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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
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Miraj braucht mich in der Universität.“ Sie legte ein Bündel auf den Tisch und verschwand ohne ein weiteres Wort.
    Anne wollte eben die Kleider nach oben bringen, als Gisalen zu ihr trat. Sie grinste fröhlich. „Oh, da war aber jemand empört“, bemerkte sie schmunzelnd und Anne schloss sogleich daraus, dass Mirajs Haushälterin Jana ebenso wenig mochte. „Ich hatte vergessen, dass sie kommen wollte“, entgegnete Anne ein wenig betreten. „Machen Sie sich mal keine Gedanken“, erwiderte Gisalen fröhlich, „dem selbstgefälligen Fräulein Grünmagierin wird es nicht geschadet haben, dass sie mal ein wenig warten musste. Wahrscheinlich hat ihr nicht gefallen, dass sie der Besuch hier gezwungen hat, Herrn Miraj für eine Weile fernzubleiben. Sie hat nämlich ein Auge auf unseren Herrn geworfen. Nur leider nimmt er sie mit seinen beiden Augen nicht wahr“, gluckste Gisalen. Anne lächelte. Die Haushälterin war unerwartet scharfzüngig und Anne war froh, dass sie allmählich mit ihr warm wurde. Sie wollte Gisalen nicht zur Feindin haben. Bei Jana fürchtete sie indes, dass es mit der gegenseitigen Sympathie nicht weit her war.
    Gisalen ließ Anne eine kräftige Pilzsuppe bringen. Während sie aß, erstattete sie Bericht von ihren Beobachtungen in der Stadt. Die Haushälterin lobte einige magische Erfindungen wie etwa den Schnellherd mit dem magischen Feuer, den auch sie nutzte. Anderes hielt sie schlichtweg für Unsinn. „Die meisten Geschäfte der Grünmagier bieten viele Kinkerlitzchen, mit denen sie nur die Überlegenheit ihres Zaubers demonstrieren wollen. Das ist alles Blendwerk, das von dem ablenkt, was wirklich zählt.“ Anne wollte sich gerade bei Gisalen erkundigen, was es ihrer Meinung nach denn war, das zählte. Doch in diesem Augenblick kam Miraj zur Tür herein.
    An seiner Miene konnte Anne bereits ablesen, dass er keinen besonders guten Tag gehabt hatte. „Gisalen, bring mir einen Wein“, bat Miraj und setzte sich zu Anne an den Tisch. Sie blickte ihn fragend an. „Ich war beim Hohen Rat“, begann er. „Die altehrwürdigen Herren haben genehmigt, dass du dich in der Schutzzone aufhalten darfst.“ – „Das sind doch gute Neuigkeiten, Herr“, ließ sich Gisalen vernehmen. Anne lächelte ihr zu. Doch Miraj fuhr fort: „Leider haben sie aber nicht genehmigt, dass Anne in diesem Haus leben darf. Da sie keine magischen Fähigkeiten hat, gestatten sie ihr nur das Leben im Ring des roten Volkes.“ Anne sah ihn bestürzt an. Miraj wandte sich ihr zu: „Es tut mir sehr leid. Doch es ist mir nach wie vor ernst mit meinem Versprechen, dass ich für dich sorgen werde. Ich werde dich morgen zum Haus meiner Mutter bringen, wo du mit ihr zusammen wohnen kannst. Ich habe ihr bereits eine Nachricht geschickt. Ich werde dich so oft wie möglich besuchen und stehe dafür ein, dass es dir an nichts fehlt.“
    Anne schwieg betreten. Wohl um sie aufzumuntern, grinste Miraj und sagte augenzwinkernd: „Eigentlich macht mich nur traurig, dass ich nicht mir dir gehen kann. Ich würde liebend gern selbst beim roten Volk leben statt in dieser Stadt. Doch da ich Lehrender an der Universität bin und obendrein der Vertreter des roten Volkes, will der Hohe Rat nichts davon wissen.“ Anne lächelte höflich über den Scherz, doch sie fühlte sich gar nicht glücklich mit dieser Nachricht. Gerade hatte sie begonnen, sich in diesem Haus wohlzufühlen und überdies konnte sie sich nach den vielen Tagen unterwegs mit Miraj gar nicht vorstellen, wie es sein sollte, wenn sie ihn nicht mehr täglich sah.
    Anne aß an diesem Tag nicht zu Abend und ging früh hinauf in ihr Zimmer, wo sie lustlos die neuen Kleider anprobierte. Die Sachen von Jana waren funktional, doch alles andere als schön. Anne wurde das Gefühl nicht los, dass ihr die andere absichtlich nur die hässlichsten Kleider überlassen hatte, damit sie Miraj keinesfalls damit beeindrucken konnte. Als sie bereits im Bett lag, kam Gisalen zu ihr hoch und brachte heiße Milch mit Honig sowie ein paar Früchte. „Machen Sie sich keine Sorgen, Mirajs Mutter ist eine sehr nette Frau und Sie werden es gut bei ihr haben“, versuchte sie, Anne zu trösten. Doch diese sah sie nur mutlos an. Schließlich gab Gisalen auf und verließ den Raum. Traurig lag Anne wach in ihrem Bett. Miraj war seit dem Tod ihres Vaters und Henris Verschwinden der einzige Mensch, der ihr noch geblieben war. Von jetzt an war sie auf sich gestellt.
     

Kapitel 17: Silvia
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