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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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größere Menge Eier enthalten hatte, tatsächlich eine so große, dass er sich zu einem früheren Zeitpunkt an seinem Todestag ein Omelett einverleibt haben könnte.
    Ein Pilzomelett, hatte Backman überlegt. Dieser Schwachkopf hat mittags ein großes Omelett mit Fliegenpilzsauce verdrückt.
    Aber wo? Das war die entscheidende Frage. Wo hatte er dieses fatale Gericht zu sich genommen? Er war an einem Samstag gestorben. War es denkbar, dass er diese Mahlzeit in einem Restaurant verspeist hatte?
    Oder hatte er auch in diesem Fall zu Hause gesessen? Oder bei einem oder einer Bekannten?
    Bei Ellen Hökberg?
    War es ein Unfall gewesen, oder hatte jemand das Omelett präpariert?
    Aber wer?
    Ellen Hökberg?
    Und warum?
    Weil sie eine politische Gegnerin war?
    Immer langsam mit den jungen Pferden, dachte Backman sowohl in ihrem Büro am Nachmittag als auch viel später in der Badewanne. Wir wissen ja nicht einmal, ob wir es wirklich mit einem Omelett zu tun haben.
    Haben wir es mit einem Omelett zu tun? Irgendetwas sagte ihr, dass sie sich nie zuvor in ihren mehr als zwanzig Dienstjahren mit einer solchen Fragestellung auseinandergesetzt hatte, und sie beschloss, sich in ihren Memoiren ihrer zu erinnern.
    Leider – und zum Kummer der Ermittler, aber das wusste man längst – hatte Fängström die Mülleimer geleert, ehe er am Samstagabend Besuch bekam, und für einen Moment sah Backman vor sich, wie sich auf der Müllhalde Gräfsta eine größere Einsatztruppe auf die Suche nach den eventuellen Resten eines mehr als zwei Wochen alten Omeletts machte. Auch dies zweifellos ein erinnerungswürdiger Einsatz, aber nach sorgfältigen Überlegungen kam sie zu dem Schluss, dass man einen anderen Weg finden musste.
    Welchen, darüber konnte man unterschiedlicher Meinung sein. Sie hatte sich in dieser Frage gerade mit Inspektor Sorgsen und Inspektor Toivonen beraten, als ihr Handy klingelte – und obwohl sie sah, dass der ewige Fortsetzungsroman Lill-Marlene Fängström anrief, war sie drangegangen.
    »Sie sind wieder hier!«
    »Was?«, sagte Backman. »Wer ist wo?«
    »Die Terroristen«, zischte Lill-Marlene Fängström. »Ich bin in seiner Wohnung, und sie sitzen wieder auf der Bank!«
    Dreißig Minuten später waren sie im Präsidium. Ihre Ergreifung hatte keine Probleme bereitet. Die Namen der Terroristen lauteten Abram und Kunder Harali. Sie waren Vater und Sohn, stammten aus Syrien, waren jedoch seit mehr als zehn Jahren schwedische Staatsbürger und wurden unverzüglich jeder in einen Verhörraum geführt, um eine mögliche Verständigung und Verschwörung untereinander zu unterbinden.
    Backman hatte zusammen mit Sorgsen den Sohn namens Kunder übernommen. Toivonen und Polzeianwärter Tillgren den Vater vernommen.
    Das Ganze hatte weniger als eine Stunde gedauert. Bis ins kleinste Detail erzählten die beiden Verdächtigen dieselbe Geschichte, und nach einem Telefonat mit Frau Harali, Ehefrau Abrams, Mutter Kunders, konnten die beiden Vernommenen auf freien Fuß gesetzt werden.
    Das Ganze hing mit Kunders jüngerer Schwester Behara zusammen. An ihrem zwölften Geburtstag, den sie ungefähr vor einem Monat gefeiert hatte, war ihr eine heißersehnte Geige geschenkt worden. Das Mädchen sei selbst der Meinung, sehr musikalisch zu sein, erläuterte Vater Abram mit einem zweideutigen Lächeln. Behara hatte zudem bei einem der ortsansässigen Pädagogen für dieses Instrument eine Reihe von Unterrichtsstunden genommen, und zu dieser Unterweisung gehörte natürlich auch, dass sie täglich mindestens eine halbe Stunde übte. Da die Familie in einer recht engen und hellhörigen Dreizimmerwohnung in der Rosengatan wohnte – und weil weder der Vater noch der Bruder Beharas Musikalität und Fertigkeiten auf dem neuen Instrument zu schätzen wussten, zogen sie es vor, die Zeit, in der sie übte, außer Haus zu verbringen. Es war doch fast Sommer, und Vater und Sohn gefiel es, eine Weile im Sonnenschein auf einer Parkbank zu sitzen und zu lesen oder zu plaudern. War das in diesem merkwürdigen Land, das trotz allem seit mehr als einem Jahrzehnt ihre Heimat war, etwa nicht erlaubt?
    Doch, hatte Inspektor Backman versichert. Das sei es natürlich. Das Ganze sei ein Missverständnis. Dürfe man ihnen vielleicht anbieten, sie in die Rosengatan zurückzufahren?
    Das Angebot hatten die beiden dankend abgelehnt, Vater und Sohn Harali hatten einen Spaziergang nach Hause vorgezogen, und wenn sie der Polizei mit etwas anderem behilflich sein

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