den Tod eures Vaters nicht vorausgesehen. Es tut mir sehr leid, Anne, dass ich deinen Vater nicht beschützen konnte. Aber ich verspreche dir, dass du nicht allein sein wirst. Ich werde mich um dich kümmern – vorausgesetzt natürlich, du willst es noch nach der zweiten Sache, die ich dir heute eröffnen muss.“ Anne sah ihn mit großen Augen an. Was würde sie wohl nun noch erfahren?
    „Der zweite Grund, warum ich deinen Vater nicht retten konnte, ist der, dass sich meine Magie sehr von der deines Bruders unterscheidet. Du hast bereits gesehen, dass ich einen roten Blitz erzeuge, wenn ich zaubere, und Henri einen gelben. Das hat einen bestimmten Grund. Henri stammt von einem Grünmagier ab. Wenn Grünmagier und gewöhnliche Menschen Kinder bekommen, sind diese Kinder oft teilmagisch und können bis zu einer gewissen Grenze grünen Zauber ausüben. Aber sie sind keine echten Magier und, wie du vielleicht begreifen wirst, wenn wir es bis in die Schutzzone geschafft haben, unterscheidet sich die menschliche Magie oft stark von jener der Zauberer. Daher erzeugen sie auch keine grünen Blitze, sondern gelbe. Rote Blitze, wie ich sie erzeuge, entstehen bei Menschen, die … Nachfahren von Schwarzmagiern sind.“
    Anne zuckte zusammen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie so viel Schlechtes über Schwarzmagier gehört, dass sie diese Informationen mit ihrem Bild von Miraj nicht in Einklang bringen konnte. Unwillkürlich rückte sie ein Stück von ihm ab. Miraj bemerkte es und blickte zu Boden. „Diese Reaktion ist mir nicht fremd, obwohl ich bei Weitem nicht der einzige Mensch vom roten Volk bin. Leider sind selbst einige Grünmagier uns gegenüber skeptisch und fürchten, dass wir eines Tages zu den Schwarzmagiern überlaufen könnten. Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist es so, dass sogenannte rote Menschen genau wie gelbe zusammen mit den Grünmagiern an der Universität unterrichtet werden. Dass ich mit Gwynda verheiratet war, ist selbst dem Orden Beweis genug für meine Treue, du musst also keine Angst haben.“
    Anne schämte sich ein wenig für ihr Misstrauen. „Aber wie…“, setzte sie zur nächsten Frage an. „Meine Mutter ist ein Mensch. Mein … sogenannter Vater gehörte zu einer Bande von brandschatzenden Schwarzmagiern, die jene Dörfer im Norden, wo ich herstamme, überfielen und die Bewohner entweder töteten oder vertrieben. Meine Mutter hatte das zweifelhafte Glück, einem von ihnen so sehr zu gefallen, dass er sie zu sich nahm, und so lebte sie für eine Weile unter den Schwarzmagiern und -magierinnen. Echte Gefühle hat er für sie nicht entwickelt. Meine Mutter hatte bis dahin, wie du, nichts von Magie gewusst – aber sie begriff, in welcher Lage sie sich befand. Und als sie bemerkte, dass sie schwanger war, floh sie, damit ich nicht unter ihnen aufwachsen musste. Und wie ich schon gesagt habe, war und bin ich nicht der einzige: Es gibt ein ganzes rotes Volk. Viele Frauen schafften es schon in früheren Generationen wie meine Mutter, sich in einem unbeobachteten Moment davonzuschleichen, und flohen mit ihren Kindern in den äußeren Westen dieses Landes. Zunächst verbargen sie sich dort in Schande. Doch schon bald zeigte sich, dass wir Kinder nahezu alle einen Teil der schwarzen Magie beherrschten – und dass das auch sein Gutes hatte. Denn so konnten wir unsere Mütter beschützen. Schwarzmagier begeben sich noch heute so gut wie nie in den Westen – sie fürchten die Rache ihrer eigenen Söhne und Töchter. Und das zu Recht.“ Bei den letzten Worten hatte Miraj die Fäuste geballt. Er wurde sich bewusst, dass Anne ihn beobachtete, und sprach schnell weiter.
    „Bald darauf wurde mein Volk an der Universität aufgenommen und gehört seitdem offiziell zu den Gegnern der Schwarzmagier. Allerdings lässt sich nicht verhehlen, dass einige der Kinder wohl sehr nach ihren Vätern gerieten und sich weigerten, auf die Universität zu gehen. Stattdessen zogen sie ihrer eigenen Wege und verbreiten Schrecken unter den nicht-magischen Menschen im restlichen Westen, wo sie

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