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Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition)

Titel: Altraterra. Band 1: Die Prophezeiung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Pioch
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habe und behalte solche Gedanken für dich. Aus meiner Sicht sind die Grünmagier den Schwarzmagiern deutlich vorzuziehen, weil sie wissen, dass man Menschenleben schützen muss, wenn man die Macht dazu hat. Sie sind vielleicht ein wenig stolz oder sogar dünkelhaft – und das ist auch der Grund, warum ich von Zeit zu Zeit Abstand von ihnen brauche. Aber letztlich kämpfen sie und geben zum Teil ihr Leben für Menschen, die sich selbst nicht schützen können. Das ist der Unterschied und gerade du solltest begreifen, wie enorm groß er ist, wenn du an deine Familie denkst.“
    Nach seinen letzten Worten war Miraj wieder aufs Pferd gestiegen und ritt nun los. Anne folgte ihm. Sie war überrascht, dass Miraj so scharf mit ihr gesprochen hatte. Doch gleichzeitig freute sie sich darüber. Er schien ihren Verstand trotz aller Warnungen zu bewundern. Es sah ganz so aus, als würde er endlich damit aufhören, sie als Kind zu betrachten und ebenso zu behandeln. Nun begriff sie auch, was Gisalen damit gemeint hatte, die Grünmagier wollten mit den magischen „Kinkerlitzchen“ nur ihre Macht demonstrieren. Stand Gisalen etwa auf der Seite derjenigen, die die Grünmagier für nur wenig besser als die Schwarzmagier hielten? Oder ging es ihr nur wie Miraj so, dass sie von Zeit zu Zeit Abstand von ihnen brauchte? Anne sehnte sich einmal mehr danach, mehr Zeit im Haus von Miraj zu verbringen. Es gab so viele Dinge, die sie noch herausfinden musste. Auch im Hinblick auf Jana. Sie wünschte, sie könnte Miraj direkt nach seinem Verhältnis zu der Assistentin fragen, aber ihr wollten einfach nicht die richtigen Worte einfallen, die die Frage unverfänglich aussehen ließen.
    Schließlich war es Miraj, der das Gespräch wieder aufnahm. „Weißt du, was merkwürdig ist? Dieselbe Diskussion habe ich vor nicht allzu langer Zeit mit deinem Bruder geführt. Ihr scheint euch tatsächlich ähnlicher zu sein, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Beinahe wundert es mich, dass du keine Zauberkräfte hast.“ Anne zuckte zusammen und fürchtete schon, Miraj würde sie in die Mangel nehmen, was tatsächlich geschehen war, als die Schwarzmagier Henri entführt hatten. Sie sah ihm direkt ins Gesicht, um festzustellen, ob er sie beobachtete. Da geschah etwas Merkwürdiges. Als Anne ihm in die Augen sah, wusste sie plötzlich mit absoluter Gewissheit, dass er über etwas anderes nachdachte. Sie war sich nicht darüber im Klaren, wie und woher, aber sie hatte gesehen, dass sich seine Gedanken um Henri drehten. Anne wurde ganz schwindelig vor Schreck. Es wurde allerhöchste Zeit, dass sie mehr über ihre Fähigkeiten herausfand.
    Sie konnte sich davon überzeugen, dass ihre Gewissheit sie nicht trog, als Miraj nun gedankenverloren fortfuhr: „Tja, dein Bruder hat kein besonders gutes Verhältnis zu den Grünmagiern. Wegen seiner schlechten Erfahrungen mit den anderen Studenten fühlte er sich nie wohl unter ihnen. Auch deshalb hat er seine Freunde beim roten Volk gefunden.“ Miraj sprach wie zu sich selbst. Anne war nicht klar, was ihn so beschäftigte. Sie blickte ihm erneut ins Gesicht, in der Hoffnung, dass die gerade entdeckte Gabe ihr Aufschluss über seine Gedanken geben konnte. Aber diesmal sah sie nichts. Schließlich schüttelte Miraj den Kopf, lächelte und blickte munter zu Anne hinüber. Er schien seine düsteren Gedanken hinter sich gelassen zu haben.
    Bald darauf erreichten sie das Haus von Mirajs Mutter. Es war ein Backsteinbau mit rotem Dach und nicht einmal halb so groß wie sein Wohnsitz in Viriditas, aber es bot dennoch sichtlich mehr als genug Platz für zwei Personen. Hier stand kein Personal vor dem Haus, um Miraj willkommen zu heißen. Er sprang vom Pferd, half Anne von Blizzard herunter und klopfte an die Tür. Daraufhin erschien eine Dame Anfang fünfzig mit kurz geschnittenem, braunem Haar, die ihn gleich in ihre Arme schloss. Anne stellte fest, dass sie zwar schlichte Hauskleidung trug – ein einfaches rot geblümtes Kleid und eine Schürze –, aber dennoch sehr adrett und gepflegt wirkte. Mirajs Mutter war Anne sofort sympathisch. Allerdings wünschte sie, sie würde das elegante grüne Kleid von gestern tragen und nicht einen der langweiligen, abgelegten Hänger von Jana.
    „Und das muss Anne sein“, wandte sich Mirajs Mutter ihr gleich zu. „Herzlich willkommen in meinem Haus. Bitte sag Silvia zu mir.“ Sie reichte ihr die Hand, zog sie dann aber in die Arme. „Du armes Ding, hast deine Familie

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