Am Abend des Mordes - Roman
könnten, stünden sie gerne zur Verfügung.
Fünf Minuten, nachdem sie das Präsidium verlassen hatten, kam Kriminalassistent Wennergren-Olofsson mit einem druckfrischen Bericht von fünfzehn Seiten zu Inspektor Backman. Sie bedankte sich für seinen Einsatz, und warf seinen Bericht, nachdem er den Raum verlassen hatte, in den Papierkorb.
Das war in groben Zügen mein Tag, dachte Eva Backman und zog den Stopfen aus der Wanne. Was Raymond Fängströms Ableben betraf, hatte man folglich keine wirkliche Klarheit erreicht, aber sie spürte, dass sie der Lösung des Rätsels ein gutes Stück näher gekommen waren.
Genau genommen hing sie an einem Pilzomelett. Aller Wahrscheinlichkeit nach jedenfalls. Sie war einigermaßen dankbar dafür, dass bisher noch kein Journalist diese sensationelle und spektakuläre Spur aufgespürt hatte. Jedenfalls beschloss sie, dass der Fall bis Freitag so weit erledigt sein sollte, dass man ihn zu den Akten legen konnte, damit sie die Möglichkeit hatte, ihre geplante Woche Urlaub zu nehmen.
Keine Reise, nur schwedischer Frühsommer, das reichte völlig.
Als sie frottiert und fertig aus dem Badezimmer kam, hatte ihr Handy eine SMS empfangen. Sie kam aus einem anderen Badezimmer.
40
G unnar Barbarotti war erst gegen Viertel nach elf wieder auf seinem Zimmer in Ragnhilds Gebirgspension. Der zweite Teil seines Gesprächs mit Ellen Bjarnebo hatte ungefähr eine halbe Stunde gedauert, aber anschließend hatte er eine ganze Weile im Badezimmer verbracht, weil es der einzige Ort war, an dem sein Handy funktionierte.
Er hatte mit Sara und Jenny gesprochen, und beide hatten beteuert, dass die Lage daheim in Kymlinge unter Kontrolle sei und er sich nicht hetzen müsse. Er erklärte, dass er beabsichtige, Vilhelmina am nächsten Tag zu verlassen, und auf jeden Fall spätestens Mittwoch zu Hause sein würde. Dann würde er auch wie versprochen jedem eine Lektion im Zweier-Whist erteilen, der es wagte, gegen ihn anzutreten. Einem nach dem anderen.
Nach diesen Gesprächen mit den Kindern hatte er eine Weile nachgedacht und sich schließlich darauf beschränkt, Eva Backman eine SMS zu schicken. Immerhin war es schon ziemlich spät, und er erinnerte sich noch ganz gut an eine gewisse säuerliche Ironie in ihrem Tonfall bei ihrem letzten Telefonat. Er bat sie um eine Antwort vor dem Mittagessen am nächsten Tag und wünschte ihr eine gute Nacht.
Anschließend hatte er auch seinem Trauertherapeuten Rönn eine SMS geschickt und bedauert, dass es ihm leider nicht möglich sein würde, zu ihrem geplanten Termin am Dienstag zu erscheinen, anschließend jedoch darum gebeten, sich wegen eines neuen Termins später noch einmal bei ihm melden zu dürfen.
Als diese Kontakte mit der Außenwelt sowie eine kurze Dusche – das warme Wasser ging zur Neige – erledigt waren, begab er sich quer über den Korridor in sein Zimmer zurück. Zog zum Schutz vor dem weiterhin hereinströmenden Tageslicht das Rollo herunter und legte sich in das ziemlich schmale und ziemlich harte Bett.
Schaltete die Nachttischlampe ein und spulte das Band im Aufnahmegerät zurück, um sich das Gespräch mit Ellen Bjarnebo noch einmal in aller Ruhe anzuhören. Vor allem den späteren Teil, worüber sie gesprochen hatten, nachdem sie von ihrem Toilettenbesuch zurückgekehrt war.
Es gibt da etwas, grübelte er. Irgendetwas in dem Ganzen stimmt einfach nicht.
GB: Wie war das nun mit den Nachbarn auf Groß-Burma? Wenn ich es richtig sehe, hatten Sie und Harry kein besonders gutes Verhältnis zu ihnen?
EB: Ich verstehe nicht, was das mit irgendetwas zu tun haben soll? Sind Sie nicht hergekommen, um herauszufinden, was mit Arnold passiert ist?
GB: Schon. Aber ich bilde mir nun einmal ein, dass die beiden Geschichten zusammenhängen.
EB: Sie hängen nicht zusammen. Das Gleiche schwebte natürlich auch den Polizisten vor fünf Jahren vor. Sie dachten, wenn ich einen Mann getötet hatte, würde ich genauso gut noch einen töten können. Es ist naiv, so zu argumentieren.
GB: Naiv? Warum?
EB: Ich hatte überhaupt keinen Grund, Arnold zu töten. Dagegen hatte ich gute Gründe, Harry zu töten. Die Sache hatte einen Punkt erreicht, an dem wir es nicht mehr aushielten. Ich nicht und Billy auch nicht. Harry quälte uns, es war einfach immer schlimmer und schlimmer geworden, und ich sah keinen anderen Ausweg.
GB: Heißt das, Sie hatten die Tat geplant?
EB: Natürlich nicht. Wenn ich etwas geplant hätte, dann hätte ich Billy mitgenommen und
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