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Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition)

Titel: Am Abgrund der Zeit (Science-Fiction-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wegener
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auf. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. In der Hand hielt er eine kleinkalibrige Waffe, die Betäubungsmunition verschoss, aber auch scharf geladen werden konnte.
    Als sie in die Biosphäre eindrangen, war von Hather Torlan nichts zu sehen. Er hatte sich irgendwo in dem Labyrinth versteckt.
    Zehn Minuten später hatten sie ihn. Er hockte in einem Gebüsch nahe am Wasser.
    Stafford wollte keine Jagd veranstalten, um das riesige Biotop nicht zu gefährden. Torlan brachte es in seiner Angst fertig und trampelte alles nieder. Er wusste noch nicht, dass sie ihn entdeckt hatten.
    Stafford schoss ohne zu zögern. Er sah, wie das Geschoß auf Torlans Brust zerplatzte und eine kleine weiße Wolke freigab.
    Hather Torlan fuhr schreiend in die Höhe und versuchte, haltlos um sich greifend, der Gaswolke zu entkommen.
    Bonelli, der sich offenbar abreagieren wollte, stürmte vor, erreichte den zusammenbrechenden Hydrologisten und verpasste ihm einen Schlag unter das Kinn. Er rieb sich kichernd die Hände, als Torlan der Länge nach zu Boden schlug und sah sich Beifall heischend um. Aber er blickte nur in Staffords eisige Augen, die unsagbare Kälte zu verströmen schienen.
     
     
    In der Medo-Station, zu der auch die kryobiologische Abteilung gehörte, kam Torlan wieder zu sich. Aber da war es bereits für ihn zu spät. Er stieß einen durchdringenden Schrei aus, als die Folie zischend um seinen entkleideten Körper fuhr.
    Der Rest ging schnell, als sich der gläserne Deckel schloss und Torlan von der milchigen Flüssigkeit umspült wurde.
    Ein schussartiges Geräusch war zu hören. Im Bruchteil einer Sekunde gefror Kryobin, und Hather Torlans Körper wurde steif und so hart wie Glas. Auf seinem Gesicht war nur noch ein erstaunter Zug zu erkennen.
    »Den hat es kalt erwischt«, sagte Bonelli fast schadenfroh.
    »So schnell ist keiner in …«
    Er wurde blass, als er Staffords kalte Augen sah. In den Pupillen glitzerte etwas, das ihm Furcht einflößte.
    »Was ist, Commander? Ich meine – äh …«
    »Jetzt sind Sie an der Reihe, Dr. Bonelli. Im Augenblick sind Sie untragbar für die Borddisziplin. Sie haben sich eben wie ein Verrückter aufgeführt, als Sie Torlan zusammenschlugen. Ich kann es mir nicht leisten, mit einem Haufen unberechenbar gewordener Individuen weitere Jahre auf engstem Raum zu verbringen. Also los, entkleiden Sie sich und legen Sie sich da drüben in den Behälter.«
    Bonelli begann am ganzen Körper zu zittern.
    »Nein – nein«, keuchte er. »Ich will mich nicht einfrieren lassen. Ohne mich funktioniert die Station nicht. Wenn ein Fehler auftritt, dann wird  …«
    »Dann wird ihn der Computer beheben oder ich«, vollendete Stafford. »Und jetzt tun Sie, was ich Ihnen sage, oder wollen Sie vorher lieber betäubt werden?«
    »Aber warum denn?« Bonelli zitterte noch stärker.
    »Weil Sie dicht davor stehen, ebenfalls durchzudrehen. Los jetzt!«
    Als Stafford die Waffe auf ihn richtete, gehorchte der Arzt. Erst sah es so aus, als wollte er sich tätlich zur Wehr setzen, aber dann gab er nach und entkleidete sich.
    Der Rest erfolgte kurz und schmerzlos.
    Ein hallender Schlag, und Dr. Bonellis verkrampfte Gesichtszüge entspannten sich, als ihn der Eisblock umschloss.
    Stafford überprüfte die Kontrollen und hatte dabei das unangenehme Gefühl, sich in einer Leichenhalle zu befinden, wenn er die gläsernen Särge sah. Er wandte sich zu Beauregard um und lächelte flüchtig.
    »Wollen Sie auch, Beauregard?«
    Langsam schüttelte der Navigator und Kosmologe den Kopf.
    »Nein, jetzt noch nicht, Commander. Außerdem wären Sie dann ganz allein. Ich stelle mir das nicht gerade erbaulich vor. Aber angenommen, Sie blieben allein zurück und es stieße Ihnen etwas zu, möglicherweise eine Herzattacke. Dann wären Sie hilflos. Ich schlage vor, dass immer zwei Leute wach bleiben.«
    Stafford nickte zustimmend.
    »Sie haben recht. Aber eine Gefahr besteht trotzdem nicht. Die Automatik weckt alle Leute zu einem bestimmten Zeitpunkt, auch ohne mein Zutun.«
    »Auch ein Computer kann mal ausfallen«, wandte Beauregard ein. »Oder ein Meteorit durchschlägt die Wandungen und zerstört ihn.«
    »Ja, das ist natürlich nicht ausgeschlossen.«
    Noch einmal überprüfte Stafford die Einstellungen. Er war Beauregard dankbar dafür, dass er wach bleiben wollte und sich dadurch einem langsamen Alterungsprozess aussetzte. Immerhin hatte er damit jemanden, mit dem er sich unterhalten konnte. Dann war er in diesem

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