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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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ich noch aktiv war. Man schuftete und fing von vorne an. Schuftete und fing wieder von vorne an, das war der Lauf des Lebens … hohojaja.«
    »Ich nehme an, dass Sie auch viele Angestellte hatten?«
    »Hunderte.«
    Er versuchte, den Rücken zu strecken, aber offenbar tat das irgendwo weh, und er veränderte die Sitzhaltung auf dem Stuhl. Backman räusperte sich und überlegte, ob dies überhaupt ein möglicher Weg sein konnte. Überlegte darüber hinaus, ob es nicht besser wäre, wenn Barbarotti die Sache nach seiner Rückkehr selbst in die Hand nehmen würde; er wusste hoffentlich ein bisschen besser als sie, worum es eigentlich ging.
    »Sie verstehen, dass ich Polizistin bin?«, fragte sie.
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich habe gesagt, dass ich Polizistin bin. Ich bin gekommen, weil wir etwas wissen müssen.«
    »Von mir? Ich habe nichts getan … ich meine, es ist früher sicher mal vorgekommen, dass … aber das ist doch jetzt schon so viele Jahre her, und …«
    Seine plötzliche Sorge ließ ihn stärker zittern. Sie fragte sich, ob er wirklich ein paar alte Leichen im Keller hatte oder ob es nur darum ging, dass diese Konkurse nicht ganz koscher gewesen waren.
    »Es geht nicht um Sie, Hasse«, versicherte sie ihm. »Es geht um einen Mann, der für kurze Zeit bei Ihnen beschäftigt war. Vor gut zwanzig Jahren, Ende der achtziger Jahre …«
    »Und wie hieß er?«
    »Morinder. Arnold Morinder.«
    Er kniff den Mund zu einem dünnen, aber etwas krummen Strich zusammen und blinzelte zum Fenster hinaus. Sie nahm dies als ein Zeichen dafür, dass er nachdachte. Vielleicht seine Hunderten Angestellten durchging und sich zu erinnern versuchte, ob einer von ihnen eventuell Morinder hieß. Fünfzehn Sekunden verstrichen.
    »Gut möglich«, sagte er schließlich. »Ich hatte da so einen schwierigen Zeitgenossen und meine mich zu erinnern, dass er Morinder hieß. Aber ich weiß nicht mehr genau, wann das war.«
    »Soll ich Ihnen ein wenig auf die Sprünge helfen?«, schlug Backman vor.
    »Für Sprungreiten habe ich mich schon immer interessiert«, sagte Hans Fridolin Hansson.
    Als sie Hans Fridolin Hansson zehn Minuten später in dem hellblauen Zimmer seinem Schicksal überließ, hatte sie trotz allem etwas herausbekommen, was möglicherweise … möglicherweise eine Antwort darauf sein konnte, wonach Barbarotti gefragt hatte. Sogar Backman erahnte eine Verbindung, aber welche Bedeutung diese in einem größeren Zusammenhang hatte, war selbstverständlich höchst unsicher.
    Worauf will er eigentlich hinaus?, dachte sie. Und warum geht er nicht ans Telefon?
    Bevor sie in ihr Büro konnte, begegnete sie Asunander. Es kam ihr beinahe so vor, als hätte er auf sie gewartet.
    »Wie ich höre, machen wir bei Fängström Fortschritte.«
    »Allerdings«, erwiderte Backman. »Ich glaube nicht, dass ein Verbrechen dahintersteckt. Aber ganz sicher können wir uns noch nicht sein.«
    »Schön«, sagte Asunander. »Und wie läuft es bei Barbarotti? Wir hatten vereinbart, uns heute zu treffen, aber ich habe ihn noch nicht gesehen.«
    »Er ist in Nordschweden gewesen«, sagte Backman. »Gut möglich, dass er noch auf der Rückreise ist, aber ich habe seit gestern nicht mehr mit ihm gesprochen.«
    »Weißt du, ob er vorankommt?«
    »Unklar«, erklärte Backman. »Du wirst dich wohl gedulden müssen, bis er zurück ist.«
    Damit gab Asunander sich zufrieden, und Backman beschloss nach einem weiteren halben Dutzend unbeantworteter Anrufe schließlich, seinem Beispiel zu folgen.
    Sie hinterließ ihm auch keine Nachricht. Wenn er sieht, dass ich so oft angerufen habe und sich trotzdem nicht meldet, ist er selber schuld, dachte sie. Oder er hat seine Gründe?
    Welche Gründe dies sein könnten, erschien ihr allerdings schwer nachvollziehbar, und während des restlichen Nachmittags hielt sich hartnäckig eine gewisse Verärgerung.

46
    S ie steht in der Küche und hackt Zwiebeln. Es ist Nachmittag; in zwei Stunden wird eine größere Gesellschaft erwartet, die gut verköstigt werden soll. Die Leute haben für fünf Nächte gebucht und gehören zu den Stammgästen, die Mona so hegt und pflegt. Mindestens vier von ihnen ist auch Ellen schon einmal begegnet. Zwei hohe Militärs mit ihren Frauen.
    Sie macht sich immer noch Sorgen wegen des Manns von der Kripo, Mona und sie haben sich lange und eingehend unterhalten, aber das hat ihr nicht so geholfen wie sonst. Irgendetwas nagt an ihr. Vielleicht das, was er über den Beichtvater gesagt hat.

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