Alzheimer ist kein Schicksal: Rechtzeitig gezielt vorbeugen
erfahren, erhöht das unsere Aufmerksamkeit, und wir empfinden es meist als angenehm. Neuartige Reize und geistige Herausforderungen regen das neuronale Wachstum in der Formatio reticularis an, einer Gehirnregion, die unter anderem für die Steuerung der Aufmerksamkeit zuständig ist. [129]
Unsere UCLA -Forschungen zeigen, dass geistige Aktivitäten die Aktivierung der Nervenzellen und die Kommunikation im gesamten Gehirn erhöhen. Dieses hohe Kommunikationsniveau könnte weiteren Schutz für die Nervenzellen bieten. Die Psychologen um Ellen Bialystok in Toronto stellten fest, dass Menschen, die mehr als eine Sprache sprechen, im Durchschnitt später an Alzheimer erkranken als Studienteilnehmer, die nur eine Sprache sprechen. [130] Diese Ergebnisse passen zu der Auffassung, dass zweisprachige Personen die Steuerungsnetze ihres Gehirns öfter in Anspruch nehmen müssen, wenn sie entscheiden, welche ihrer zwei Sprachen sie einsetzen. Dieser Vorgang des Durchforstens mehrerer Optionen scheint die Neuronen zu stärken.
Wir wissen, dass im reifenden Gehirn die rechte und die linke Gehirnhälfte effektiver zusammenarbeiten; trotzdem behalten die beiden Hemisphären ein Leben lang eine gewisse Spezialisierung. Beim durchschnittlichen Rechtshänder ist die linke Gehirnhälfte eher analytisch und verbal ausgerichtet und steuert folgende Funktionen:
logisches Denken
Analyse von Informationen, Auflisten, Gedankenorganisation
Sprache
Zählen und Rechnen
Symbole erkennen
Lesen und Schreiben
Die rechte Gehirnhälfte ist eher visuell und emotional ausgerichtet. Ihre Zuständigkeiten sind:
räumliches Denken, zum Beispiel Kartenlesen
musikalische und künstlerische Begabungen
Gesichtserkennung
räumliches Sehen
Sinn für Humor
Emotionen ausdrücken und erkennen
Bei Linkshändern ist dagegen die linke Gehirnhälfte visuell und emotional ausgerichtet und die rechte eher analytisch und verbal.
Scan-Untersuchungen zeigen, dass wir ganz gezielt die Leistung einer Hemisphäre trainieren können. [131] Londoner Taxifahrer weisen im Hippocampus der rechten Hemisphäre größere Gedächtniszentren auf, jener Seite, die das räumliche Sehen und Denken steuert. Jahrelanges Lesen und Einprägen von Karten baut in den Regionen, die die betreffende Fähigkeit steuern, Masse auf. Untersuchungen an Jongleuren zeigen jedoch, dass es keinesfalls Jahre dauern muss, bis die rechte Seite ausgebaut wird; bereits in wenigen Monaten sind Unterschiede messbar. Untersuchungen mittels funktionellem MRT demonstrieren eine erhöhte Aktivierung der linken Hemisphäre bei sprachlichen Aufgabenstellungen.
Idealerweise sollten Sie beide Gehirnhälften trainieren, und zwar abwechselnd, denn unser Gehirn liebt bekanntlich Abwechslung. Auch im Fitnessstudio nützt man Crosstraining, um die Ausdauer verschiedener Muskelgruppen zu steigern; Tag für Tag das gleiche Programm durchzuziehen wäre weniger effektiv. In ganz ähnlicher Weise fordert ein Crosstraining des Gehirns den Geistessportler, hält die Langeweile in Schach und optimiert die kognitive Leistung.
Computerspiele als Aerobic für den Geist
Nach der faszinierenden Erkenntnis, dass Gehirntraining nicht nur die Leistungen beim Sudoku verbessert, verzeichnete das Geschäft mit Software für die Gehirnfitness plötzlich etwa 50 Prozent Zuwachs pro Jahr. Experten schätzen, dass der Markt für Gehirnfitness bis zum Jahr 2015 einen Jahresumsatz von zwei Milliarden Dollar machen wird. [132]
Ob aus dem Internet oder anderen Quellen, solche Spiele gibt es in allen möglichen Varianten (siehe Anhang). Trotz des ansehnlichen Wachstums wird diese neue Industrie unterschiedlich bewertet. Die Herausforderung besteht für die Entwickler darin, Programme zu schaffen, die nicht nur Spaß machen, sondern auch kognitive Vorteile erbringen. Einige Kritiker bezweifeln, dass aus diesen Spielen tatsächlich Verbesserungen bei alltäglichen kognitiven Leistungen resultieren.
Die Diskussion erhielt neue Nahrung, als in der Zeitschrift Nature eine Studie erschien, die über die Ergebnisse eines sechswöchigen kognitiven Online-Trainingskurses berichtete. [133] Mehr als 11 000 Teilnehmer trainierten mehrmals pro Woche mit Spielen, die kognitive Aufgabenstellungen zur Verbesserung des logischen Denkens, des Gedächtnisses, des räumlichen Sehens und Denkens und der Planung und Aufmerksamkeit einsetzten. Das Training verbesserte zwar die kognitiven Fähigkeiten, die für die Spiele benötigt wurden, Vorteile für den Alltag
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